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von rls

P.O.D.: Satellite    (Atlantic)

P.O.D. der CrossOver-Leserschaft noch groß vorstellen zu wollen entspricht wahrscheinlich dem altbekannten Versuch des Exports von Bier nach Bayern. Erstens ist "Satellite" schon etliche Monde auf dem Markt und mit umfänglichen Live- und sonstigen promotionalen Aktivitäten dem potentiellen Interessentenkreis nähergebracht worden, und zweitens gab's vor über zwei Jahren bei uns auch schon ein Review zum Vorgänger "The Fundamental Elements Of Southtown", als P.O.D. in Teutonien zwar schon auf dem Weg zu Everybody's Darlings waren, aber noch ein gutes Stück Strecke bis zu diesem Level zurückzulegen hatten. Thomas diagnostizierte damals eine "Mischung aus King Crimsonscher Saitenakrobatik, KORNscher Vitalität und dem Kopfniggagroove der frühen Beastie Boys", womit ich mich tendenziell durchaus anfreunde und Ähnliches auch auf "Satellite" finde, obwohl man beim intensiven Hinhören nur bedingte Parallelen zu den genannten Acts manifestieren kann (von den Beastie Boys kenn' ich zugegeben aber auch nicht allzuviel Material) und die Begriffskombination Korn und Vitalität für manchen Erbsenzähler eh ein schwarzer Schimmel sein dürfte. Jedenfalls haben sich P.O.D. erfreulicherweise nicht im kommerziellen Sinne glattbügeln lassen, ihre Vielfalt etwa zugunsten einer besser vermarktbaren Stromlinienförmigkeit aufgebend, was ihnen andererseits das enorme Crossover-Potential beläßt, Angehörige unterschiedlicher Jugendsubkulturen ansprechen zu können. Wessen Hardcore-Horizont nicht gerade bei frühen Agnostic Front-Scheiben aufhört, der dürfte genauso Gefallen an P.O.D. finden können wie der Freund des Stadionrocks Marke U2, das Slipknot-Kiddie genauso wie der in Ehren ergraute Althippie. Sanfte instrumentale Interludien Marke "Guitarras De Amor" (welch passender Titel!) oder "Celestial" laden zum Träumen ein, wohingegen potentielle oder bereits Realität gewordene Singlehits wie der Titeltrack, "Set It Off" oder "Alive" bereits in der Festivalsaison 2002 für mittelschwere Erdbeben aufgrund der Erzeugung kollektiver Hüpfaktivitäten gesorgt haben. Dazwischen stehen eigenständige und nahezu unkategorisierbare Tracks (für die allenfalls die Schublade "U2 hätten die auch schreiben können" offenbleibt - auf der erwähnten Vorgängerscheibe hatten P.O.D. mit "Bullet The Blue Sky" übrigens ein U2-Cover am Start) wie mein absoluter Favorit, das hymnische und von einem Kinderchor veredelte "Youth Of The Nation" (gewaltiger Mitshout-Faktor!), oder das völlig aus dem Rahmen fallende "Ridiculous", vor einem halbakustischen relaxten instrumentalen Background einen rappigen Vocalpart, ein schönes Gitarrensolo und mäusige Gesangslinien von Gast Eek-A-Mouse (nomen est omen?) zusammenführend. Man findet übrigens auf "Satellite" noch weitere Gäste vor, von denen H.R. von den Bad Brains und Christian von Blindside die wohl prominentesten Namen spazieren tragen können. Zweitgenannter ergänzt das mit einem Cello ausgestattete und irgendwie an Metallica zu "Load"-Zeiten erinnernde "Anything Right", wohingegen ersterer im flott beginnenden, aber plötzlich in einen relaxten Reggae umschlagenden "Without Jah, Nothin'" zum Einsatz kommt, ein Track wie "Portrait" mit traditionsmetallisch orientierter Gitarrenarbeit überrascht und "The Messenjah" bis auf den Gesang gar als purster Metal durchgeht. Apropos Gesang: Sonny verdient (trotz der Unterstützung durch alle drei Instrumentalkollegen) ein Sonderlob für eine sehr vielschichtige Leistung zwischen Raps, Gebrüll und Gesang. Auch an seiner generell positiven, nicht selten religiös begründeten Message hat sich nichts geändert (ein weiteres Lob). Einen Track namens "Ghetto" durch einen warmen Singalong mit dem Text "I believe that this world believes in love" einzuleiten und diese Worte in abgewandelter Form zum Leitmotiv des Songs zu machen, ist jedenfalls ungewöhnlich und gerade deshalb sowie durch die konsequente Vermeidung sämtlicher "Wir leben im Ghetto und sind ultrahart"-Klischees positiv herauszustellen. Sollte es da draußen wirklich noch CrossOver-Leser (und Crossover-Hörer) geben, die P.O.D. noch nicht kennen, gibt es für das Nichtantesten des Amiquartetts spätestens nach der Lektüre dieses Reviews keine Entschuldigung mehr.




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