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Bobfest 2002     08./09.03.2002     Linköping, Skylten
von Tobias Arnold

Bobfest 2002
Bobfest, das wird wohl nicht jedem etwas sagen. Erstmal zum Namensgeber: das war nämlich Pastor Bob Beeman, der „Whitemetal-Papst“ sozusagen. Nein im Ernst. Pastor Bob kommt aus Amerika und hat sich vor allem ab Mitte der 80er Jahre (das war letztes Jahrhundert) um eine ganze Menge Bands gekümmert und sie geistlich begleitet. Ich nenne da nur Bands wie Deliverance oder auch Vengeance Rising. Ja also eben diese Person hat sich gedacht auch in Europa etwas für jugendliche Rockfans zu machen. Partner fand er in Schweden und so kam das Bobfest zu seinem Namen und nach Schweden. 2002 fand das ganze in Linköping (ich denke Mittel-Schweden) statt. Also im Prinzip für unsere Reisegruppe keine ernstzunehmende Entfernung! Ca. 1200 km, dazu kommt noch mal die Entfernung aus Stuttgart nach Chemnitz, denn die Hälfte von uns 8 Leutchen kam von dort „unten“.
Los ging es am 07.03.2002 ca. 13.00 Uhr ab Chemnitz. Mit mir zusammen in einem weißen Ford Transit (nein er sieht nur so aus als ob er rostet) hatte sich eine große Anzahl von Musikprominenz versammelt. Da die Damen und Herren aus mir unbekannten Gründen unerkannt bleiben möchten, nenne ich nur die Bands in denen sie spielen oder gespielt haben. Da wäre Brainfaq, Overhead, Pious Chaotz, Strange Ahead und last not least Sacrificium zu nennen. Da war ich nun gemeinsam mit einem Anhänger eines unbedeutenden erzgebirgischen Fußballvereins der einzige Musiklaie. Aber nichtsdestotrotz gestaltete sich die 20stündige Fahrt sehr abwechslungsreich und vor allem lustig ... was wurde nicht alles gelabert! Aber zum Glück gab es auch einige Mitfahrer die ihre Berufung ernstnahmen und die schwarzen Schafe unter uns wieder auf den Pfad der Tugend zurückholten (RESOZIALISIERUNG !!!!).
Nachdem wir dann die Reise begonnen hatten, wurden in schöner Regelmäßigkeit Tankstellen und Fastfood-Restaurants angesteuert. Unsere Reise führte uns quer durch Deutschland über Dänemark (dort gibt’s noch wirklich freundliche Polizisten) und eine schöne neue Brücke über die Ostsee nach Schweden (dort gibt’s übrigens beheizte Parkplatztoiletten).
Da wir schon gegen 10.00 Uhr in Linköping angekommen waren, hatten wir genügend Zeit die Stadt ausführlich zu erkunden. Wir hatten eigentlich auch gar keine andere Wahl, da es erst ab 16.00 Uhr möglich war sich anzumelden. Linköping ist eine schöne kleine Stadt. Es geht recht beschaulich dort zu. Eine Universität gibt es und einen bekannteren Eishockeyverein. (Ein metallisches Plattenlabel mit gutem Geschmack gab’s da auch mal, nämlich Loud’n’Proud Records, die leider mittlerweile dem Konkurs anheimgefallen sind – Anm. rls)
Nachdem wir das Check-in hinter uns gebracht haben, bezogen wir unser Quartier. Dieses war in einer sehr modernen Kirche namens „Pingstkyrkan“. Zusammen mit vielen anderen Teilnehmern teilten wir einen Raum. Neben ca. 200 Schweden waren auch noch 120 Leutchen aus anderen Ländern (vor allem England, Finnland, Norwegen aber auch der Schweiz) mit dabei. Besonders schön war, dass man sich von Anfang an dort wohl fühlte (echt familiäre Atmo) und man konnte sich auch, mit seinem zugegeben miserablen Englisch, recht gut verständigen.
19.00 Uhr war dann Beginn. Man bekam die nötigen Infos gesagt und startete dann in das Festival mit fettem Lobpreis. Die Worshipband gehörte zur hiesigen Gemeinde und die Band gestaltete alle Seminare bzw. Gottesdienste. Am Ende des ersten meetings sprach Pastor Bob, der sehr herzlich begrüßt wurde, ein paar einführende Worte.
Im Anschluss daran ging es dann zu Fuß zu dem Club in dem die Konzerte stattfanden. Der Name des Clubs ist „Skylten“, und er hat ein Fassungsvermögen von ca. 400 Personen. Also ein relativ kleiner Club mit einer niedrigen Decke und einer wenig großen Bühne ... also insgesamt ging es recht beengt dort drin zu ... hat natürlich den Vorteil, dass es nicht kalt wird. In einem separaten Raum war die Bar (während des Festivals wurde allerdings kein Bier dort ausgeschenkt – das war allerdings auch nicht weiter schlimm, weil mir Kenner der Materie versicherten, dass schwedisches Bier (Achtung Zitat!) „ein übles Wasser“ ist). In diesem Raum waren weiterhin allerlei Stände z.B. von Fear Dark Records aus Holland und Nordic Mission aus Norwegen zu finden und natürlich auch dicht bedrängt, denn das Angebot an neuen CDs war recht groß.
Die erste Band des Abends waren Soniferous aus Norwegen. Die vier Jungs (waren vielleicht 15 Jahre alt) spielten Deathmetal und das gar nicht so schlecht. Zumindest die ersten drei Songs waren recht vielversprechend. Ich denke, von der Band werden wir in Zukunft noch mehr hören, wenngleich ich stark vermute, dass sie irgendwann auch mal Rock’n’Roll spielen. Das würde auch besser zum Haarschnitt des Sängers passen, der im übrigen seine Sache, also Gesang und Baßspiel, recht gut machte. Der Sound war o.k. und die Band hatte guten Rhythmus und spielte einen technisch soliden Gig. Insgesamt ein guter Start in den musikalischen Teil des Festivals. Mal sehen ob Soniferous auch dieses Jahr wieder auf dem Freakstock spielen.
Vor der zweiten Band kam zum erstenmal ein Ansager, der die Massen eigentlich auf die Bands einstimmen sollte (ist glaube ich der Sinn eines Moderators), zum Zuge. Warum ausgerechnet dieser junge Mann diesen Part übernahm wird wohl für alle Zeiten ein großes Geheimnis bleiben. Unter uns gesagt: ich glaube ja, die Illuminaten haben da wieder mitgemischt. 23 !!!!! Nein natürlich quatsch!!! Der Moderator war nur irgendwie sehr phlegmatisch und na ja irgendwie einschläfernd und die Ansagen hatten auch keinen Unterhaltungswert ... aber egal. Die Ansage passte auf jeden Fall zur nächsten Band. Diese hieß Veni Domine und war wohl eine der bekannteren des Festivals. Mit drei Veröffentlichungen auf dem säkularen Label Massacre konnte man gespannt auf die musikalische Umsetzung ihres anspruchsvollen Sounds sein. Diese Umsetzung gelang aber nicht. Zugegeben, Doom-Metal ist nicht direkt Live-Musik aber die Band wirkte unsicher und man merkte, dass sie wohl lang keinen Gig gespielt haben. Zudem kam der Gesang sehr dünn rüber und die gesamte Performance war eher nervig. Aber wie gesagt vielleicht sollte man so eine Art Musik lieber zu Hause auf CD hören.
Veni Domine
Oblivion waren der Abschluss des ersten Tages. Sie hatten ihre erste CD im Gepäck und gespannt erwartete man die Band, da im Vorfeld zu hören war, dass sie dem NU Metal frönen und unsereins an skandinavische Bands härterer Gangart ne Menge Erwartungen hegt. Oblivion hatten auf jeden Fall einen Bonus, weil sie wohl ganz aus der Nähe kommen und demzufolge waren die fünf Musiker bei dem größten Teil der Hörerschaft bekannt.
Die Lieblingsbands von Oblivion konnten hörbar ausgemacht werden: Meshuggah und Living Sacrifice. Positiv hervorzuheben ist der Schlagzeuger, der laut Aussage der anwesenden Musikerpolizei seine Sache gut gemacht hat. Ansonsten hatte die Band für skandinavischen Standard eine schlechte Show: wenig Bewegung, kaum Ausstrahlung ... und irgendwie hat’s in meinen Augen oder Ohren nicht recht gerockt. Den anwesenden Schweden hat‘s aber gefallen und das ist die Hauptsache!
Fazit des ersten Tages: es hat Spaß gemacht; es war eine ausgewogenen Mischung aus Konzert und Message und man hat mal Pastor Bob Beeman gesehen und gehört. Dies sollte sich dann am zweiten Tag auch fortsetzen.
Nach einer guten Nacht in der man mal wieder richtig schlafen konnte ging es nach dem Frühstück um 10.00 Uhr mit dem Morgen-Meeting weiter. Viel Lobpreis sollte diesen Samstag prägen und das war auch gut so. Während des anschließenden Seminars (es gab drei verschiedene, man konnte wählen – die Reisegruppe „Ostdeutschland“ hat sich aber für die von Pastor Bob entschieden – was eigentlich schade war, da wir von den anderen zwei so nichts berichten können) und die nachmittäglichen Gottesdienstes zog sich eine Hauptaussage durch das Programm und diese ist (nicht war) sehr ermutigend: „Wenn wir eine Beziehung mit Jesus haben, sind wir keine Sünder mehr, sondern Heilige ...“. Gerade für solche Menschen wie mich echt schön und wichtig sich an dieses stets zu erinnern. Des weiteren wurde daran erinnert, dass man bei all der düsteren Musik, die es momentan auch im christlichen Bereich gibt, nicht vergessen sollte, dass Jesus das Licht und unsere Freude ist! Im Anschluss an den Gottesdienst feierten wir zusammen ein richtig schönes Abendmahl – echt fett.
Musikalisch ging‘s am Abend mit einer mir unbekannten Band namens Jam Boo Garden weiter. Der kurze Auftritt war nicht schlecht. Die Jungs spielten anspruchsvollen Progressiv-Rock. Die Band hatte aber ein bisschen mit dem Sound an diesem Abend zu kämpfen. Dies zog sich leider durch den Abend. Der Techniker war ein wenig überfordert, was sich vor allem bei Extol negativ auswirkte ... aber dazu später mehr.
Nach Jam Boo Garden gab es für mich persönlich den ersten musikalischen Höhepunkt, denn Immortal Souls aus Finnland eroberten die Bühne. Endlich mal ein Metal-Sänger der „böse“ aussieht. Demzufolge gab es nach dem Konzert einige Diskussion ob Herr Särkioja (hat jetzt kurze Haare oder besser fast keine) nun sympathisch ist oder nicht. Musikalisch konnte die Band auf jeden Fall überzeugen. Gespielt wurden alte und neue Songs aus der schon längeren Bandgeschichte. So beispielsweise „Snow Soul“ von dem finnischen Metalsampler von 1998 „From Kaamos To Midnight Sun“ oder „Devine Wintertime“ vom 99er Split-Album mit Mordecai. Dazu gesellten sich neue Songs vom „Under The Northern Sky“-Album. Besonders hervorzuheben war der Titel „Dark night under the northern sky“, der nicht nur live gut rüberkommt, sondern auch auf der CD. Wer auf düster angehauchten Metal steht (Wintermetal), sollte auf jeden Fall mal in den Longplayer reinhören, denn Immortal Souls haben eigentlich keine schlechten Songs. Beim Publikum kam die Band ebenfalls gut an, nicht zuletzt weil auch noch 2 CDs verschenkt wurden.
Immortal Souls
Danach ging es mit einer weiteren Record-Release-Party weiter, und zwar von den Schweden Sanctifica. Wer auf eine tempogeladene Black Metal-Attacke gewartet hatte, wurde enttäuscht. Viel zu oft versuchten die Musiker progressive Elemente einzufügen, was zumindest live nur schlecht gelang. Die ständigen Stilwechsel wirkten auf mich ziemlich nervig, zumal der Sänger gesangstechnisch überfordert schien. Einzig, wenn sie ältere, härtere Songs im Black Metal-Stil spielten, wurde mein Fuß zum mitwippen bewegt. Mit von der Partie war ein Gitarrist von Oblivion, der diesmal zum Glück auf die Sonnenbrille verzichtete. Es war zumindest keine gute Werbung für ihre neue CD, welche ich mir aufgrund dessen auch nicht angehört habe ... aber vielleicht klingt es ja da viel besser - keine Ahnung. Aber auch hier hat es den Einheimischen gut gefallen. Naja der Patriotismus! Jedes schlechte Konzert geht mal zu Ende – auch dieses.
Da ist es doch besser man greift auf bewährtes, ‚made in germany’ zurück. Seventh Avenue hatten sich auf den langen Weg von Wolfsburg nach Linköping begeben und spielten im tiefsten Schweden einen souveränen Gig. Nach anfänglicher Zurückhaltung gingen die Leute dann auch mit; vor allem die Klassiker „Rest In Peace“ und „Southgate“ animierten die Leute zum bangen und moshen. Begeistert hat dann auch das obligatorische W.A. Mozart-Solo und vor allem die älteren Semester zeigten sich überaus erfreut als zum Abschluss der Iron Maiden-Song „Run To The Hills“ gecovert wurde. Der Sound (incl. Gesang) hat auch gestimmt, nicht zuletzt weil wie für Seventh Avenue gewöhnlich nicht auf den eigenen Techniker samt Technik verzichtet wurde. Eben deutsche Wertarbeit, wie man sie in Zeiten der Globalisierung hierzulande immer seltener findet. (ACHTUNG POLITISCHES STATEMENT!!)
Seventh Avenue
Ab Seventh Avenue gab‘s dann nur noch gute Bands. Kein Wunder denn als vorletzte Band enterten Extol die Bühne. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich k.o.. Zudem hatte ich ein bisschen Wut, dass ausgerechnet bei dem besten Metal-Song aller Zeiten, „Undeceived“, der Techniker überhaupt nicht mit den wechselnden Gesangsparts von Peter Espevoll zurechtkam. Peters Bruder Christer hat jetzt übrigens kurze Haare und konnte nicht mehr mitmoshen. Es war ein überzeugender Gig und die Massen gingen vom ersten Lied an mit. Extol spielen ja in schöner Regelmäßigkeit auf dem Bobfest. Zum Schluss wurde noch „Warfire“ von Vengeance Rising gecovert. Hervorzuheben ist noch dass Extol an diesem Tag einen Major-Deal mit Century Media für Europa abgeschlossen haben. Das bedeutet, das es in absehbarer Zukunft überall CDs der Norweger zu kaufen geben wird und sie mit Glück auch bald wieder in Deutschland, dann vielleicht als Vorband einer namhaften Band, touren werden. (Das stimmt zwar generell, aber Century Media sind auch nur ‘n Indielabel, wenn auch eines der größten in Metal-Deutschland – Anm. rls)
Zu vorgerückter Stunde konnten dann noch einmal Selfmindead voll abrocken. Leider verließen einige Zuhörer nach Extol den Club. Selfmindead bildeten einen würdigen musikalischen Abschluss des Bobfestes. Man merkte, dass die Band sehr viel Erfahrung hat, viele Konzerte gespielt hat und eine 101prozentige Live-Band sind. Ich freu mich schon darauf, wenn die Jungs wieder nach Deutschland kommen und hier ihren Hardcore mit skandinavischem Einfluss zum besten geben. Selfmindead und Extol wurden eigentlich als einzige dem skandinavischen Standard hinsichtlich der Liveshow gerecht.
Damit geht auch der Bericht über das Bobfest zu Ende, denn vom abschließenden Sonntag mit den Gottesdiensten kann ich nichts mehr berichten, weil wir gleich nach dem Frühstück die Heimreise antraten, welche sich ruhiger gestaltete, wie das bei solchen Ausfahrten meist der Fall ist. Gut in Deutschland angekommen verabschiedete sich die Lichtmaschine unseres Busses, so dass wir in Pinneberg noch die Bekanntschaft eines ADAC-Mitarbeiters machen durften, der uns dann gleich zwei Mietwagen organisierte mit denen wir ca. 4.00 Uhr am Montag in Chemnitz ankamen und dann müde ins Bett fielen.
Als Fazit kann man sagen, dass es beim Bobfest keine musikalischen Offenbarungen gegeben hat, es aber eine sehr, sehr schöne Zeit bei netten Menschen war, es gute Zeiten mit Gott gab und wir es empfehlen können dort mal hin zu fahren. Und ich habe dazu noch eine Lebenserfahrung gemacht, die ich gern an euch weitergeben möchte, um meinem pädagogischen Auftrag gerecht zu werden und vielleicht kann ich euch viel Leid und Elend damit ersparen (Hi, HI): „Spielt niemals mit einem langhaarigen Schwaben Fußball auf einem Parkplatz von ‚EUROSPAR’ in Schweden“! (Hat Claudio ‘ne Schaufensterscheibe zerschossen? - Anm. des grinsenden rls)

Weitere Infos und Bilder zum Bobfest und anderen musikalischen Sachen findet ihr im Internet unter www.bobfest.org (dort sind die vier eingebauten Bilder auch her) oder www.whirlwind-music.de
 






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