www.Crossover-agm.de DRAKKAR: Quest For Glory
von rls

DRAKKAR: Quest For Glory   (Dragonheart Records)

Jahrelang wurden Metalbands aus Italien nur mit einem Lächeln bedacht, wenn sie es wagten, ihre Produkte auch nördlich des Brenners vertreiben zu lassen. In einigen Fällen mag dieses Image ja durchaus auch der Realität entsprochen haben, aber so umfassend, wie es im deutschen Blätterwald immer rauschte, war wohl nicht zuletzt eine Portion Futterneid im Spiel. Spätestens seit Rhapsodys kometenhaftem Aufstieg im Jahre 1997 hat sich das Bild aber relativ radikal gewandelt: Eine italienische Combo nach der anderen tauchte auf dem deutschen Markt auf und traf ob ihrer zumeist ziemlich traditionell-metallischen Ausrichtung auch den Nerv der Zeit. Ende 1998/Anfang 1999 traten so auch Drakkar quasi unvermittelt aus dem Dunkel ins gleißende Licht des deutschen Metalplattenmarktes. Das Wikingerschiff auf dem Cover und der Text des Titelsongs (eine Hymne an Odin) lassen eigentlich eine skandinavische Herkunft vermuten, aber beim zweiten Überlegen kommt man auf eine nicht ganz so weit im Norden angesiedelte Inspirationsquelle: Einige Songs erinnern etwas an die Hamburger Piraten von Running Wild, vor allem vom Riffing her, und speziell "Dragonheart" (nein, keine Ode an die gleichnamige Plattenfirma, bei der Drakkar zufälligerweise auch noch unter Vertrag stehen; aber stellt euch mal vor, was passieren würde, wenn der Markt plötzlich von Songs namens "Sony", "Polydor", "Asaph", "Pleitegeier" oder "Nuclear Blast" überschwemmt würde) könnte völlig unauffällig auch auf einem RW-Tonträger plaziert werden, wenn Rock'n'Rolf den Song neu einsingen würde. Apropos Gesang: Luca Capellari beherrscht zahlreiche Tonlagen zwischen tiefem, fast erzählendem Gesang und sehr hohem, an einen Kastraten erinnerndem Gekreisch, und ein paar wikingerartige Chöre haben sich die Jungs auch nicht verkniffen. Ansonsten hat man im Hause Drakkar fleißig Teutonenspeed Marke Gamma Ray sowie die Werke der italienischen Kollegen Labyrinth und Rhapsody gehört und alle diese Einflüsse in die elf Songs des Albums gegossen, die von der Halbballade ("Wings Of Fire") über Midtempo-Stampfer ("Under The Armor") und einen Epic ("The Walls Of Olathoe", 13:56 min kurz) bis zum melodischen Hochgeschwindigkeitskracher ("Raising The Banners") das komplette Spektrum des traditionellen Metal abdecken. Technisch und arrangementös ist das Quartett um Gitarrist/Songwriter Dario Beretta über alle Zweifel erhaben, die Songs wirken schlüssig konstruiert und werden trotz mehrfacher Überlänge nicht langweilig. Und weil man ein interessantes Album durch ebensolche Texte abrunden sollte, tun Drakkar dies auch. Sie bewegen sich dabei einerseits in der Jetztzeit (z.B. "Raising The Banners", eine Hymne "dedicated to all True Metal Fans", oder "Wings Of Fire", zu dem ich gerade nicht die passenden Worte finde), andererseits in der mythologischen Vergangenheit (z.B. "The Walls Of Olathoe", eine Jahrtausende alte, aber irreale Kriegsgeschichte, oder das äußerst interessante "Coming From The Past", in dem Jesus auf dem Weg zum Kreuz nochmal seinem ewigen Widersacher begegnet). Unterm Strich sollte jeder qualitätsbewußte Freund traditionellen Heavy Metals hier zumindest mal reinhören.

 




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