www.Crossover-agm.de ZEPHANIAH: Stories From The Book Of Metal
von Raphael S.

ZEPHANIAH: Stories From The Book Of Metal   (Eigenproduktion)

Italometal ist als Stilbegriff ja längst über Italiens Grenzen hinausgewachsen, wie der geneigte Anhänger spätestens seit 2000 weiß, als eines der noch heute unübertroffenen Meisterwerke dieses Genres in Gestalt des Albums "The World Where Shadows Come To Life" von den Russen Archontes veröffentlicht worden war. Zephaniah spielen auch Italometal und kommen nichtsdestotrotz aus den USA, womit sie dort relativ alleine dastehen - Ian Bender (zur Zeit der Albumaufnahme noch Drummer, aber mittlerweile an den Baß gewechselt) führt in seiner Dankesliste denn auch den "most epic of all continents" an, nämlich Europa. Zumindest den einen oder anderen Fan dieser Stilrichtung dürfte es allerdings auch auf dem nordamerikanischen Kontinent geben, denn sonst hätten Rhapsody (Of Fire) ihr Livealbum wohl kaum in Montreal mitgeschnitten. Für ein Orchester hat das Budget der karrieretechnisch noch ganz am Anfang stehenden Zephaniah nicht gereicht, ergo muß ein Keyboard herhalten, das allerdings in den drei Songs der Albummitte eine Flankierung durch ein echtes, von Adam Guingrich eingespieltes Klavier erfährt. Trotz omnipräsenter Tastenklänge drängen sich diese allerdings nie in den Vordergrund, sondern landen allenfalls auf einem gleichberechtigten Niveau mit den Leadgitarren. Und die sind der wahre Trumpf von Zephaniah - Spielfreude hoch 10, aber im richtigen Moment auch zurückzuschalten wissend, dabei aber trotzdem lebendig wie eine Wasserquelle und vom spieltechnischen Vorbild her ganz klar Olaf Thörsen (Labyrinth, Vision Divine) ausweisend, wenngleich der seinen Stil ja mittlerweile etwas abgewandelt hat. Auch der Pathosgehalt nimmt bisweilen recht hohe, italienverdächtige Werte an, wird allerdings nicht übertrieben und paßt sich der Gesamtlinie gut an. Naturgemäß tritt er im Gesang und in den grundsätzlichen Arrangements besonders intensiv zutage, wobei der Gesang nochmal ein Kapitel für sich darstellt. Normalerweise würde man im Italometal ja einen eher hohen und wenig stimmgewaltigen Sänger erwarten - Logan Detwiler (mittlerweile nicht mehr dabei) ist auch nicht so sehr stimmgewaltig, hält sich allerdings eine Oktave weiter unten auf und offenbart besonders in den ruhigen Passagen noch einige Schwierigkeiten, die Töne dort zu treffen, wo es die Musiktheorie vorschreiben würde. Gerade in der Halbballade "Deep Breath" klingt er bisweilen fast etwas hilflos, auf jeden Fall nicht so souverän, wie man das von Stilkönnern wie beispielsweise ZP Theart (Dragonforce) gewohnt ist. Allerdings bemerkt man in diesem Song ein Kuriosum: Der erste und der Schlußteil sind als Klavierballaden konzipiert, und dort, wo sich Logan nicht "verstecken" kann, liegt er gesanglich in der Ideallinie, während die beschriebenen Probleme sich auf den etwas härteren Mittelteil konzentrieren. Die Kuriosität dieser Szenerie kommt speziell zustande, weil in den Speedparts vieler anderer Songs etwaige gesangliche Schwächen entweder nicht so auffallen oder gar nicht erst vorhanden sind. Als Direktvergleich kann man etwa gleich das folgende "Sword Of The King" heranziehen, das auch eine Klavierballade antäuscht, aber noch vor dem ersten Gesangseinsatz in klassischer melodischer Speedmanier losbrettert. Aber auch die Speedbolzen gestalten Zephaniah recht abwechslungsreich und schalten vor allem in den Soli gerne auch mal auf Midtempo herunter, um dieses dann wieder erfolgreich mit Geschwindigkeitsausbrüchen zu umrahmen, zu ergänzen oder auch zu konterkarieren (interessanterweise ist "Fight For Love" gerade andersherum strukturiert, also mit speedigen Soli in einem sonst eher midtempolastigen Song, der auch der zugänglichste des ganzen Albums ist - und das Stilmittel scheint der Band so gut gefallen zu haben, daß sie es in "Blackbeard's Revenge" gleich nochmal anwendet). Dabei fällt auf, daß die Rhythmusgitarren in den oft recht ausgedehnten Soli entweder weit in den Hintergrund gemischt worden sind oder auch mal ganz entfallen, so daß sich in klassischer Siebziger-Manier Gitarre und Keyboard solistisch duellieren können, wobei - darauf hat man eigentlich schon länger gewartet - in "Sword Of The King" an Trackposition 5 auch das Spinett zum Einsatz kommt, während das plötzliche Bluessolo in "The Lone Warrior" doch mehr als überraschend kommt. Die Duellstruktur und der Blues sollen allerdings die einzigen Siebziger-Einflüsse in der Musik bleiben, ansonsten zeigen sich Zephaniah als konsequente Kinder der zweiten Neunziger-Hälfte, in denen Bands wie Labyrinth den Italometal zur Perfektion veredelten. Drei der fünf Bandmitglieder tragen auf dem Foto übrigens Bandshirts, wobei einmal die eigene Band vertreten ist. King Diamond hat keinerlei Spuren im Bandsound hinterlassen; bleiben Manowar, von denen Zephaniah die Neigung zu Sword & Sorcery-Lyrics übernommen haben, wie gleich im eröffnenden "The Metal Prayer" deutlich wird, welches das Gebet in ein klassisches opulentes Instrumentalintro von knapp vier Minuten Länge einbettet. Von Rhapsody (Of Fire) geerbt haben Zephaniah wiederum den Drachen auf dem Covergemälde, der in zweifacher Ausfertigung zu sehen ist - allerdings dürften beide Exemplare aufgrund der Löcher in ihren Flügeln eigentlich gar nicht fliegen können, was der linke nichtsdestotrotz tut (jedenfalls noch - in wenigen Millisekunden müßte er nämlich von dem kahlen Baum rechts neben ihm aufgespießt worden sein), während der rechte über einer Art Stadttor Wache hält und Geschichten aus dem Buch des Metal vorliest, was ihm unter den Leuten vor dem Tor allerdings keine Freunde einbringt. Ein bösartiger Zaunpfahlwink in Richtung des Status Zephaniahs, ergänzt gar noch durch die Tatsache, daß es sich beim Bandnamensgeber um einen auf die Apokalypse vorausweisenden Propheten des Alten Testaments handelt? Sicher bzw. hoffentlich nicht, denn einen baldigen Untergang hätten sie mit ihrer abgesehen von den erwähnten gesanglichen Schwierigkeiten doch ohne Abstriche begeisternden Musik eigentlich nicht verdient. Und der Prophet verkündigt in den letzten Versen seines nur recht kurzen Kapitels immerhin auch die Errettung der getreuen Kinder des Herrn, so daß also doch noch nicht Hopfen und Malz verloren ist. Erretten lassen (in Gestalt des Erwerbs dieser Eigenproduktion) kann man sich u.a. via www.karthagorecords.de
Kontakt: www.zephaniahmetal.com, www.myspace.com/zephaniahband

Tracklist:
The Metal Prayer
Antietam
Avenger Of Souls
Deep Breath
Sword Of The King
Fight For Love
Blackbeard's Revenge
The Lone Warrior
Flame Of The Dragon
 




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