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ZARPA: Luchadores De La Paz
von rls

ZARPA: Luchadores De La Paz   (Metal Soldiers Records)

Dank der Veröffentlichung via Karthago Records sind die jüngeren Zarpa-Alben ab "Infierno" (2004) in Deutschland problemlos zu bekommen, aber schon zuvor gab es Tonzeugnisse der Band, die allerdings hierzulande nur in den Tonträgerschränken einiger Spezialisten zu finden sein dürften. Die Karthago-Pressung von "Infierno" gab mit den sechs Bonustracks bereits einen Einblick in das Achtziger-Schaffen der Spanier, allerdings keinen allumfassenden bzw. partiell einen auch nur bedingt repräsentativen, da vier der sechs Tracks vom nie erschienenen 1986er Album "En Ruta Hacia Europa" stammten und mit ihrer Def-Leppard-Schlagseite doch einen gewissen Bruch im Schaffen Zarpas markierten, der ihnen zugleich das Genick zertrümmerte. Erst 1999 rappelte sich die Truppe bzw. speziell Vicente Feijoo als Chefdenker wieder nachhaltig auf, und das neu formierte Quartett spielte acht neue Tracks ein, die laut der Encyclopedia Metallum zunächst unter dem Titel "Zeta" als Eigenproduktion erschienen sein sollen, bevor sie dann unter Hinzufügung dreier weiterer Songs ebenfalls als Eigenproduktion unter dem Titel "Luchadores De La Paz" erneut das Licht der Welt erblickt hatten. Ebenjene Elf-Song-Fassung mit 47 Minuten Spielzeit liegt nun als Re-Release vor, und zwar nicht etwa bei Karthago Records, sondern bei den Brasilianern von Metal Soldiers Records. Da nun aber offensichtlich die Alben der Karthago-Ära in Brasilien eher wenig Verbreitung gefunden haben, ist die Bonustrackstruktur diesmal umgekehrt: Die brasilianische Pressung enthält sechs Boni, die paritätisch von "Infierno" und dessen Nachfolger "El Yunque Contra El Martillo" stammen.
Für den deutschen Anhänger, der diese beiden Alben schon im Schrank hat, ist natürlich das alte Material aus der Zeit um die Jahrtausendwende interessanter, und schon beim ersten Hören fällt auf, daß diese elf Songs gewissermaßen eine Art Vorstufe zu "Infierno" darstellen. Der NWoBHM-lastige Metal ist hier noch stark vom Siebziger-Hardrock geprägt, und einige Keyboardklänge weisen gar ein gewisses psychedelisches Feeling auf, das den gewissen Kauzigkeits-Eindruck wirkungsvoll unterstreicht. Dabei spielt Alleinkomponist Feijoo aber gekonnt auf der Klaviatur der zur Verfügung stehenden Stilmittel, und selbst flotte Nummern wie "Las Hordas Del Mal" legt er keineswegs ausschließlich geradlinig an, sondern sorgt mit ideenreichen Breaks für Abwechslung wie für Interesse beim Hörer auch über den dritten Hördurchlauf hinaus. Freilich bleibt arrangementseitig der eine oder andere Wunsch offen, und der Hörer fragt sich beispielsweise in "A Imagen Y Semejanza", ob es denn unbedingt sein mußte, daß die Band sich erst zu einem vielversprechenden großen Solo aufschwingt, selbiges dann aber schnöde ausgeblendet wird und keine Konklusion erkennen läßt. Manchmal ist mehr eben wirklich mehr, aber eigentlich weiß Feijoo das auch und arrangiert seine Songs nicht zu dürr, ohne sie andererseits aber auch zu überfrachten. Die für den Siebziger-Touch nicht unmaßgeblichen Keyboards stammen von gleich mehreren Gastmusikern; die grundsätzliche Quartettbesetzung ist ansonsten die gleiche, die dann auch "Infierno" einspielte. In die Siebziger verweist auch "Avad-ón El Destructor" zurück, den orientalischen Touch in der Melodik und Harmonik aufgreifend, den Ritchie Blackmore weiland mit "Gates Of Babylon" in die Hardrockwelt einführte, während etwa das Gitarrensoloduell im Opener "La Senal" eine in den Achtzigern perfektionierte Form darbietet, "Sinfonia De La Revelación" aber wiederum weit zurück reicht und fast eine flotte und leicht gehärtete Version des Status-Quo-typischen Boogie-Rocks darstellt, wobei Feijoo hier interessanterweise ein Hauptbreak mit Doublebassdrums und Krümelmonsterstimme einschiebt, ohne daß es aber eingeklebt wirkt. Den Bogen zu Blackmore zurück schlagen "En Tierra Santa" (in diesem Fall zu Blackmore's Night) und das Instrumental "J.S. Bach", dessen ursprüngliche Inspirationsquelle und stilistische Ausrichtung sicherlich keiner weiteren Worte mehr bedürfen. Besitzer der Erstauflage der Karthago-Pressung des "Iberia"-Albums kennen diesen Song und auch "Maquinas" übrigens schon - sie standen in der Setlist des dort auf der Bonus-DVD verewigten Jubiläums-Gigs zum 30jährigen Bandgründungsjubiläum am 7. März 2008. Und weil das mit den Siebziger-Referenzen so schön war, kommt zum Abschluß des regulären Albums mit dem fünfeinhalbminütigen Epos "Akhenatón" gleich nochmal die orientalische Schiene zum Zuge, wobei hier zwei Geigen und ein Cello neben die Gitarren als Melodieinstrumente treten (und laut Booklet sind das echte und nicht etwa künstliche Streicher). So endet ein Album, das man, wenn man "Infierno" weniger mochte als vor allem das wieder deutlich siebzigerlastigere "Iberia", bedenkenlos in die Sammlung einreihen kann, zumal auch Feijoo hier kurioserweise sicherer wirkt als auf "Infierno", wo er in höhere Lagen vorstieß, seine Stimme dort aber auch an hörbare Grenzen führte, wie man beispielsweise in "El Cielo Llora Por Ti" deutlich wahrnehmen kann. Aber auch als Liebhaber des leicht verschrobenen Touchs von "Infierno" kann man an "Luchadores De La Paz" durchaus Gefallen finden. Bei der Beschaffung des Brasilienimports kann ein Blick auf www.karthagorecords.de durchaus hilfreich sein.
Kontakt: www.metalsoldiersrecords.webs.com, www.zarparock.com

Tracklist:
La Senal
Avad-ón El Destructor
Luchadores De La Paz
Se Cumplen Las Profecias
A Imagen Y Semejanza
Las Hordas Del Mal
Maquinas
Sinfonia De La Revelación
En Tierra Santa
J.S. Bach
Akhenatón
  Bonus Tracks:
El Cielo Llora Por Ti
Buscando Hachis
Tragedia O Comedia
Ángel De Mi Soledad
Más Allá Del Bien Y Del Mal
Jovenes Salvajes
 




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