www.Crossover-agm.de
VENI DOMINE: Light
von tk

VENI DOMINE: Light   (Massacre Records)

Wer die schwedischen Prog./Epic-Doomer VENI DOMINE schon in den ewigen Jagdgründen wähnte, sollte erst kürzlich in seinen Befürchtungen bestätigt werden. Nur wenige Monate nach Erscheinen des neuen Albums "Light", dessen musikalischem Tiefgang wir uns später zuwenden werden, verkündete die Band offiziell ihre Auflösung nach 27 Jahren gemeinsamen Musizierens. Das gibt dem Rezensenten natürlich die Gelegenheit, das musikalische Schaffen der Nordmänner ausgiebig zu würdigen. Bereits 1987 unter dem Namen GLORIFY gegründet, benannte man sich noch im selben Jahr in SEVENTH SEAL um und veröffentlichte zwei Demos. Das viel beachtete Debütalbum "Fall Babylon Fall", 1991 eingespielt und 1992 veröffentlicht, gilt bei vielen Genre-Liebhabern als Meilenstein des proggigen Epic-Dooms, das zwar häufig in einem Atemzug mit QUEENSRYCHEs Erfolgskonzept "Operation Mindcrime" genannt wird, aufgrund seiner apokalyptischen Schwere und Dichte aber einen völlig eigenständigen Sound hatte. Mit dem ähnlich starken, aber weitaus sperrigeren 1994er Nachfolgewerk "Material Sanctuary" gelang der Band dann endgültig der Durchbruch, zumindest in arrivierten Genrekreisen. Unvergessen bleibt auch die 1996er Tour mit SAVIOUR MACHINE und SOUL CAGES. Danach kam der Bandmotor allerdings ins Stottern. 1998 folgte das ruhigere, nicht mehr ganz so starke Werk "Spiritual Wasteland", bevor die Schweden zwangspausieren mussten. 2003 meldeten sie sich eindrucksvoll mit runderneuertem Sound und neuem Logo zurück. Nach dem 2007er Werk "Tongues" zwang eine Stimmband-Operation Sänger Fredrik Sjöholm zur vorübergehenden Aufgabe. Die Band lag erneut auf Eis. Nach 7 Jahren noch ein ambitioniertes Abschlussalbum zu veröffentlichen, ist VENI DOMINE hoch anzurechnen. "Light" schließt in seiner musikalischen Ausrichtung nahtlos an das Vorgängerwerk an, entwickelt aber erst nach mehrmaligem Durchlauf seinen unnachahmlichen Charme. "In Memoriam" bindet schon zu Beginn höchste Aufmerksamkeit, denn die über 11-minütige Achterbahnfahrt von filigranen, teilweise verträumten, klassischen Parts und wuchtigen Doom-Metal-Salven ist keineswegs leicht konsumierbare Tonkunst. Daneben brilliert einmal mehr Torbjörn mit schier unglaublichen Saitenkünsten und vielseitigen Riffpassagen. Fredrik singt kontrolliert, aber dennoch variabel und mit gewohnter Leidenschaft. Das beschwingt klassische "Farewell" formt sich im letzten Drittel zu einem RUSH-mäßigen Prog. Rocker aus, während "Hope" mit halb-akustischen Gitarrenparts und fließenden Gesangslinien Akzente setzt. Der sphärische Auftakt zu "Where The Story Ends" könnte auch als Film-Soundtrack gefallen, während das metallische Grundgerüst zunächst fragil wirkt, sich aber im Verlaufe des Songs mit verstärkten Stahlstreben und wirbelndem Schlagwerk präsentiert. Mit der akustischen Neueinspielung von "Oh Great City" verabschieden sich VENI DOMINE nahezu geräuschlos, andächtig und anmutig. Es bleibt eine Träne im Knopfloch sowie schöne Erinnerungen an großartige Live-Auftritte und faszinierende Alben.
Kontakt: www.venidomine.com, www.massacre-records.de

Tracklist:
1. In Memoriam
2. Farewell
3. Hope
4. Where The Story Ends
5. Preludium
6. Last Silence Before Eternity
7. The Hour Of Darkness
8. Waiting
9. Oh Great City 2014



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver