www.Crossover-agm.de QUEENSRYCHE: Queensryche
von gl

QUEENSRYCHE: Queensryche   (Century Media/EMI)

Nach all dem Theater und den schmutzigen Fakten, die von der Trennung der Band mit ihrem ehemaligen Sänger detailgenau in die Öffentlichkeit gelangten, ist es an der Zeit, endlich die Musik zu bewerten, mit der die Band und ihr neuer Sänger Todd La Torre antwortet. Keineswegs hilft hier die simple Schwarz/Weiß-Schablone weiter, von wegen hier alles super, drüben alles daneben. Denn ausgerechnet der vorab lancierte Song "Redemption" ist zwar ordentlich und natürlich besser als das uninspirierte Material der letzten CD (kein Kunststück), aber richtig überzeugen konnte er mich auch nicht. Und dann noch die einfallslose Covergestaltung ... Dann jedoch erklingt das Intro, welches Anklänge an alte Großtaten andeutet und übergeht in "Where Dreams Go To Die". Dieses Lied alleine stellt mindestens alles der letzten 12 Jahre, was unter dem Banner dieser Band veröffentlicht wurde, in den Schatten! Von diesem Zeitpunkt wußte ich, daß endlich endlich ENDLICH ein Album unter dem Namen Queensryche eben doch noch fähig ist, Begeisterung zu entfachen, und die Musiker in der Tat noch in der Lage sind, Faszinierendes zu erschaffen. "Spore" muß man gleich zweimal hören, um alles zu erfassen, was Scott Rockenfield aus seinem Drum-Kit rausholt. Todd La Torre singt großartig; nein, er kopiert seinen Vorgänger nicht - wenn überhaupt, hört er sich ähnlich an wie Midnight, den er bei Crimson Glory ersetzte, inzwischen die Band aber verließ. Michael Wilton sowie Eddie Jackson gelingt es mit dem alten Equipment und den gleichen Einstellungen von 1988 und 1990 unter Regie des gleichen Mischers (James Barton), ähnliche Stimmung und Atmosphäre zu erschaffen, die damals Millionen begeisterte. Davon haben sich 90% von der Band abgewandt, aber mit weiteren wunderbaren Stücken wie dem verhaltenen "In This Light" werden sie langsam aber sicher einige zurück gewinnen. Zumindest der Unterzeichner möchte gleich mit der Air-Guitar mitspielen, das gab's bei dieser Band ewig nicht mehr bei einer neuen Platte. Dieser Kurs wird fortgeführt mit dem harten "Vindication", welches an das "The Warning"-Album erinnert, genau solche Metal(!)-Stücke wollen wir wieder hören von der Band und kein Kabarett mit Mätzchen auf der Bühne oder Saxophon-Gequietsche. Die Grundstimmung ist recht dunkel, was auch in dem verhaltenen "A World Without" demonstriert wird, alles klingt aber erhaben und dynamischer als das Studio-Gebastel der letzten Jahre, man hört sofort: Hier wurde investiert in eine vernünftige Produktion und ordentliche Einstellungen - gerade beim Schlagzeug, was ja stets der Pferdefuß der ganzen Sache ist. Vor allem ist das Album mit seinen 35 Minuten kein Stück zu kurz, was ich absolut betonen möchte. Die knappen Songs wirken aufgrund ihrer Dynamik länger und hier passiert mehr (höre "Don't Look Back" oder "Fallout") als in manch drögen doppelt so langen Platten. Mit dem grandiosen "Open Road" beschließt die Band einen Neustart, den die wenigsten noch erwartet hätten. Klar unterstrichen durch die Benennung, auch wenn die EP 1983 auch schon so hieß, und das bewusst schlichte Cover (ja, hab' die Intention schon verstanden). Das Ding hier spielt komplett in einer anderen Liga als der peinliche Versuch des ehemaligen Sängers, schnell vorzulegen. Nach 10-maligem Anhören lege ich mich begeistert fest: Das ist die beste Queensryche-Platte seit "Empire".
Kontakt: http://www.queensrycheofficial.com, http://www.centurymedia.com

Tracklist:
1. X2
2. Where Dreams Go To Die
3. Spore
4. In This Light
5. Redemption
6. Vindication
7. Midnight Lullaby
8. A World Without
9. Don't Look Back
10. Fallout
11. Open Road
 




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