www.Crossover-agm.de V.A.: Pushing Scandinavian Rock To The Man! Vol. III
von rls

V.A.: Pushing Scandinavian Rock To The Man! Vol. III   (Bad Afro Records)

Wieder eine rock'n'rollige Labelschau von Bad Afro Records, diesmal mit 15 Bands, die im Gegensatz zu Vol. 2 dieser Serie jeweils nur einen Song beisteuern und von denen die "The"-Quote vor den Bandnamen diesmal bei zwei Dritteln liegt. Klar, daß die vertretenen Bands musikalisch allesamt rückwärtsgerichtet arbeiten und die Einflußsphäre spätestens in den letzten 70er Jahren der ausbruchsicheren Konservierung anheimfiel, als sich die 77er Punkbewegung halbwegs solidisiert hatte.
Die Finnen Sweatmaster eröffenen mit "I Am A Demon And I Love Rock'n'Roll", dessen Titel programmatisch für einen guten Teil des Materials stehen könnte (wann wird mal ein Song namens "Pushing Scandinavian Rock To The Man!" auf diesem Sampler verewigt?). Baby Woodrose klingen etwas dumpfer, aber mit genau so einer dreckigen Orgel wie die nachfolgenden The Royal Beat Conspiracy. Mit deren "Dig It!" konnte Georg ja weniger anfangen, mir dagegen gefällt die alternative Version von "Try Me" recht gut. Mit "Nightrider" von Vegas V.I.P können beide allerdings nicht mithalten - cooler Rockabilly mit in der Gitarrenmelodik unverkennbarem Ennio Morricone-Western-Approach und einem treffsicheren Saxophon, das den eingängigen Chorus einleitet. Eine klassische Rock'n'Roll-Tonfolge wandeln The Chronics in "Slippin' And Slidin'" so ab, daß ein einprägsames Riff entsteht, allerdings fehlt mir dem Gesang in dieser Nummer etwas das Charisma. On Trial versuchen dieses Element mit einem nach leichter Verzerrung klingenden Strophengesang in "Higher" einzubringen, aber auch sie schneiden damit nicht sonderlich gut ab. Der Song selbst ist allerdings stark, und das Schlagzeug wurde wohl absichtlich wie eine Blechtrommel aufgenommen. The Species haben gleich die gesamte Gitarrenarbeit unter dem Chorus von "Ram It Up" von Motörhead übernommen, machen insgesamt gesehen aber bedeutend weniger Druck und kommen im Zwischenteil nach dem zweiten Chorus fast in traditionell hardrockigen Gefilden zum Stehen. Mit The Launderettes begrüßen wir die einzige norwegische Band der beiden mir bekannten Teile dieser Samplerreihe, zu 80% weiblich und in "Nobody But Me" klingend, als würden ABBA zum Poppunk umschwenken. The Maggots hat Mario ja schon gelobt, auch wenn "Leave Me Alone" sicher nicht das beste Stück auf "This Condition Is Incurable" war. Trotzdem ansprechender Sixties-Beat mit etwas Punk angereichert. Hinter The Borderlines verbirgt sich nicht etwa die Redaktionsband des Ex-Heftes von Thorsten und Dirk, sondern eine Göteborger Nachwuchsband, die in ihren Uraltrock samt hämmerndem Piano noch ein paar soulverdächtige warme weibliche Backings eingestreut hat. Viel Getröte addieren The Mutants zu "Kung Fu", das mit seiner locker dahinhoppelnden Art als Soundtrack zu jedem Bruce Lee-Film schlechterdings ungeeignet wäre. Dafür gibt's Bongos, ein paar Samples aus (nun doch!) Kung Fu-Filmen und keinen Gesang. Auch The Burnouts kamen bei CrossOver schon zum Vorschein. "You Lose" hat phasenweise sehr viel Drive, führt aber den fast metallischen Touch der ersten Takte nicht fort. Ein Doors-Fan muß bei The Defectors an den Tasten stehen, denn "Live To See (Your Face Again)" wird maßgeblich von der Keyarbeit geprägt, die auch den nicht sonderlich eingängigen Gesang zu kaschieren vermag. Dafür blitzt an ganz wenigen Stellen noch eine fast metallische Gitarre durch, sowohl in einigen kurzen Leads und im Hauptsolo als auch in fast blitzartig auf- und wieder abtauchenden Riffs. Trotz (oder für manche vielleicht auch wegen) des Gesanges das Highlight der CD - da kommen auch The Flaming Sideburns mit "Blow The Roof" nicht mit, zumal sie in der Bridge mal eben AC/DCs "Dog Eat Dog" fast komplett zweitverwerten. Mit Thee Ultra Bimboos schließt eine weitere frauendominierte Band die CD ab (zudem noch mit einer Vorliebe für Vokalverdoppelungen ausgestattet). Die vier Mädels aus Helsinki nerven in "No Man's No Good (PMS 666)" leider auch mit verzerrtem Gesang, fabrizieren aber generell einen hübschen Poppunker mit viel Schmutz auf den Gitarrensaiten.
Wie schon Teil 2 also wieder eine empfehlenswerte Überschau für alle, die noch nicht im Bad Afro-Singles-Sammler-Club bemitgliedet sind.




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