www.Crossover-agm.de TRIBUZY: Execution
von ta

TRIBUZY: Execution   (Locomotive Records)

Es war einmal ein Renato Tribuzy, der versammelte nicht eben namenlose Herren wie Michael Kiske (Ex-Helloween), Bruce Dickinson (Maiden), Ralf Scheepers (Primal Fear), Mat Sinner (dito, Sinner), Roland Grapow (Masterplan, Ex-Helloween), Kiko Loureiro (Angra), Chris Dale (Bruce Dickinson) und Roy Z (dito, Tribe Of Gypsies) um sich und spielte unter der produktionstechnischen Regie von Achim Köhler (ja, wo spielt der eigentlich?), Roy Z und Dennis Ward (Pink Cream 69) ein Power Metal-Album ein. Ein Märchen der Neuzeit? Und wer zur Hölle ist Renato Tribuzy?
Herrn Tribuzy gibt es tatsächlich (der CrossOver-Leser kennt ihn bereits von seiner Stammband Thoten), das vermeintliche Märchen ist Realität und "Execution" ist ein klasse Album geworden. Die meisten der Songs bestreitet der Meister selbst am Gesang, während K. Loureiro an den sechs Saiten Gewehr bei Fuß steht und ein fettes Riff nach dem anderen aus den Speakern bretzelt. Wo seine Stammband Angra vergleichsweise gemäßigt vorgeht, gibt es hier die volle Kelle. Das Gitarrenfeuerwerk erinnert mehr als einmal an eine perfekte Kreuzung aus Judas Priest und Helstar und wird gottlob nicht mit irgendwelchen Keyflächen künstlich als ein episches ausgegeben. Wenn es nämlich wirklich episch wird ("Divine Disgrace", "Absolution"), dann mit Akustikgitarren und beschwörerischem Gesang. Für den ist - ich erwähnte es - zu großen Teilen Tribuzy höchstselbst zuständig. Der Mann singt hoch, hat einen ganzen Sack voll Halford-Screams parat und kann gelegentlich etwas anstrengen, aber das heißt natürlich gar nichts. Eine stimmliche Nähe zu R. Scheepers ist kaum zu leugnen - wüsste ich es nicht, hätte ich Tribuzy im siebenminütigen, ausufernden und mit einem äußerst besinnlichen Zwischenpart ausstaffierten Opener "Execution" für eben jenen Scheepers gehalten, der sich aber tatsächlich erst im Sinner-Cover "The Nature Of Evil", neben Sünderkönig Mat Sinner selbst natürlich, die Ehre gibt. Leider schafft es die neue Version des besten Sinner-Neunziger-Tracks vom besten Sinner-Neunziger-Album nicht, den Grusel des Originals hundertprozentig zu reproduzieren, klingt durch die hohen Schreie im Chorus sehr Power-metallisch, soll das aber vermutlich auch. Besser gefällt mir das immer leicht melancholische "Absolution" mit seinen neuneinhalb Minuten, welche mit immer neuen Wechseln überraschen und den ganzen Bogen von relaxtem Midtempo bis zu voranpreschendem Edelstahl spannen. Und dass M. Kiske (zusammen mit Ex-Kollege R. Grapow) mal wieder auf einem solchen Brecher zu hören ist, erfreut auch. Ja, hier überwiegt die Bratgitarre. Wie auch "Beast In The Night" zeigt, das mit hohem Gesang von B. Dickinson (natürlich an Seite von Intimus Roy Z) veredelt wird und knackig, mit akzentuiertem Doppelfuß durch die Lauscher bretzelt. Seltsam ist nur, dass in eben diesem Song wie auch beim Albumcloser und Priest-Denkmal "Aggressive" plötzlich ein paar Tiefen am Mischpult nach unten gefahren wurden. Schwamm drüber.
Die nicht genannten Songs fallen kaum ab, bieten eine Stunde feinsten Retro-Stoff (Ausnahme bleibt "Lake Of Sins" mit seinem rhythmusorientierten Riffing und etwas gewagterer Harmonik) zum Mähnenkreiseln und enthemmten Air-Guitarring (erwähnte ich bereits die kompetente Soloarbeit?). Eine super Scheibe, nicht unbedingt originell, aber mit viel Liebe und Spielfreude vorgetragen und gelungenen Gastbeiträgen verziert.
Kontakt: www.locomotiverecords.com

Tracklist:
1. Execution
2. Forgotten Time
3. The Attempt
4. Divine Disgrace
5. Absolution
6. Web Of Life
7. Nature Of Evil
8. Lake Of Sins
9. Beast In The Night
10. Aggressive



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