www.Crossover-agm.de THOTEN: Beyond The Tomorrow
von Christian

THOTEN: Beyond The Tomorrow   (Scarlet Records)

So blöd und vielleicht ungerecht dieser Einstieg ist, so sehr hilft er dem Leser beim ersten Einsortieren dieses Albums: Sänger Renato Tribuzy war einer der Anwärter auf den vakanten Gesangsposten bei Angra nach dem Ausstieg von Andre Matos. Die aus dieser Verbindung stammende Freundschaft zu Angra-Gitarrist Kiko Loureiro bescherte Thoten eine Starthilfe in der Form, daß Herr Loureiro den Produzentenposten übernahm und einige Gitarrensoli beisteuerte. Man muß natürlich erwähnen, daß die Band in anderer Besetzung bereits seit 1997 existierte und in Brasilien auch kein ganz unbeschriebenes Blatt war. Zur internationalen Vergegenwärtigung kam es nun mit vorliegendem Debut-Album. Geboten wird stark progressiv durchsetzter Melodic- bis Speed-Metal. Man kann nicht sagen, daß die Scheibe langweilt. Nicht wenige richtig gute Ideen sind versteckt, die Arrangements sind nicht ungeschickt, das spielerische Niveau lässt keine Wünsche offen. Sangeskünstler Tribuzy bietet eine beeindruckende Leistung mit großem Tonumfang und variabler Stimme. Ganz angenehm wirkt, daß er nicht in so schwindelerregende Höhen vordringt wie Herr Matos. Trotzdem kommt die Scheibe auf einer Skala von eins bis zehn nicht über die sechs hinaus. Fast alle vertrackten Tracks vertracken sich zu sehr ohne zu richtig schlüssigen oder bissigen Strukturen zu finden. So stehen gut durchdachte und gespielte Breaks neben – ja wie? – "Füllstellen", und dann folgt auch mal wieder ein richtig guter Part. Beim sich aufdrängenden Vergleich mit Angra ziehen Thoten (noch) den kürzeren, weil auf der Treppe der kompositorischen Klasse die Vorbilder mehrere Stufen Vorsprung halten. Das eigentliche große Minus der Scheibe liegt aber woanders: Der Sound ist absolut kraftlos und steril! Wenn beispielsweise ein guter Song wie "Above The Law" brachial und drückend - statt halb hüftlahm - aus den Boxen donnern würde, könnte das Album ganz andere Reaktionen beschwören. Sicherlich mag ein Name wie Kiko Loureiro als Produzent zunächst einmal Türen öffnen, aber das Resultat spricht klangtechnisch nicht für den Herrn. Letztendlich ist das Ganze trotzdem immer noch um Längen besser als die Masse der für die gleiche Zielgruppe gedachten Italo-Speed-Metal-Veröffentlichungen.
Kontakt: www.thoten.com



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