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THE TRACEELORDS: The Ali Of Rock
von rls

THE TRACEELORDS: The Ali Of Rock   (AFM Records)

Konnte ich den Erstling dieser Truppe, "Sex Money Rock'n'Roll", anno 2001 als ausgesprochen unterhaltsame, wenngleich alles andere als innovative Heavy Rock-Scheibe bezeichnen, so ging der zwei Jahre später erschienene Zweitling "Refuse To Kiss Ass" mir irgendwie durch die Lappen, hörte ich dessen Material bisher nur live auf den Traceelords-Supporttouren für Whitesnake und J.B.O. anno 2004, wo es allerdings nur einen soliden Effekt ohne Langzeitwirkung hinterließ, wohingegen das in der Studioversion auf dem ersten Album noch wenig beeindruckende Boney M.-Cover live deutlich mehr Spaß machte. Beide Male hatte die Band ziemliche Soundprobleme, so daß sowohl die auflockernden Elemente anderer Instrumentenherkunft als in der normalen Rockbesetzung (sofern die überhaupt vom Band hätten kommen sollen und nicht von vornherein gestrichen worden waren) als auch beispielsweise die Leadgitarren schwer bis überhaupt nicht herauszuhören waren. Und gerade diese Elemente sind es, die dafür sorgen, daß The Traceelords einen halben Kopf aus dem Teerkessel all dieser The-Bands hervorschauen - auch auf Album Numero drei wieder. Wer traut es sich schon, eine hymnische Halbballade wie "Mr. Marple" mit Kinderchor und Akkordeon auszustaffieren? Wer schaltet auf der Entspannungsskala so weit herunter, daß "Room For Improvement" auch von einem amerikanischen Singer/Songwriter stammen könnte (der Name "Pete Seeger" ist ja auch in meiner Debütrezension schon mal gefallen)? Wer bastelt in "Tear Out My Own Heart" fast elektrorockige Interludien ein? Wer schreibt mit "Lost" gleich mal eine komplette Akustikballade? Freilich, etwas entspannter als auf dem Erstling lassen es die vier Herren (oder zumindest diejenigen, die damals schon dabei waren) schon zugehen, einen fast punkmetallischen Kracher wie "Fucking Grow Up" gibt es diesmal nicht, und Andy Brings hat die Reibeisenelemente aus seinem Gesang fast völlig eliminiert; statt dessen läßt er, wenn dieses Stilmittel doch mal gebraucht wird, seinen Bassisten Slick Prolidol (wenn das mal kein Pseudonym ist ...) ans Frontmikro, und der holt dann bei "Silver Lining" tatsächlich das Feuerwasser heraus, während der in "Watch Me Run" unter Beweis stellt, daß er's auch vielfältiger kann. Diese beiden Stücke sind übrigens diejenigen, die von Prolidol bzw. dem neuen Gitarristen Christof Leim komponiert wurden, und sie machen doch einen Tick mehr Druck als das meiste, was von den beiden Bandköpfen (neben Andy Brings noch Trommler Haan Hartmann) beigesteuert wurde. Selbiges ist zwar keineswegs schlecht, aber an der einen oder anderen Stelle hätte man sich doch noch ein paar Watt mehr Energie gewünscht, so wie das die Band ja auch auf der Bühne rüberbringt. "Everything Is Just Perfect" beginnt zwar, als ob es diese Lücke ausfüllen wolle, aber auch hier schaltet die Strophe radikal herunter, übernehmen Akustikgitarren streckenweise das Zepter, wenngleich gekonnt von den harten Parts und einem der wenigen Soli flankiert. So bleibt "Some People Are More Comfortable In Hell" der einzige richtige Abräumer der CD, wenngleich selbst der nicht ganz ans Energielevel von "Fucking Grow Up" herankommt (aber trotzdem jede Menge Spaß macht und ein richtig starkes Exzelsior-Solo enthält - warum nicht noch ein bissel mehr davon auf der CD?). "Instead" wäre auch noch ein Kandidat für mehr Power, zu dem ich allerdings nicht viel sagen kann, da meine Promoversion hier bereits nach 45 Sekunden ausblendet, während die meisten anderen Songs zumindest bis zum Hauptsolo (oder dem, was an seiner Stelle steht) ausgespielt sind - für alles, was danach kommt, übernehme ich also keine Gewähr, weiß also auch nicht, was nach dem Chaospart nach dem Solo in "Some People ...", der die herzhaft gebrüllte Zeile, die den Albumtitel hergab, enthält, noch kommt. So bleibt unterm Strich erneut ein gutes Album mit viel Unterhaltungswert, dem aber noch ein Tick mehr Power zu wünschen gewesen wäre (gerade wenn man sich den Albumtitel vergegenwärtigt - das ist allenfalls Weltergewicht, kein Superschwergewicht, was hier zu hören ist). Mal sehen, wie sich die Liveversionen der neuen Stücke machen - sicherlich wird die Truppe wieder das eine oder andere Mal über die Boxringe, äh, die Bühnen der Lande wirbeln, was man im Mai 2006, diesmal sogar als Headliner mit den Schweizern Pure Inc. als Support, für einige Gigs schon getan hat.
Kontakt: www.traceelords.com, www.afm-records.de

Tracklist:
My Evil Girlfriend
Instead
Room For Improvement
Silver Lining
She's Back (And She's Mine)
Mr. Marple
Watch Me Run
Sunflower
Tear Out My Own Heart
Everything Is Just Perfect
Lost
Some People Are More Comfortable In Hell
Too Demanding
Christ Of Slick's Haandy
 




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