www.Crossover-agm.de SUNROAD: Arena Of Aliens
von rls

SUNROAD: Arena Of Aliens   (Eigenproduktion)

Die deutsche Sprache scheint in Brasilien einen hohen Stellenwert zu genießen. Man erinnere sich beispielsweise, daß Belica früher mal Völlig Heilig hießen; Seven Angels haben eine deutsche Übersetzungsmaschinenversion ihres Bandinfos auf ihre Page gepackt (wo es dann zu Obskuritäten wie "Macht-Metall" kommt, was strenggenommen natürlich keine falsche Übersetzung des Terminus "Power Metal" ist), und nun kommen Sunroad daher, betiteln das Intro ihrer CD "Arena Of Aliens" gleich mal mit "Einleitung (Master Light)", während der zweigeteilte Schlußtrack den Namen "Nachpiel" verpaßt bekommen hat und damit offenbart, daß es in Brasilien offenbar an deutschsprachigen Korrekturlesern mangelt. Die Konsequenz eines deutschen Bandnamens hat Drummer/Bandgründer Fred Mika allerdings gescheut, sonst hätte er mit "Sonnenallee" noch eine Anspielung aufs deutsch-deutsche Verhältnis (ich tippe diese Rezension am 3. Oktober 2004 ein) einbauen können. Aber das wäre dann doch zuviel des Obskuren gewesen. Hat man sich über das gleichfalls etwas skurrile und keinerlei Prognosen über den Musikstil zulassende Cover genug gewundert, entdeckt man eine Scheibe sauberen Melodic Metals, der an diversen Stellen von seiner 80er-Position aus eher in die Siebziger zurückschielt als sich etwaigen neumodischen Einflüssen hinzugeben. Schon die Hammondorgel im eigentlichen Opener "Light Up The Sky" darf als diesbezüglicher Verdachtsmoment gewertet werden, und das folgende "Chains Must Be Hard" ist mit reichlich sechs Minuten nicht nur der längste, sondern durch einen ausgedehnten Schlußsolopart auch der epischste Track der CD, der in besagtem Schlußpart Reminiszenzen an die mehr oder weniger improvisierten Soloparts in Dinosaurierkonzerten (Whitesnake, Rainbow ...) hervorruft. Alberto Conde erweist sich hier wie auch in den restlichen Songs als Meister seines Gitarrenfaches, aber auch Bassist/Auch-Keyboarder Akasio Angels hat sein Haupt- und sein Nebeninstrument nicht erst gestern in der Lotterie gewonnen (bei seinem Vornamen liegt eine Keyboarderlaufbahn ja eigentlich nahe ...), wie das stimmungsvolle, wenngleich nicht sonderlich kompliziert strukturierte Keyboardinstrumental "The Amadeus Journey" beweist (Mozart-Themen kann ich dort spontan nicht heraushören, allerdings bin ich auch absolut kein Experte bezüglich dessen Schaffens). Trommler Fred Mika arbeitet ebenfalls mehr als ordentlich, und so bleibt als kleiner Schwachpunkt wie in vielen brasilianischen Bands der Sängerposten übrig. Harion Vex singt prinzipiell alles andere als schlecht, aber bisweilen zu flächig-breit, wie man am besten in der ansonsten recht gelungenen Halbballade "Livin' And Lovin'" nachhören kann. Ähnliche, wenn auch noch ausgeprägtere und um Plazierungsschwierigkeiten der Melodielinien erweiterte Probleme hatte Marc Distelkamp auf Insanias "Fear"-CD - wer schon damit keine Sorgen hatte, dürfte den Sunroad-Gesang also ohne weiteres goutieren können, was umgekehrt natürlich ebenfalls, wenngleich aufgrund der Abschwächung in Proportionalität evident wäre. Von flotten Speedpassagen sind Sunroad ebensoweit entfernt wie von neuen Massivitätsrekorden, was sie zwar einerseits ein wenig zwischen die Stühle setzt, ihnen andererseits aber auch die Möglichkeit gibt, außerhalb der Metalfraktion noch andere Bevölkerungsgruppen anzusprechen, da sie eben etwas "kommerzieller", will heißen für die breite Masse zugänglicher agieren, ohne daß sie aber eine Massenkompatibilität im Sinne etwa von Bon Jovi erreichen könnten. Dafür haben sie in Auslebung ihres christlichen Glaubens und des Gebotes der Nächstenliebe immerhin schon mal ein Hilfsprojekt gestartet, indem 20% der Verkaufserlöse eines ihrer T-Shirts an ein lokales Projekt zur Armutsbekämpfung gehen (heute ist nicht nur Tag der deutschen Einheit, sondern auch noch zentraler Erntedanktag ...), was sie selbst sicher nicht ärmer macht, aber konkret denen hilft, die es besonders nötig haben. "The Rising Star" steht in einer Akustikversion auf der CD (keine Ahnung, wo sich das elektrisch verstärkte Original befindet - vielleicht auf der mir nicht bekannten Debüt-CD "Heat Of The Road"), und das erwähnte "Nachpiel" (ebenfalls sehr episch und zudem noch mit schönen Flötenparts ausstaffiert) beendet die knapp 43 Minuten, die man sich in Deutschland am einfachsten auf www.whirlwind-music.de oder www.stephans-buchhandlung.de bestellen kann.
Kontakt: www.sunroad.com.br

Tracklist:
Einleitung (Master Light)
Light Up The Sky
Chains Must Be Hard
The Amadeus Journey
Livin' And Lovin'
Arena Of Aliens
Midwest Sand
Earthships To Infinity
The Rising Star (Acoustic Version)
Nachpiel: Ana Julia's Weathercock/Seasons



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