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STEEL TRIDENT: Muerte Al Falso Metal
von rls

STEEL TRIDENT: Muerte Al Falso Metal   (Metalica/Del Imaginario Discos)

Der Titel dieser CD wird manchem Südamerika-Metal-Kenner als Slogan aus dem Kontext des Metalica-Fanzines geläufig sein, und seine Wahl verwundert nicht, wenn man sieht, daß das besagte Fanzine auch als Herausgeber der CD fungiert. Freilich wird manchem Puristen die Stirn in Falten liegen, denn Steel Trident haben einen festen Keyboarder in der Besetzung, und allein schon dessen Vorhandensein gilt in besagten Puristenkreisen als Sakrileg und unmetallisch, zumal Ismael Scapin hier und da durchaus tragende Rollen übernimmt (man höre die Fanfaren im Solo von "Como El Águila Que Encierras" oder im Zwischenspiel von "Espada De La Libertad"!) und auch die ausgerollten Keyboardteppiche der Musik ein Stück ihrer Rauhbeinigkeit nehmen. Sieht man die Sache etwas weniger puristisch, kann man an der Personalie aber durchaus nichts Schlechtes finden und im Gegenteil ihre Beiträge als eine wertvolle Bereicherung des Steel-Trident-Sounds ansehen, zumal kein Zweifel daran bestehen dürfte, daß in den Bandmitgliedern echte Metal-Herzen schlagen. Immerhin haben die Argentinier ihre ersten drei Alben allesamt als Eigenproduktionen herausgebracht, und auf ebenjene Alben schauen sie mit der vorliegenden Compilation zurück. Eine klassische Best Of ist es nicht, denn diese würde natürlich auch Material des vierten Albums "Elric El Albino" enthalten müssen, und das ist nicht der Fall - oder jedenfalls nicht ganz: An zweiter Position findet sich nämlich der Song "El Guino De Medusa", und der stammt aus den Sessions für besagtes Album, war aber bisher in den Archiven verblieben, wohl weil er nicht ins Gerüst des Konzeptalbums paßte. Aber seine Veröffentlichung hat sich gelohnt, nicht nur aufgrund des Intros, dessen offensichtliches Vorbild sich auf Manowars "The Triumph Of Steel"-Album findet, bevor sich der Song aber dann in eine ganz andere Richtung entwickelt. Neben diesem Song ist auch der Opener "Arderán" brandneu und bisher unveröffentlicht; er gibt allerdings in fast archetypischer Weise auch schon die Marschrichtung vor, die Steel Trident, nimmt man die hier zu hörenden Songs als repräsentativ für die alten Alben, offensichtlich mit großer Konsequenz durchgezogen haben: Zu hören ist melodischer Power Metal mit einer beträchtlichen Grundhärte, die aber durch die Keyboards und den generell recht melodischen Gestus der Songs eine Nivellierung erfährt, wobei dem konsequenten Traditionalisten möglicherweise auch die etwas sehr blechern anmutende Snare verdächtig vorkommen wird, an deren Klang man sich erst gewöhnen muß. Dafür macht das Einflüsseraten große Freude, denn Steel Trident lassen ihre Inspirationen durchaus oft und gern durchscheinen. Festzuhalten bleibt, daß Manowar zwar hier und da ihre Spuren hinterlassen haben ("Hasta El Final De Los Tiempos", als einziger der hier vertretenen Tracks übrigens vom Keyboarder co-komponiert, wirkt beinahe wie eine Antwort auf "The Crown And The Ring"), aber in geringerem Maße als auf "Elric El Albino" - statt dessen treten die Iron-Maiden-Parallelen deutlicher in den Vordergrund, und noch eine andere Band springt dem Hörer gelegentlich ins Hirn: "El Retorno Del Mesias" beispielsweise erinnert an eine härtere Variante der frühen Tierra Santa, die ja ihrerseits auch stark maidenbeeinflußt waren. Dieser und vier weitere Songs stammen original vom 2006er Album "Guerreros De Turno" und folgen den beiden erwähnten neuen Tracks - Steel Trident lassen ihre Vergangenheit also in reziprok chronologischer Reihenfolge Revue passieren, so daß den 2006er Tracks die vier vom 2004er Album "Hasta El Final De Los Tiempos" und dann die drei vom 2002er Debüt "De Fuego Y Acero" folgen. Die letzten beiden Tracks, die den Silberling in unmittelbare Nähe der 80-Minuten-Kapazitätsgrenze bringen, bilden dann mit den beiden neuen Tracks eine Art Rahmen um das Material, denn "Primitivo" (von "Hasta ...") und "Tropas Del Imperio" (vom Debütalbum) stehen dort in 2010 mitgeschnittenen Liveversionen, wobei man vom Publikum eher wenig hört. Genauere Infos über den Mitschnittsort und -zeitpunkt sind dem sonst recht informativen Booklet, das, für eine Quasi-Best Of eher ungewöhnlich, auch alle Texte enthält, nicht zu entnehmen, und es bleibt auch unklar, ob es sich bei den zwölf alten Tracks um Neueinspielungen handelt oder ob sie lediglich soundlich etwas angeglichen wurden. Das Klangbild spräche für letztere Vermutung, denn auch wenn mit dem Titeltrack von "Hasta El Final De Los Tiempos" ein sowieso aus dem Rahmen fallender Track an Position 8 dazwischensteht, so fällt auch beim Hören in der regulären Reihenfolge ein gewisser Klangbruch zwischen Position 7 ("Como El Águila Que Encierras" als letzter Beitrag von "Guerreros De Turno") und 9 ("Espada De La Libertad" als erster metallischer Beitrag von "Hasta El Final De Los Tiempos") auf. Die Logik würde dann aber verlangen, daß im Booklet auch die jeweiligen Originaleinspieler genannt werden müßten, und das ist nicht der Fall - dort findet sich lediglich die 2010 aktuell gewesene Besetzung, also mit Nahuel Cengarle am Baß, die im Falle einer Neueinspielung der alten Tracks die relevante wäre. Die besagte Frage muß also offenbleiben, da der Rezensent zwar "Elric El Albino" besitzt, nicht aber die Originalversionen der drei frühen Alben, und somit nicht kontrollhören kann. Aber wenn die anderen Songs dieser Alben ähnlich stark sein sollten wie die hier vertretenen zwölf bzw. (mit den Livetracks) vierzehn, dann dürfte es sich für den Traditionsmetaller durchaus lohnen, mal auf die Suche zu gehen, ob er diese Werke noch irgendwo auftreiben kann. Zwar mutet die Auswahl vom "Hasta El Final De Los Tiempos"-Album etwas merkwürdig an, denn neben dem orchestralen Titeltrack stehen mit "Espada De La Libertad" und "Posesión" noch zwei weitere ungewöhnliche Tracks, nämlich an der Schwelle zur Halbballade stehende, auf "Muerte Al Falso Metal", aber es dürfte trotzdem nicht davon auszugehen sein, daß sich das Album grundlegend von den anderen unterscheidet - und "Posesión" wird im Mittelteil auch noch richtig flott. Von ihm zu "El Herrero" findet sich der andere Albumübergang, und auch hier hört man einen gewissen Soundunterschied, hier vor allem bei den Drums (dieser faßähnliche Klang im 2002er Material, der an die alten Wizard-Scheiben erinnert, sollte im Steel-Trident-Kosmos erst wieder auf "Elric El Albino" auftauchen), so daß auch dieser Befund die Vermutung, das Material sei nicht neu eingespielt worden, unterstreicht. "El Herrero" ist auch der merkwürdigste Song, was das Arrangement angeht - relativ unterschiedliche Teile, z.B. die kurzen Speedausbrüche, stehen relativ nahtlos nebeneinander und erzeugen ein gewisses zerklüftetes Bild, das die Band im späteren Material eher abzumildern geneigt war. Schon in diesem frühen Stadium bildeten Iron Maiden einen wichtigen Einfluß des Bandschaffens, wie Teile der Gitarrenarbeit in "Apocalipsis" (natürlich kein Tierra-Santa-Cover, denn deren gleichnamiger Track vom ebenso betitelten Album ist zwei Jahre jünger!) oder "Tropas Del Imperio" unter Beweis stellen. Gerade letztgenannter würde problemlos ins Repertoire der Eisernen Jungfrauen passen, die Keyboards und die gelegentlichen knüppeligen Drums (die mit Abstand schnellsten der CD) ausgenommen. So beweist sich einmal mehr, daß Steel Trident ihre Vorbilder kennen, sie aber nicht kopieren, sondern ihr eigenes Ding durchziehen. Ergebnis ist eine starke Scheibe, die sich prima neben "Elric El Albino" im CD-Regal macht, und man sollte nur dann den Erwerb überdenken, falls man die drei ersten Scheiben schon besitzt und daher hier nicht sonderlich viel Neues (aber Gutes!) bekäme. Bei Interesse frage man Rainer Krukenberg von www.metaleros.de, ob er noch ein Exemplar von "Muerte Al Falso Metal" auf Lager hat.
Kontakt: www.tridentsite.com.ar, www.metalicazine.com.ar, www.delimaginario.com.ar

Tracklist:
Arderán
El Guino De Medusa
Leones Y Hombres De Honor
El Retorno De Mesias
Aliados De Nadie
Un Instante En El Tiempo
Como El Águila Que Encierras
Hasta El Final De Los Tiempos
Espada De La Liberdad
Dentro Del Fuego
Posesión
El Herrero
Apocalipsis
Trident
Primitivo (En Vivo)
Tropas Del Imperio (En Vivo)



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