www.Crossover-agm.de
SPACE VACATION: Cosmic Vanguard
von rls

SPACE VACATION: Cosmic Vanguard   (Pure Steel Records)

Same procedure as last time: Gute Teile des Reviews zum Albumvorgänger "Heart Attack" könnte man auch für den Neuling "Cosmic Vanguard" verwenden. Space Vacation spielen immer noch die Mixtur aus frühem NWoBHM und frühem US-Metal, das Album dauert wieder eine knappe Dreiviertelstunde und klingt mehr oder weniger zeitlos. Aber der Teufel steckt dann im Detail (und kurioserweise an der letzten Stelle der Thankslist, was irgendwie so gar nicht zum restlichen Gebaren der Truppe passen will). Zum einen ist das neue Album viel sauberer produziert als der Vorgänger, so daß wir genau genommen eher klassischen Melodic Metal vor uns haben als den leicht verschroben-kauzig wirkenden Sound auf dem Vorgänger. Das wird nicht jedem Anhänger schmecken, rückt Space Vacation aber etwas näher an die Nachbarn von White Wizzard (da hätte es des Songtitels "Witch Wizard" als Wink mit dem Zaunpfahl gar nicht erst bedurft) und könnte deren Fanschicht noch etwas stärker "anzapfen", als dies in der Vergangenheit schon der Fall gewesen sein dürfte. Nächste kleine Überraschung ist der Fakt, daß "Cosmic Vanguard" in der Gesamtbetrachtung etwas schneller und rhythmisch straighter ausgefallen ist. Daran dürfte der neue Drummer Edward "Cubby" Baumann einen großen Anteil haben, und obwohl das Album nun keineswegs eine pure Speedscheibe geworden ist, so überrascht doch etwa der Titeltrack mit melodischer Hochgeschwindigkeit (wenn auch nicht durchgängig), die man aus dem Schaffen der Kalifornier sonst nicht gewohnt war, der Doublebass-Knaller "Battle Jacket" hätte der schnellste Song der Bandgeschichte werden können, wenn er nicht zwischendurch massiv abgebremst würde, und schon der dem relativ unauffälligen Intro "On Your Feet" folgende Quasi-Opener "More Is More" beeindruckt mit der Leichtfüßigkeit, mit der er sich über die kalifornischen Hügel schwingt. Zudem besitzt er auch einen merkfähigen Refrain und übertrifft in dieser Komponente gute Teile des Albumvorgängers, auf dem die Ausarbeitung solcher noch nicht zu den Prioritäten im Songwriting der Kalifornier zählte, was sich auf dem Neuling geändert hat und sogar in relativ ausgefeilte und lange Kehrreime mündet, wie "The Living Damned" unter Beweis stellt. Auch Sänger Scott Shapiro hat hörbar an sich gearbeitet; zwar wird man noch immer das Gefühl nicht los, er sei das schwächste Glied in der Bandkette, aber schon in "More Is More" überzeugt er mehr als im ganzen Vorgängeralbum, zumal er diesmal auch vom Soundverantwortlichen nicht ganz so stiefmütterlich in den Hintergrund gemischt worden ist, zumindest in den meisten Songs nicht (ausgerechnet in "The Living Damned" aber doch). Ebenfalls mittlerweile integriert ist Baß-Neuzugang Mark Shapiro (er darf in "Get Down" und "Battle Jacket" sogar als Solist in den Vordergrund treten), dessen Optik das Bandfoto ein gutes Stück in Richtung Monster Magnet rückt, was ja auch zum Bandnamen paßt, nicht aber zur Musik, denn die bleibt weiterhin spacerockfreie Zone, sondern ist weiter eindeutig im Traditionsmetal zu verorten. Nach wie vor an Bord ist Ex-Vicious-Rumors-Gitarrist Kiyoshi Morgan und leistet für das häufig eingesetzte Stilmittel der doppelläufigen Gitarren erstklassige Arbeit, wobei die drei großen Einflußgrößen Iron Maiden, Mercyful Fate und Thin Lizzy allesamt präsent bleiben, wenngleich in verschiedenen Mixturverhältnissen. Die geringfügig erhöhte Grundhärte führt dazu, daß man nicht mehr ganz so oft an Thin Lizzy denkt, aber schon "Heart Attack" war ja keineswegs eine Siebziger-Hardrockscheibe, sondern eine phasenweise Metal-Übersetzung von Thin Lizzy gewesen, und ein Track wie "Eye To Eye" hätte mit einer anderen Grundstilistik durchaus auch ins Lynott-Schaffen gepaßt. Problem Space Vacations ist mit "Cosmic Vanguard" wie schon mit dem Vorgängeralbum, daß man das Material gut durchhören kann, aber die herausragenden Einzelsongs noch fehlen, wobei "More Is More" hier durchaus schon in die richtige Richtung weist und sich als Trumpf des Albums entpuppt, während am anderen Ende des Albums "Battle Jacket" und "Land Of Steel" mit eher ungewöhnlichen Arrangements aufwarten und vielleicht Menschen begeistern könnten, denen das Material sonst etwas zu geradlinig zum Ziel kommt. Ein paar mehr Aha-Effekte der Sorte "More Is More" könnten das nächste Album der Kalifornier ein Stück näher an die Spitzengruppe bringen, aber als Albumganzes ohne Ausfälle ist "Cosmic Vanguard" definitiv hörenswert, sofern man nicht dem wie beschrieben nicht mehr vorhandenen kauzigen Charakter hinterhertrauert.
Kontakt: www.puresteel-records.com

Tracklist:
On Your Feet
More Is More
Rolling Thunder
Cosmic Vanguard
Get Down
The Living Damned
Say My Name
Eye To Eye
Witch Wizard
Battle Jacket
Land Of Steel



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver