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von rls

PROJECT TERROR: Conquistador   (Pure Steel Records)

Ronnie Stixx sang zwei Jahre lang bei Vicious Rumors, nämlich von 2007 bis 2009 (also auf keinem Studioalbum - "Warball" erschien 2006 und der Nachfolger "Razorback Killers" erst 2011), bevor er sich selbständig machte und Project Terror ins Leben rief, die zum Zeitpunkt der Aufnahme ihres Debütalbums tatsächlich noch das gewesen zu sein scheinen, was der Bandname unfreiwillig andeutet: ein Projekt. Die Livebilder auf der Bookletrückseite allerdings sollen wohl andeuten, daß mittlerweile eine Art festes Bandgefüge existiert, das anno 2014 u.a. auch schon mit Sabaton auf Tour war. Im Booklet selbst sieht das noch etwas anders aus: Zwar sind vier Menschen abgebildet, aber Gitarrist Ian Rendawn taucht unter "Special Thanks" bei den Gästen auf, dafür steht nirgendwo ein Bassist verzeichnet, weder im Line-up noch bei den Gästen. Dort lesen wir wiederum den Namen Ernie C, allerdings ohne jegliche Funktionsbezeichnung - sollte der Body-Count-Gitarrist hier das missing link zu einer vollen Metalbandbesetzung darstellen? Falls dem so ist, hat er jedenfalls keinen stilistischen Einfluß in Richtung seiner Hauptband ausgeübt: Project Terror spielen klassischen Metal, der gar nicht so weit von Vicious Rumors entfernt liegt, auch wenn einige Rhythmusgitarren einen heruntergestimmten und ziemlich fetten Eindruck machen. Daß Aska als weiterer Querverweis taugen, speist sich außer aus rein musikstilistischen Erwägungen auch noch aus der Tatsache, daß deren Dave Harvey gasthalber das Gitarrensolo für "Day Of The Jackal" beigesteuert hat. Daß "Killing Machine" stark nach Judas Priest klingt, dürfte bei dem Titel kein Zufall sein, auch wenn dieses Indiz keineswegs allumfassend anwendbar ist, denn ansonsten hätten wir hier auch noch Jag Panzer ("Take To The Sky") und noch mehrfach Judas Priest ("Blood Red Skies", "United") nennen müssen, und ganz so deutlich sind die Querverweise dort dann doch nicht, wenngleich beide Bands durchaus nicht so weit entfernt von dem lagern, was Project Terror so tun. Interessanterweise verknüpft gerade "Killing Machine" allerdings typischen Halford-Gesang (wenngleich nur als zweite Stimme) mit einem modernen Klanggewand, wie es eher für die Halford-losen Scheiben der Spätneunziger typisch war. Aber der Sound der Scheibe ist sowieso nochmal ein Kapitel für sich: Er klingt modern, technisiert, komprimiert, teilweise richtiggehend unangenehm, und wenn's dann wie in "Day Of The Jackal" auch noch zu knistern anfängt, wird man den Eindruck nicht los, hier seien 128er-mp3-Dateien als Master verwendet worden. Gerade der Drumsound (egal ob hier wirklich Doug Bell trommelt oder eine Maschine) will so gar nicht zu einer traditionellen Metalband passen, wobei der Problemgrad natürlich dahingehend schwankt, was man zuvor für eine Scheibe im Player hatte. Aber irgendwie ist's schon schade um die guten Songwritingideen und die zweifellos vorhandenen instrumentalen wie stimmlichen Fähigkeiten, wenn man sich als Traditionsmetalfan (und nur für den ist "Conquistador" prinzipiell geeignet) durch die (man ist fast geneigt zu sagen: zum Glück) nur 39 Minuten förmlich quälen muß und sich permanent vorstellt, wie das durchaus begeisterungsfähige Material wohl mit einem traditionelleren und nicht zu Tode komprimierten Klanggewand aus den Boxen käme. An besagten Ideen hat übrigens nicht nur Chefdenker Ronnie seinen Anteil - "Destiny's Eyes" und "Blood Red Skies" stammen aus der Feder eines gewissen Ken Orth, der sonst nirgendwo im Booklet auftaucht. Die Encyclopedia Metallum nennt zwei US-Musiker dieses Namens - einen bei Letter 7 (als Gastbassist) und einen bei Wycked Synn (als Gitarrist). Keine Ahnung, ob's einer der beiden ist oder noch ein anderer - auffällig ist jedenfalls, daß sich das etwas hardrockigere "Destiny's Eyes" stilistisch durchaus etwas von den anderen Stücken abhebt, während "Blood Red Skies" eher dem typischen Project-Terror-Stil des mittelmäßig vertrackten und midtempolastigen US-Metals mit gewisser Judas-Priest-Schlagseite (wo auch immer der Infoblattschreiber Helloween herausgehört haben will, bleibt sein Geheimnis - oder er bezieht sich auf deren abseitigere Scheiben wie "The Dark Ride" oder "7 Sinners") entspricht. Interessant ist dann wiederum der Soundbruch zum abschließenden "United" (das im Booklet als "United Metal Heart" firmiert), was freilich nicht heißt, letzteres sei vom Klanggewand her angenehmer hörbar. Vielleicht ändert der aktuelle Einstieg von Ben Jackson als neuer Zweitgitarrist neben Joseph Benjamin (in diesem Zuge soll Ian Rendawn an den Baß gewechselt sein) auch etwas am künftigen Sound - wer die Band vor Sabaton live erlebt hat, könnte mit "Conquistador" aber durchaus ein Waterloo erlebt haben. Schade drum.
Kontakt: www.puresteel-records.com, www.facebook.com/killingmachinemetal

Tracklist:
Breaking The Spell
Conquistador
Day Of The Jackal
Killing Machine
Take To The Sky
Destiny's Eyes
Blood Red Skies
United
 




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