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von ta

PAIN OF SALVATION: Road Salt Two   (Inside Out)

Der Prog Metal von P.O.S. war mal düster und hochdramatisch: CDs wie "The Perfect Element" und die nach wie vor zu den drei besten Prog-Metal-Alben aller Zeiten gehörende "Remedy Lane"-Scheibe strömten maximale Ernsthaftigkeit aus und beschäftigten sich ausschließlich mit persönlichen und gesellschaftlichen Tragödien. Nachdem auf dem bereits etwas überambitionierten "BE" schließlich auch das Sein selbst abgehandelt wurde, konnte in Richtung Ernst und Dramatik nicht viel mehr kommen. "Scarsick" markierte deshalb eine Kurskorrektur und präsentierte Doppelsinnigkeit, Spontanität und Freude - alles neue Elemente im P.O.S.-Sound. Mit "Road Salt One" zeichnete sich ab, dass die Band die neuen Elemente liebgewonnen hatte und jetzt, wo "Road Salt Two" vorliegt, darf man getrost von einer neuen Entwicklungslinie sprechen, die mit "Scarsick" begann.
"Road Salt Two" enthält zunächst mal, obgleich es sehr gitarrenbetont ausfällt, nur noch wenig Metal. Die Gitarren sind moderat verzerrt und Metal-Drumming gibt es gar keins. Stattdessen ist das Album ein einziger Vintage-Rock-Trip: Southern Rock, Stoner Rock, Bluesrock und Hardrock sind die wesentlichen Zutaten. Ich erwische mich, wie ich an Deep Purple und Led Zeppelin denke. Und an Opeth, die auf ihrem jüngsten Album ebenfalls die 70er neu auflegten. Doch im Vergleich mit deren Vorliebe zum Obskuren und Düsteren klingen P.O.S. eingängiger, lockerer, aber auch fokussierter.
Für Progger ist das ein schwerer Brocken und auch ich tue mich schwer damit, dieses Album gern zu haben. Einzelne Songs wie den mit Kuhglocke und einem quäkigen Refrain ausstaffierten Sabbath-auf-Koks-Exzess "Eleven" könnte ich sogar auf den Mond schießen. Aber "Road Salt Two" ist auf der anderen Seite auch keine reine Zeitreise. P.O.S. mischen gerne mal proggige Elemente ein, bei denen ein ganz klein wenig ihre alte Natur durchscheint: etwa in den Pianopassagen, die "Through The Distance" beinhaltet. Oder in "The Physics Of Gridlock", das mit knapp neun Minuten nicht nur den einzigen Longtrack des Albums darstellt, sondern auch eine epenhafte Struktur aufweist. Und selbst ein unverschämt lockerer Southern-Rocker wie "Conditioned" enthält sequenzhaft diese zarten Chöre, die man von aus alten P.O.S.-Balladen kennt.
Überhaupt ist der Gesang von Daniel Gildenlöw das stärkste Bindeglied zu den "alten" P.O.S. Gildenlöws Timbre ist noch immer emotional und unglaublich facettenreich, wobei passend zum Stil heutzutage viel raue Noten enthalten sind, die bis hin zur aggressiven Rock-Röhre reichen ("Mortar Grind"). Das ist nicht nur technisch beeindruckend, sondern beschert dem ansonsten sehr erdigen Album auch eine Menge Zwischentöne, die sich erst nach und nach offenbaren. Die Entwicklung, die allein der Gesang im Folk-lastigen, melancholischen "To The Shoreline" - das für mich zu den Höhepunkten des Albums zählt - durchläuft, kann einem durchaus den einen oder anderen Gänsehautschauer bescheren.
Was bleibt als Gesamturteil? Es fällt mir schwer, mit der zweiten Entwicklungslinie von P.O.S. komplett warm zu werden, nachdem ich die erste liebgewonnen habe, und es fällt mir ebenso schwer, einen Beobachtungsstandpunkt einzunehmen, bei dem ich diesen Vergleich nicht mehr im Hinterkopf habe. Aber wer die Richtung, die P.O.S. nach "BE" eingeschlagen haben, mag, für den kann "Road Salt Two" in seiner stimmigen Mischung aus Geradlinigkeit und Detailreichtum keine falsche Wahl sein.
Kontakt: www.painofsalvation.com, www.insideoutmusic.com

Tracklist:
1. Road Salt Theme
2. Softly She Cries
3. Conditioned
4. Healing Now
5. To The Shoreline
6. Eleven
7. 1979
8. The Deeper Cut
9. Mortar Grind
10. Through The Distance
11. The Physics Of Gridlock
12. End Credits
 




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