www.Crossover-agm.de OMEN: Huszonöt Év
von rls

OMEN: Huszonöt Év   (Hammer Records)

Pokolgép stellten irgendwie eine Art Nukleus der ungarischen Metalszene dar. So spielte dort in den Embryonalzeiten der Frühachtziger Endre Paksi Baß, der dann mit Ossian ein weiteres langlebiges Bandprojekt ins Leben rief. Pokolgép-Sänger Jozséf Kalapács und -Gitarrist László Nagyfi wiederum verließen 1990 die Band, um u.a. mit Nagyfis Bruder Zóltan am Drumkit Omen zu gründen, die somit aktuell ihr 25jähriges Bestehen feiern können, und zwar mit Bassist Gábor Vörös (der seinerseits mal bei Ossian spielte), aber ohne Kalapács, der sich nach zehn Omen-Jahren unter eigenem Namen selbständig machte (anfangs übrigens unter Mithilfe einiger späterer Ossian-Musiker), allerdings bisweilen immer noch als Special Guest mit seinen alten Kollegen auf den ungarischen Bühnen steht. Außerhalb derselben denkt man beim Bandnamen Omen ja eher an die amerikanische Formation, die diese Bezeichnung schon ein paar Jahre früher wählte, allerdings 1990 gerade auf dem Bandfriedhof verschwand, so daß es erst nach ihrer Reaktivierung in den Spätneunzigern zu einer Parallelexistenz kam. Freilich liegen beide Bands nicht so weit auseinander, daß der Liebhaber der einen nicht auch die andere mögen könnte, wie das Jubiläumsalbum zum 25jährigen Bestehen der ungarischen Omen beweist. Das enthält zehn Songs traditionellen Heavy Metals, der auch durch einige kleine Gitarrenquietschereien, die erst in den 90ern den Weg in den Metal fanden, seinen Achtziger-Charakter nicht verliert (ist es Zufall, daß der linke der fünf Musiker auf dem Bandfoto fast wie Zakk Wylde aussieht?), und auch die leichte Stimmverzerrung im Hauptbreak von "Fáradt Ez A Hely" dürfte eher ein auf den Songinhalt bezogenes Stilmittel als eine generell modernistische Grundhaltung sein. Was freilich nicht mit den Achtzigern korrespondiert, ist die sehr voluminöse Produktion, speziell die raumgreifenden Rhythmusgitarren fanden in dieser Art frühestens 1990 mit Judas Priests "Painkiller" den Weg in den Power Metal, und überhaupt taugt selbiges Album zumindest für den instrumentalen Part von "Huszonöt Év" als musikalischer Anhaltspunkt, wenngleich Omen das Tempo insgesamt geringfügig niedriger halten und keine Speedhämmer im Stile des "Painkiller"-Titeltracks am Start haben. Zwar deutet das wilde Gebretter im Intro von "A Kémiáról Szól" anderes an, aber der Song wechselt bald in treibendes Midtempo und damit, wie sich nach Durchhören der gesamten 40 Minuten herausstellt, in für das Album typische Gefilde, wobei Omen das Tempo durchaus geschickt variieren und etwa auf das flottere "Most, Amíg Vannak" (die Gitarreneruption am Beginn des Hauptsolos hätte durchaus auch Tiptons oder Downings Fingern entspringen können) das eher schleppende, zudem geschickt Halbakustikelemente einflechtende "Tébolydal" folgen lassen, bevor mit "Testvér, Te Játssz A Mélynek" ein zumindest in den Strophen wieder ziemlich flotter und zudem ungewöhnlich leichtfüßiger Song folgt. Außerdem klingt Sänger Árpád Koroknai hier etwas weniger rauh als in den meisten anderen Songs - er ist generell auch dasjenige Element, das so ganz und gar nichts mit Judas Priest, in diesem Falle also mit Rob Halford, gemein hat. In "Szabad Vagy, Ne Félj" (schon der dritte Song dieses Albums, dessen Titel ein Komma enthält ...) meint man bisweilen Ex-Arija-Stimme Waleri Kipelow zu hören, aber auch das bleiben seltene Anklänge. Kann sich jemand vorstellen, wie es klänge, wenn Peavey Wagner von Rage richtig singen könnte? Die Antwort dürfte nicht weit von Koroknai entfernt anzusiedeln sein. Mit ihm haben Omen also einen richtig guten Fang gemacht und mit dem neuen Zweitgitarristen Máté Nagy auch - der ist nämlich als Songwriter gleich mal für die Hälfte der Platte verantwortlich, während sein Gitarrenkollege und Bandgründer Nagyfi die andere Hälfte geschrieben hat. Und die zehn Songs präsentieren sich so homogen, daß es erstens unmöglich ist, stichhaltige Vermutungen anzustellen, welche Songs von wem stammen, und zweitens auch Heraushebungen von Anspieltips wenig Sinn ergeben. Einzig Balladenfreunde sollten sich auf "Keresem" stürzen, denn das ist die einzige Ballade der CD - eine klassische Metalballade mit schrittweiser leichter Härtung in einen großen hymnischen Refrain, wie man das kennt und liebt. Danach wäre eigentlich noch ein Speedie als Rausschmeißer reizvoll gewesen, aber es kommt "nur" das gewohnte Midtempo mit "Villámokkal Jönnöd", trotzdem mitreißend genug, um diese Geburtstags-CD auf dem gewohnt hohen Niveau abzurunden. Traditionsmetalfans, denen Ossian neuerdings vielleicht einen Deut zu zahm klingen, bekommen mit "Huszunöt Év" jedenfalls erstklassiges Kraftfutter, und vielleicht bringt es ein findiger Festivalveranstalter ja mal fertig, die amerikanischen und die ungarischen Omen im Billing zu vereinen ...
Kontakt: www.omen.hu, www.metalshop.hu

Tracklist:
A Kémiáról Szól
Huszunöt Év
Fáradt Ez A Hely
Most, Amíg Vannak
Tébolydal
Testvér, Te Játsz A Mélynek
Szabad Vagy, Ne Félj
Tulélök Vagyunk
Keresem
Villámokkal Jönnöd
 




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