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von rls

MÜNCHENER FREIHEIT: Balladen   (DA Music)

Matthias Reim, Veronika Fischer, Vicky Leandros, Mary Roos, Juliane Werding, Wolfgang Petry, Nino de Angelo, Michael Holm, Drafi Deutscher, Thomas Anders, Johnny Logan und Andreas Martin - was hat die Münchener Freiheit mit all jenen zu tun? Sie alle sind mit einer Scheibe in der "Balladen"-Serie vertreten, sagt die Bookletrückseite. Wem die Struktur dieser Revieweinleitung bekannt vorkommt, der gehört vermutlich zu den regelmäßigen CrossOver-Lesern, denn sie stammt aus dem Review der "Glanzlichter"-CD, und auch bei "Balladen" handelt es sich um eine gewisse Best Of mit ebenso gewisser zeitlicher Einschränkung. Nun ist diese Einschätzung allerdings zu relativieren, denn bekanntermaßen war die Münchener Freiheit eigentlich nie eine Band, die speziell aufgrund ihrer Balladen populär geworden wäre (Ausnahmen bestätigen die Regel), und vor diesem Problem hat schon im letzten Jahrtausend ein Compiler gestanden und dann auf eine "Schenk mir eine Nacht" betitelte Lovesong-Sammlung kurioserweise auch Songs wie "Bis wir uns wiederseh'n" gepackt, welchselbige im Kontext der Band ja nahezu als Speed Metal zu gelten haben. Solche Winkelzüge macht der Compiler der aktuellen "Balladen"-Scheibe nicht - aber auch er hat sich zeitlichen und damit materialtechnischen Einschränkungen unterwerfen müssen, ähnlich wie sein "Glanzlichter"-Kollege, aber nicht so extrem wie selbiger. Die weitestgehend chronologisch angeordneten 16 Songs stammen aus der Zeit von 1987 bis 2002, in der Albenzuordnung also von "Traumziel" bis "Wachgeküsst", und damit ist einerseits klar, daß die erfolgreichste Phase der Band mit abgedeckt worden ist, andererseits aber auch, daß die Inkludierung von "Sommernachtstraum" ein ebensolcher bleibt und auch diejenigen Menschen, die erst im dritten Frühling, also 2009 mit "Eigene Wege", zur Band gestoßen sind, leer ausgehen. Raum für mehr wäre zweifellos noch gewesen - mit knapp 68 Minuten bleibt noch etwas Platz bis zur Erreichung der CD-Kapazitätsgrenze, und selbst innerhalb des Zeitrahmens 1987 bis 2002 wären zumindest noch zwei Highlights anzuführen, die eigentlich zwingend auf die Scheibe gehört hätten, nämlich das traumhaft-verträumte "Mondlicht" vom "Fantasie"-Album sowie "Zwei wie du und ich" von "Liebe auf den ersten Blick".
Aber lamentieren wir nicht über verpaßte Chancen, sondern schauen wir, was uns statt dessen beschert wird - von den 16 Tracks gehören 14 zum "Standardprogramm", dazu kommen je eine halbe und ganze Rarität. Das unverwüstliche "Herz aus Glas" bildet den ältesten Beitrag, und an Position 4 erreichen wir mit ihm auch die chronologisch geordnete Folge - die beiden vor ihm angesiedelten "Diana" und "Solang man Träume noch leben kann" stammen bekanntlich vom bereits genannten "Fantasie"-Album (im Gegensatz zur Bookletangabe steht hier übrigens nicht die Albumversion des zweitgenannten Tracks, sondern die Singleversion, also die starke mit Orchester und nicht die langweilig-bemühte Bandfassung). "Ich will dich nochmal" hält der Rezensent nach wie vor für die schwächste Nummer des "Purpurmond"-Meilensteins, während das unterschätzte "Stell dir vor" und das keineswegs nur aus privaten Gründen der jüngeren Vergangenheit einen Sonderstatus beim Rezensenten besitzende "Lass mich nie mehr los" den Mond in einem ganz besonders intensiven Purpur leuchten lassen. "Liebe auf den ersten Blick" stellt statt "Zwei wie du und ich" das überwiegend starke "Irgendwo" und das vor allem textlich etwas bemühte "Einfach wahr", wobei letzteres interessanterweise der einzige Beitrag von Michael Kunzi für diese Compilation bildet, während "Glanzlichter" phasenweise so wirkt, als hätte Kunzi selber an der Auswahl mitgewirkt. Erstaunlicherweise fehlt der Quasi-Titeltrack von "Energie" (von dem freilich ein Livemitschnitt der Akustikversion von der 2006er Tour zu wünschen gewesen wäre - aber ganz ohne ihn geht's natürlich auch :-)), und es geht albumseitig erst mit "Rote Rosen, weiße Träume" vom 1996er "Entführ mich"-Werk weiter, einem Song, dessen plattem Titel man nicht anhört, welche Wundertüte die Band im Verlauf seiner knapp sechs Minuten öffnet (wenngleich da noch viel mehr gegangen wäre). "Dann versinkt die Welt in Schweigen" wirft weder Licht noch Schatten auf das mit dem letzteren Substantiv betitelte 1998er Album, bevor "Freiheit die ich meine" kurioserweise gleich dreimal bedacht wird, wobei "Solang", "Deine Augen" und "Auf meinem Weg zu dir" ohne den Kontext des fürchterlich überambitionierten und weitgehend auf Tanzbarkeit getrimmten Albumdurchfallers zumindest halbwegs anhörbar sind, ohne daß der Hörer kopfschüttelnd vor seinen Boxen verharrt - aber Highlights hören sich auch anders an, obwohl man die Keyboardlinie hinter dem Refrain des letztgenannten Songs durchaus lieben lernen kann, wenn man den fürchterlichen Drumcomputer auszublenden in der Lage ist. "In dieser Stadt" von "Wachgeküsst" versöhnt zumindest halbwegs - Alex Grünwalds psychedelische Anklänge (die Backings, die soloartige Linie ...)machen den Song relativ originell, und bei der gegebenen Anordnung in der gegebenen zeitlichen Eingrenzung hätte es wenige besser geeignete Kandidaten gegeben.
Damit sind aber erst 14 Songs genannt. Auch die bereits versprochene halbe Rarität ist chronologisch einsortiert - "Viel zu weit" war 1993 der Beitrag der Band zum Grand Prix de la Eurovision, wie der Eurovision Song Contest damals noch hieß. Die dreiminütige Orchesterballade wurde, wohl auch aufgrund des Mißerfolgs beim Contest, nie auf ein Album übernommen, sondern erschien lediglich als Single und ist auf Best-Of-Zusammenstellungen eher selten zu finden (sie ist allerdings auch nur als gehobener Banddurchschnitt einzustufen). Tja, und dann wäre da noch die große Rarität, die "Balladen" auch für Sammler erwerbenswert macht, wenn sie "Einmal kommt das Leben" noch nicht in der über achtminütigen Maxiversion in ihrer Kollektion stehen haben. Selbige gab es bisher nur als Single-B-Seite der Auskopplung der Normalversion aus der "Ihre größten Hits"-Compilation (als weiterer Zusatztrack war interessanterweise noch "Irgendwo" vertreten), und sie enthält einige interessante Zusatzelemente, wenngleich man sich an Stefan Zauners Sprachmonolog zu Beginn erst gewöhnen muß. Aber das Vogelgezwitscher im Hintergrund des neuen Mittelteils, das hat schon was, auch wenn im Zweifel noch viel mehr möglich gewesen wäre, um den Song nicht nur rar, sondern auch noch exzellent zu machen. Trotzdem stellt er für MF-Anhänger, die nicht zu den Singlekäufern zählen, das größte Kaufargument für "Balladen" dar, zumindest so lange, bis eines Tages mal die lange erhoffte Raritätencompilation erscheint. Vom Kuschelfaktor her weiß die CD durchaus zu überzeugen, aber auch dieser wäre wie bereits beschrieben durchaus noch steigerungsfähig gewesen, zumal man beim Kuscheln auch kein Booklet mit eventuellen weiterführenden Infos (als nur eine geringfügig erweiterte Tracklist) braucht.
Kontakt: www.da-music.de, www.muenchenerfreiheit.de

Tracklist:
Einmal kommt das Leben
Solang man Träume noch leben kann
Diana
Herz aus Glas
Ich will dich nochmal
Lass mich nie mehr los
Stell dir vor
Irgendwo
Einfach wahr
Viel zu weit
Rote Rosen, weiße Träume
Dann versinkt die Welt in Schweigen
Solang
Deine Augen
Auf meinem Weg zu dir
In dieser Stadt
 




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