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von rls

MAJESTIC: Trinity Overture   (Massacre Records)

Aus Gründen der Logik müßte diese Truppe eigentlich Richard Andersson's Majestic heißen. Schließlich gab es da mal 'ne analoge Formation namens Yngwie Malmsteen's Rising Force, deren Mittachtziger-Werk von Majestic nahezu bis aufs Detail kopiert wird. Das stampfende "The Breath Of Horus" beispielsweise erinnert so stark an "I Am A Viking" UND "Dark Ages", daß ich beim ersten Hördurchlauf doch glatt den falschen Chorus mitgesungen hatte und beim zweiten Mal merkte, daß auch der andere nicht ganz stimmt. Zu allem Überfluß kommt Sänger Apollo auch noch wie eine Mixtur aus allen drei frühen Malmsteen-Sängern, also Jeff Scott Soto, Mark Boals und Joe Lynn Turner, daher. Einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es (neben der Produktion, die auf einem 2000er Album natürlich anders klingt als auf einem von 1985) indes trotzdem: Der eine Bandkopf/Alleinkomponist/Diktator spielt Gitarre (Yngwie), der andere Keyboards (Richard), und somit kann man sich ausrechnen, welche der beiden Fraktionen bei wem den größeren Freiraum für Fingerfertigkeitsübungen bekommt. Jedenfalls zeigen sich beide Herren deutlich hörbar von Bach, Paganini & Co. beeinflußt und wollen jedem da draußen vor den Lautsprechern beweisen, in welcher Geschwindigkeit sie die klassischen und/oder modernen Läufe runterhobeln können. Und der alte Spruch "Gute Techniker sind oft lausige Songwriter" trifft auch auf beide nicht zu. Allerdings hat in diesem Punkt Herr Malmsteen die Nase vorn. Erstens war er schlicht und einfach 15 Jahre eher da, und zweitens hat Herr Andersson auch ein paar leicht schwächelnde Kompositionen fabriziert ("Resurrection" ist so ein Song, bei dem man wartet, daß endlich was passiert, aber es passiert nicht allzuviel). Spielfreude lugt trotzdem an allen Ecken und Enden hervor, vor allem die Speedies wissen zu überzeugen (man genieße "Curtain Of Fire" oder auch schon das Intro, das trotz des an Michael Schenker gemahnenden Titels "Entering The Arena" außer perfekter Technik und viel Gefühl nicht allzuviel mit diesem gemein hat), und daher gewinnen Majestic den nicht sehr fern liegenden Vergleich mit Kenziner ohne große Unklarheiten (zumal sie auch den deutlich besseren Sänger haben). Apropos Sänger: Mangels Textblatt kann ich leider wieder mal nicht ergründen, was hinter interessant klingenden Titeln wie "The Rapture Of Canaan" steckt.
Also: In puncto Originalität müssen sich Majestic deutliche Punktabzüge gefallen lassen, aber "Trinity Overture" als einzeln stehendes Werk betrachtet bleibt trotzdem ein sehr ordentliches Tortenstück aus Schweden, das lediglich an einigen Stellen (s.o.) etwas fade schmeckt, so daß noch Steigerungsmöglichkeiten vorhanden sind. Trotzdem: Lieber eine gute Kopie als originell, aber schlecht.
Kontakt: www.massacre-records.com



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