www.Crossover-agm.de GALLOWS POLE: And Time Stood Still
von rls

GALLOWS POLE: And Time Stood Still   (Pure Rock Records)

Innerhalb der Pure-Steel-Labelfamilie sind Gallows Pole zwar schon vor dem Albumvorgänger "Waiting For The Mothership" von Karthago Records zu Pure Rock Records gewechselt. Das führt aber erst jetzt zu einer optischen Veränderung: Es gibt kein Farbtray mehr, sondern statt dessen ein Cleartray, während die Farbenfreudigkeit des Coverartworks erhalten geblieben ist. Diesmal geht das Ganze allerdings in die meerblaue Richtung, und da sowohl das Meer als auch der Weltraum ja als Symbole für die Ewigkeit stehen, bietet sich eine Aufladung mit weiteren entsprechenden Symbolen förmlich an. Das Ergebnis sieht so gut aus, daß man sich entschloß, es der CD auch noch als Posterbeilage beizufügen, und daß es stilistisch mit der Grundausrichtung der Musik von Gallows Pole harmoniert, ist ebenfalls ohne Wenn und Aber zu konstatieren. Die wiederum entspricht der des besagten Albumvorgängers "Waiting For The Mothership" und damit weitgehend derjenigen der früheren Gallows Pole, aber eben nur weitgehend: Neben dem typischen Epic Rock hat Bandkopf Alois Martin Binder auch sein Faible für etwas kompakter inszenierten Hardrock, das er besonders auf dem "Revolution"-Album ausgelebt hatte, beibehalten, was seinen Niederschlag auf "And Time Stood Still" im wesentlichen in der Radio-Edit-Version von "Summer Rain" am Ende der CD, die der regulären Version dieses Songs an Position 2 im wesentlichen den ausladenden Schlußteil entnimmt, und im gerade mal zweieinhalbminütigen "We Rock This Town", dessen einziger Schmuck aus der Leadgitarrenstruktur unter dem Refrain besteht, findet. Andererseits macht der eröffnende Titeltrack gleich klar, was hauptsächlich von den 42 Minuten Musik zu erwarten ist, auch wenn sein Intro diesbezüglich durchaus noch mehrere Möglichkeiten offenläßt: Zweieinhalb Minuten lang ertönen verschieden instrumentierte sphärische Klänge, und nachdem man sich zunächst auf ein Instrumentalstück eingestellt hat, beginnt Binder ab Minute zweieinhalb doch noch zu singen, und außerdem mündet der Song ab Minute 3 in einen der schweren Epicrocker, von denen es noch etliche weitere auf dem Album gibt. Bis zum Hauptteil von "Here And There" an Position 4 übt dieser schwere Beat, wenngleich in durchaus verschiedenen Ausprägungen, gar die Absolutherrschaft aus, und erst dann wandelt sich "Here And There" von seinem fast doomigen Intro in einen locker-flotten Hardrocksong mit schönen orgeldurchwobenen Breaks, der seine Wurzeln in den Siebzigern weder verhehlen kann noch will. Hier liegt allerdings auch eines der Beispiele vor, wo man als Hörer irgendwie unbefriedigt zurückbleibt, denn die Spannung, die mit der späteren Tempoverschleppung aufgebaut wird, bleibt unaufgelöst, und der Song wird statt dessen einfach ausgefadet. Auch "We Rock This Town" endet irgendwie im Nichts, wobei das in diesem Fall aber auch songwriterische Absicht sein kann. Richtig unglücklich aber wird der Hörer, als ebendieses Phänomen auch noch in der schönen Halbballade "Take Me To Heaven" auftritt: Da schwingt sich der Leadgitarrist (also entweder Binder selbst oder sein Gitarrenkompagnon Harald Prikasky) zu einem wunderbaren Solo auf - und auch dieses wird spannungsseitig nicht gerahmt, sondern endet einfach irgendwann und der Song mit ihm. Spätestens hier sollte auch aufgefallen sein, daß die Refrains diesmal irgendwie wenig überzeugen können - sie heben sich kaum aus den sie umgebenden Gesangspassagen ab, haben kaum überzeugende oder gar ergreifende Melodien zu bieten, von "I Don't Wanna Go" mal abgesehen, wo allerdings generell der Gesang expressiver ausgefallen ist als im überwiegenden Rest des Albums. Mit Elsko taucht in "Summer Rain" eine vom Albumvorgänger bekannte Gastsängerin auf, aber der etwas zu undurchsichtig abgemischte Refrain verhindert auch hier das Entstehen eines richtigen Glanzlichtes, wenngleich es sich zweifellos um den besten Refrain des Albums handelt. Das Riffing und auch die Leadgitarrenarbeit hingegen wissen durchgängig zu überzeugen, auch Binders Langzeitkompagnon Günther Steiner tritt an den Keyboards immer in den richtigen Momenten in den Vordergrund und hat zudem zwei der Highlights des Albums, nämlich "Take Me To Heaven" und den Titeltrack, mitkomponiert. Das Stilmittel der gelegentlichen Monotonie, das bereits auf dem Albumvorgänger eingesetzt wurde, findet sich auch diesmal wieder, aber das Riffing ist in den betreffenden Passagen energisch genug, um den Hörer am Wegdriften zu hindern. So wird man irgendwie hin- und hergerissen: "And Time Stood Still" hätte ein richtig starkes Album werden können, meint man beim Hören immer und immer wieder, und die Begründungen für diese These, jedenfalls aus dem Rezensentenhirn heraus, sind oben angeführt. Wer "Waiting For The Mothership" mochte oder die dort angeführten Eckpfeiler Magnum, Saracen oder Zed Yago schätzt, sollte jedenfalls auch mal "And Time Stood Still" probehören.
Kontakt: www.bgg-entertainment.com, www.purerock-records.com

Tracklist:
And Time Stood Still
Summer Rain
Older
Here And There
We Rock This Town
Take Me To Heaven
I Don't Wanna Go
Holy Nights
Summer Rain (Radio Edit)



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