(Eigenproduktion)

Bei dieser Truppe handelt es sich bekanntlich um das Nachfolgeprojekt von Darkness, einer Thrash-Institution der Achtziger aus dem Ruhrgebiet, die nach dem dritten Album "Conclusion & Revival" nicht mehr vorwärtskam und daher das Handtuch warf, im neuen Millennium aber zumindest partiell wieder zusammenfand. Man bestritt einige Gigs unter dem alten Namen, beschloß aber, das Konzept etwas zu verändern - nicht musikalisch, sondern lyricseitig, indem man komplett auf die deutsche Sprache umstellte, was in der Thrash Metal-Landschaft immer noch Seltenheitswert besitzt (gibt es Stahlträger eigentlich noch?). Konsequenterweise wurde auch der Bandname geändert, und man wählte Eure Erben, um zumindest noch einen kleinen Vergangenheitsbezug einzubasteln. Als anno 2005 die drei Darkness-Alben (neben "Conclusion & Revival" noch "Defenders Of Justice" und "Death Squad") wiederveröffentlicht wurden, nutzten die Erben die Chance, ihr neues Projekt an dieser Stelle mit zu promoten, spielten je einen Song der drei Scheiben mit der neuen Besetzung und mit neuen Lyrics ein (aus "Critical Threshold" wurde "Neues von gestern", aus "They Need A War" "Wir brauchen Krieg" und aus "Under Control" "Asche und Staub") und plazierten diese Songs jeweils als Bonustrack auf der Scheibe, auf der das Original schon zu finden war. "Eure Erben" ist nun das offizielle Debüt der neuen Band; hätte man die drei Songs hier nochmal verbraten, wäre ein komplettes Album draus geworden, aber es ehrt die Band, daß sie diesen kommerziell sicher lohnenderen Weg nicht gegangen ist und die hier nunmehr vorliegenden sechs Songs als EP begreift. Unter den sechs befinden sich weitere vier Neueinspielungen alter Darkness-Tracks (die drei Alben bieten diesbezüglich ja reichlich wertiges Material), aber Eure Erben wollen auch musikalisch nicht nur eine reine Revivalband sein, und daher schreiben sie auch neue Songs, von denen "Jede Menge Ärger" und "Schatten" den Weg auf die EP gefunden haben und dort nicht prinzipiell herausstechen, was in diesem Falle als Kompliment gedacht ist. "Jede Menge Ärger" bleibt dabei unter der Speedgrenze und läßt den leicht punkigen Touch, den manche Darkness-Songs früher hatten, wieder aufleben, verbleibt aber prinzipiell natürlich eindeutig im traditionellen Thrash Metal-Bereich, knüpft auch lyrisch an die Underdog-Thematik, die in vielen anderen Erben-Texten zum Ausdruck kommt, an (wobei an mancher Stelle vielleicht noch ein wenig Feilarbeit an den Lyrics zu leisten wäre - bei den alten englischen fiel das nicht ganz so ins Gewicht, aber bei deutschen Texten versteht man ja jedes Wort und stolpert schneller). Generell fällt auch bei den Neueinspielungen auf, daß die Erben mittlerweile doch einen Tick kontrollierter musizieren und die Erfahrungen, die sie in den über 20 Jahren seit der Gründung gesammelt haben, praktisch anwenden; dieser Eindruck kann aber auch durch den saubereren Sound (auch da gab es in den 20 Jahren ja diverse Entwicklungen) und den nicht mehr so rohen Gesang entstanden sein. Oliver Fernickel ist nämlich nicht bei den Erben dabei, statt dessen teilen sich jetzt Gitarrist Arnd und Bassist Emma (jawohl, ein männliches Wesen, wie ein Blick aufs Bandfoto klärt) den Gesang, der in "Schatten" (dem zweiten neuen Track) mal kurze Ausflüge in tiefere Death Metal-Regionen unternimmt, ansonsten aber relativ helles typisches Thrash-Shouting darstellt. Den Unterschied zu früher hört man in "Schatten" recht gut, wenn man mal die Stakkatodrums genau analysiert und sich vorstellt, wie Darkness diese Passagen vor 20 Jahren umgesetzt hätten; auch Direktvergleiche zwischen den vier Neueinspielungen und den alten Versionen bieten sich natürlich an. Zur besseren Orientierung hier die Struktur: "Faded Pictures" wird zu "Gefrorene Bilder", "Caligula" bleibt titelseitig gleich, "Burial At Sea" bzw. "Burial" (da hatte es ja schon zu Darkness-Zeiten mal eine Neueinspielung unter leicht verändertem Titel gegeben) wird zu "Untergang", und "Staatsfeind" hat seinen Titel natürlich auch gleich behalten können (bekanntlich war damals das titelgebende Wort das einzige im sonst englischen Text). Für Bandbesetzungshistoriker noch die Information, daß von der Darkness-Stammbesetzung Gitarrist Arnd und Drummer Lacky an Bord der Erben sind, aber auch Gitarrist Jöter und Bassist Emma keine Neulinge darstellen, denn sie spielten aushilfsweise in den Achtzigern auch schon mal bei Darkness. "Eure Erben" enthält 28 Minuten Musik, die zwar einerseits zweifellos rückwärtsgewandt agiert, aber andererseits auch den Blick nach vorn gerichtet hat und den Appetit auf neues Material wie auf eine Liveperformance durchaus befördert. Auf diese Art und Weise läßt man sich die Rückkehr alter Bands gern gefallen.
Kontakt: www.eureerben.de

Tracklist:
Gefrorene Bilder
Jede Menge Ärger
Caligula
Untergang
Staatsfeind
Schatten
 

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