www.Crossover-agm.de DARKNESS: Death Squad
von rls

DARKNESS: Death Squad   (Battle Cry Records)

Keine Ahnung, welche Scheiben ein Schreiberling gehört hat, der in den Reviews zur Darkness-Re-Release-Serie was von "Hauruck-Metal" schrieb und "simpel gestrickten Thrash" diagnostizierte - wenn er sich tatsächlich auf die vorliegenden drei Alben von Darkness bezogen haben sollte, wirft das eher ein Licht auf seinen Alkoholpegel als auf die Musik der Band (es sei noch hinzugefügt, daß dieser Mann Manager einer anderen Band ist, die nach seinen Maßstäben eigentlich auch in diese Kategorien fallen müßte). Darkness spielten sicherlich nicht diese extrem komplizierte Sorte Thrash, die man in Unkenntnis eines Jahre später auf der Bildfläche erscheinenden und in Metallerkreisen äußerst unbeliebten Musikgenres als Techno-Thrash bezeichnen sollte, aber sie rumpelten auch keineswegs wie blutige Anfänger durch die Gegend, sonst hätte es beispielsweise Gitarrist Pierre Danielczyk später wohl kaum ins Line-up der Progmetaller Jesters March geschafft - und man höre sich mal das Hochgeschwindigkeits-Soloduell Danielczyks mit seinem Gitarrenpartner Arnd Klink im Instrumental "Tarsman Of Chor" an! Klar schlug Drummer Andreas "Lacky" Lakaw, Gründer und schon auf dem Debütalbum einziges verbliebenes Urmitglied der am 1. Dezember 1984 nach einem Gig von Destruction und Tormentor (welchletztere aufgrund der Namensgleichheit mit einer heutzutage außerhalb von fanatischen Sammlerkreisen keinem mehr bekannten anderen Band 1985 ihr Banner auf Kreator umstellten) ins Leben gerufenen Truppe, gerne auch mal einen simpleren, fast punkigen Rhythmus an, und die Gitarristen wußten auch durchaus mal auf einzelnen Noten zu verharren oder grundtönige Riffs zu spielen, aber deshalb gleich Primitivität zu vermuten geht dann doch anderthalb Schritte zu weit. Eigentlich müßte schon das zauberhaft-fragile Akustikintro solche Schmarrngedanken vom Tisch gewischt haben - das Ding hätte Danielczyk locker auch später bei Jesters March unterbringen können. Von solchen Akustikelementen (auch das Intro zu "Burial At Sea" beeindruckt wieder mit derartigen fragilen Gitarrenparts) schlagen Darkness aber meist schnell in traditionellen Thrash um, wie er 1987 eigentlich schon fast wieder auf dem absteigenden Ast war, da seine Protagonisten der ersten Stunde entweder komplizierter wurden oder auf Midtempolastigkeit herunterschalteten. Darkness dagegen fanden auf ihrem Debütalbum eine gelungene Mischung aus viel Speed, einigen Midtempopassagen ("Burial At Sea" soll der einzige konsequent durchgezogene Stampfer bleiben und offenbart auch einige kleine Längen, was die Ausspielhäufigkeit bestimmter Parts betrifft, zeigt aber im Drumrhythmus unter dem ersten Soloteil auch schon die Entwicklung von Darkness auf, welche in der Folge ebenfalls in Richtung erhöhter Komplexität weisen sollte) und den besagten Akustikparts und schufen so eine gute Ausgangsposition für die Zukunft. Auffällig war, daß der Anteil an Instrumentalpassagen in den Songs relativ hohe Werte aufwies, wobei das keineswegs ein Problem darstellt, denn Oliver Fernickels Gesang paßt in seiner brüllenden Artikulation zwar zu den rauhen Speedpassagen, aber an Cleangesang in den Akustikpassagen traut er sich nicht heran. Wie gesagt: Experimenteller sollten Darkness erst mit dem Folgealbum werden, wenn man die Akustikpassagen (die in einer Thrashband damals ja auch nicht ganz gewöhnlich waren, wenngleich Metallica sowas natürlich schon mal vorgemacht hatten) nicht als Experiment zählt. Daß sie solche experimentellen Passagen aber auch schon in ihren ganz frühen Tagen, 1985, spielten, beweist das Debütdemo "The Evil Curse", das komplett als Bonusmaterial auf dem vorliegenden Re-Release gelandet ist, denn auch hier gibt es ein ausgedehntes (viereinhalb Minuten langes!) Akustikintro zu hören (allerdings ohne Gitarren und statt dessen mit Orgel und düsteren Geräuschen, ein ganz klein wenig an die Zwischenspiele auf Black Sabbaths "Born Again"-Album erinnernd und auch auf jedweder späteren Black Metal-Scheibe potentiell nicht deplaziert), das drei Songs selbstdefinierten "Dark-Speed-Metals" einleitet, von denen lediglich "Armageddon" später noch einmal für einen Longplayer neu eingespielt werden sollte, während "Victims" und "Infernal Declaration" in den Archiven verblieben. Damals sang übrigens noch Drummer Lacky, und generell war nicht nur die Musik noch einen Tick roher, sondern auch das Soundgewand (ein Proberaummitschnitt) - und dann kamen da noch grammatikalisch, ähem, interessante, im jugendlichen Überschwang verfaßte pseudoböse Texte dazu ("Priest have never mighty on earth / Beast come out of sea"), die allerdings noch in der Demophase zusammen mit den damals noch verwendeten Pseudonymen ad acta gelegt wurden und intelligenteren Themen in sprachlich etwas besserer Ausgestaltung wichen. Als weiteren Bonus hätten wir da noch "Death Squad" in einer früheren Version, die für einen Sampler auf New Renaissance Records gedacht war, aus Platzgründen dort aber nicht veröffentlicht wurde, meinen die Liner Notes (die Herkunftsangaben im Impressum weisen allerdings als Quelle tatsächlich eine "New Renaissance Compilation" von 1987 aus - mache sich derjenige ein Bild, der besagte Compilation besitzt). Nicht unbedingt nötig gewesen wäre hingegen die Beigabe des von irgendeinem obskuren Livetape stammenden "Living After Midnight", denn besonders der Gesang in diesem Priest-Cover (sowohl der Leadgesang als auch und besonders die Backings) grenzen schon fast an Körperverletzung. Richtig interessant hingegen ist "Neues von gestern". Dabei handelt es sich nämlich um "Critical Threshold", den Opener des Albums, allerdings mit deutschem Text und eingespielt anno 2005 von einer Truppe namens Eure Erben, bei denen es sich doch tatsächlich um eine Art Darkness-Nachfolgerband handelt, nachdem die Ex-Mitglieder zwischenzeitlich in Bands wie Charger, Loud'n'Proud, den bereits erwähnten Jesters March oder - im Falle von Gitarrist Arnd - gar einer Schlagertruppe namens Nova Beat gespielt hatten; das derzeitige Line-up von Eure Erben umfaßt neben Lacky und dem wieder auf den metallischen Pfad der Tugend eingeschwenkten Arnd noch zwei Menschen, die in den Achtzigern auch schon mal aushilfsweise bei Darkness agiert hatten. Musikalisch hat man am Original kaum was verändert, nur der Gesang ist jetzt eben in deutsch (prinzipiell nicht neu für Darkness - "Staatsfeind" vom Debüt hatte allerdings außer dem Titelwort kein weiteres deutsches an Bord, und selbst den Titel verstand man bei Olivers rauher Artikulation auf Anhieb kaum), und es darf ein interessierter Blick in die Zukunft geworfen werden. Der Blick in die Vergangenheit jedenfalls offenbart ein interessantes Album mit "Tarsman Of Chor" als Highlight, das auch heute noch hörenswert ist und zahlreiche der selbsternannten Retro-Thrasher der Gegenwart von der Bühne schiebt.
Kontakt: www.eureerben.de, www.battlecryrecords.de

Tracklist:
Invasion Sector 12
Critical Threshold
Death Squad
Staatsfeind
Tarsman Of Chor
Faded Pictures
Iron Force
Burial At Sea
Phantasmagoria
Neues von gestern
Intro
Victims
Infernal Declaration
Armageddon
Death Squad
Living After Midnight







www.Crossover-agm.de
© by CrossOver