www.Crossover-agm.de DESERT: Prophecy Of The Madman
von rls

DESERT: Prophecy Of The Madman   (A&M Releases)

Sie heißen nicht nur Desert, sie leben auch in der Wüste - um genau zu sein, in Beer-Sheva, also im israelischen Teil der Negev-Wüste, für den es noch ein geraumes Weilchen dauern wird, bis die Aufforstungsprojekte des Jüdischen Nationalfonds ihn wieder weitreichend zum Grünen bringen. Nun könnte man auf die Idee kommen, daß die fünf Israelis russischer Abstammung (wenn man die Namen so liest, sollte diese Vermutung nicht allzu fern liegen) auch Wüstenrock spielen, also die Spielart, die Anfang der 90er in amerikanischen Wüstengebieten von Bands wie Kyuss oder den Masters Of Reality entwickelt wurde. Allerdings liegt man mit dieser Theorie meilenweit daneben, denn die fünf Songs (plus ein kurzes orchestrales Intro) auf "Prophecy Of A Madman" gehen als israelischer Beitrag zur weltweiten Progressive Metal-Bewegung durch, wobei Desert allerdings ihre ganz ureigene Version des Progressive Metal entwickelt haben, nachdem sie in den ersten Jahren nach der Gründung 2002 noch etwas orientierungslos dahinlaviert haben sollen (aus der Gründungsphase ist mittlerweile nur noch Gitarrist Max Shafransky dabei); das erste Demo "The Way To Honor" aus dem Jahre 2004, später von den Griechen Secret Port Records auch regulär als Silberling veröffentlicht, ist mir bisher nicht bekannt. Zum einen gehen sie relativ düster zu Werke, zum zweiten tragen sie nicht unerhebliche Einflüsse aus dem Power und Thrash Metal mit sich herum, und zum dritten beschäftigen sie zwei Sänger - wenn man ihrer Homepage Glauben schenkt, übernimmt Bassist Vadim Shulman die rauh-kratzigen Gesangsanteile (die bisweilen sogar ein gemäßigtes Black Metal-Feeling aufkommen lassen), während im Booklet der CD noch ausschließlich Alexei Raymar für den Gesang genannt wird und offensichtlich zumindest für die klaren, in baritonalen Stimmlagen anzusiedelnden Gesangsanteile verantwortlich zeichnet, die in der Gesamtbilanz deutlich dominieren und an die man sich beim Hören aufgrund ihrer generellen Seltenheit in diesem Kontext als auch von ihrer konkreten Ausprägung her (bisweilen fast gepreßt wirkend, aber generell sicher, nur einen Tick zu weit in den Hintergrund gemischt) erst gewöhnen muß. Dieser Gesangsaufbau ist zu einem nicht geringen Teil auch für den gewissen Düstertouch in den Songs verantwortlich, denn die Instrumentalarbeit trägt dazu gar nicht so sehr viel bei. Die Instrumentalisten verrichten allerdings ausnahmslos sehr gute Arbeit, was man ja bei einer Progmetalband auch voraussetzt. Sonderlich kompliziert aufgebaut sind die meisten der Songs nicht, wenngleich schon gern mal Takt- und Rhythmuswechsel eingeflochten werden. "Sacred Throne" hat gar einige Passagen eingebaut bekommen, die rhythmisch an die metallisierte Humppa von Finntroll erinnern (passend dazu entlockt Oleg Aryutkin seinem Keyboard hier akkordeonähnliche Sounds), während "The Desert (In Your Soul)" vergleichsweise straight bleibt und keyboardseitig von Cembalosounds dominiert wird. Dieser Song wurde übrigens auch für einen von der Jewish Music Group herausgegebenen Sampler namens "Israel Unleashed" mit den besten israelischen Rock- und Metalbands ausgewählt, der Ende 2007 erschienen ist - zweifellos ein Ritterschlag für die immer noch recht junge Band, die mittlerweile mit Zohar Telor einen neuen Schlagzeuger gefunden hat, der gerüchteweise einer der besten in Israel sein soll. Aufgenommen wurde die knapp halbstündige CD übrigens in einem Studio namens Mantra, und Mix und Mastering hat Felius übernommen, den man von Arafel her kennt. So ist das weitgehend überzeugende Klangbild kein Wunder. Für einen Aufstieg in die Progmetal-Eliteliga fehlt es Desert noch ein wenig an den absolut zwingenden Songs, denn unter den fünf hier zu hörenden ist kein Ausfall, aber auch kein ganz großer Knaller vertreten. Aber das wird sich auf einem der nächsten Releases sicherlich ändern. Bis dahin sollten sich Freunde neuerer Pain Of Salvation, Manticora (wenn man auf deren Blind Guardian-Touch verzichten kann) den Namen Desert schon mal weit oben auf dem Interessenzettel vermerken und zum Erwerb von "Prophecy Of The Madman" (nein, das soll sicherlich keine Ozzy-Anspielung sein - statt dessen geben Desert mit "Why men must die for gods?" in "Lion And Hawk" mal eben noch einen Kommentar zur Situation in ihrem Heimatland ab, auch wenn der Text auf Geschichtliches zurückgreift) schreiten.
Kontakt: www.desertband.com

Tracklist:
Dawn Of The New World (Intro)
Prophecy Of The Madman
Lion And Hawk
The Desert (In Your Soul)
Sacred Throne
More Than My Life (New Version)



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