www.Crossover-agm.de ARAFEL: The Second Strike: Through The Flame Of The Ages
von rls

ARAFEL: The Second Strike: Through The Flame Of The Ages   (SPG Releases)

Um das wievielte Album Arafels es sich hier handelt, sollte anhand des Titels problemlos erschließbar sein. "The Way Of Defender" war anno 2003 die achte Veröffentlichung auf dem russischen Label Sound Age Productions, der zweite Streich kommt nun als dritte Veröffentlichung des Labels SPG Releases heraus. Sieben Songs bringen es auf 41 Minuten Spielzeit, und wenn man bedenkt, daß "The Rise" nur ein relativ kurzes Intro und "The Call Of War" ein nicht viel längeres Interludium darstellt, bleibt für die fünf eigentlichen Songs eine sehr hohe Durchschnittsspielzeit übrig. "The Rise" verrät noch nichts über die musikstilistische Ausrichtung, denn es beginnt mit sanften Akustikgitarren und steigert sich dann in einen Metalpart, aus dem quasi noch fast jede Sorte Metal hervorgehen kann. "Wrong Future" an zweiter Trackposition macht allerdings ohne Umschweife klar, was wir auf dem Album zu erwarten haben: Black Metal der äußerst ideenreichen Sorte. Das Tempo wird von Drummer Leshii gern oben im Blastbeatbereich gehalten, auch Gastsänger Michael "Miron" Chirva (den mancher von der Kaliningrader Band Tvangeste kennen könnte) kreischt wie wild in der Gegend umher (übrigens abwechselnd in Russisch und Englisch), aber daß einen hier kein Geprügel von der Stange erwartet, wird ebenfalls recht schnell klar, als nämlich Monika Beszczynska als Gastmusikerin einsetzt - nein, nicht etwa zu singen, sondern Violine zu spielen, was nun im Black Metal nicht gerade gang und gäbe ist. Automatisch denkt man zwar an Eisregen, aber mit denen haben Arafel außer der generellen Einstufung ins Black Metal-Genre nichts zu tun - vielmehr klingen etliche der violindurchsetzten Parts eher nach einer extremeren Variante von Skyclad (man höre etwa mal genau auf das Ende von "The Saga Of The Vengeance"!), und natürlich haben auch die üblichen Verdächtigen Cradle Of Borgir die eine oder andere kleine Spur hinterlassen, wenngleich Arafel das Kunststück fertigbringen, gleichzeitig schroffer und zugänglicher als die Briten respektive die Norweger zu musizieren. Sie lieben offensichtlich auch den traditionellen Metal, wie beispielsweise das Riff in "Color Of Death" bei Minute 4 nahelegt, sie können das Wort "Melodie" fehlerfrei buchstabieren, sie wissen auch, wie man Atmosphäre aufbaut (wieder "Color Of Death" als Beispiel, aber diesmal ab ca. Minute 5), und sie versuchen sich schon relativ weitgehend von blackmetallischen Stereotypien fernzuhalten, soweit das halt in diesem Genre generell möglich ist. Zwar wirkt mancher Blastpart vor allem in den ersten Songs noch, als sei er eher wegen des Blastens eingefügt worden als aus songwriterischer Notwendigkeit, aber im Verlaufe des Albums finden Arafel hierfür eine über weite Strecken gelungene Balance, was dann dazu führt, daß "Serpent Land" nach dem Blast-Intro erstmal über weite Strecken im hymnischen Midtempo verbleibt und bei der nächsten Tempoverschärfung auch noch der heroische Klarsänger auftritt, auf den man irgendwie gewartet hat (es ist ein weiterer Gastmusiker, nämlich Marcin Kielbaszewski). Arafel kommen übrigens aus Israel, aber es sollte sich niemand über die vielen slawischen Namen wundern: "The Second Strike: Through The Flame Of The Ages" wurde im Studio X im polnischen Olsztyn eingespielt (mittlerweile liegt allerdings eine größere räumliche Entfernung zwischen Studio, Band und Gastsänger Miron, denn letztgenannter ist nach Kanada ausgewandert), und mit Gitarrist/Bassist D. Warfolomejew befindet sich zumindest ein russischstämmiger Bewohner Israels in der festen Arafel-Besetzung (beim Namen von Drummer Leshii würde man eher an einen "eingeborenen" Israeli denken, und Gitarrist/Keyboarder Felius verbingt mittels dieses Pseudonyms etwaige Herkunftsanzeichen). Ein extrem hohes spieltechnisches Niveau ist man ja von vielen russischen Bands gewöhnt, und auch Arafel reihen sich trotz israelischen Wohnsitzes würdig in diese Folge ein - was die beiden Gitarristen auf ihren Instrumenten abziehen, ist große Klasse, und auch der Drummer knüppelt selbst in den Blastparts nicht einfach nur vor sich hin, sondern fügt auch immer mal Fills ein und hat einige gewagte Tempowechsel zu spielen. Natürlich muß man sich ob des bisweilen sehr hohen Extremitätsgrades der Musik erstmal reinhören, um die Klasse zu erkennen, und die ersten Hördurchläufe muß man sich wahrscheinlich eher an einigen der eingängigen Parts wie dem in "Purification Of Wisdom" bei Minute 4 entlanghangeln, um ins Notendickicht vorzudringen, aber das dürfte sich lohnen, wenngleich man den typisch kriegerischen Lyrics (durch eine entsprechende Bookletgestaltung unterstützt) nicht allzugroßes Gewicht beimessen sollte (sie sind allerdings auch nur ausschnittweise im Booklet abgedruckt). Rein musikalisch jedenfalls stellt "The Second Strike: Through The Flame Of The Ages" eine lohnende Bereicherung jeder Sammlung härteren Metals dar.
Kontakt: www.arafel-band.com, www.spg-releases.com

Tracklist:
The Rise
Wrong Future
The Saga Of The Vengeance
Color Of Death
Serpent Land
The Call Of War
Purification Of Wisdom



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