(Q-Rock Records (UK-Import))

In Sachen Covergestaltung sind ja kaum mehr Innovationen möglich, hier der Gegenbeweis: sich beim Augenarzt hinter der Untersuchungsapparatur ablichten zu lassen, dann die CD "Focal Point" zu nennen, das nenne ich wirklich gelungen. Ergänzt wird das durch schlichte, aber effektive Gestaltung des Booklets. Und wenn man die CD dann herausnimmt, kommt noch eine schöne kleine Überraschung, liebevoll gemacht. Paul Cusick, der hoffentlich wegen dem einen Buchstaben nicht allzu oft mit einem bekannten Schauspieler verwechselt wird, bewegt sich musikalisch in gemäßigten Prog-Gefilden von in etwa Sylvan / RPWL / Martin Orford. Paul singt, spielt Gitarre, Bass und Keyboards und hat ein eindringliches, sehr lebendiges und gut produziertes Album vorgelegt, das mit einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut eingetrommelt wurde, was mir immer wichtig ist. Dabei fängt's etwas holprig an, aber bald schon bei dem wunderschönen, ruhigen "Fade Away" erkennt man die Fokussiertheit und vor allem das Talent des Engländers mit der sehr angenehmen Stimme. Mit dem Song legt er nämlich einen traumhaften Beleg seiner Musizierkunst vor. Man driftet gedanklich mit diesem Wohlfühlsong weg, wird dann geweckt mit "Soul Words", einem energischen Appell, unsere Augen nicht vor dem Leid der Welt zu verschließen (Zitat "Why don't we cry, when a small child has died, why don't we hurt when the pain's far away?"), packend umgesetzt und an Pallas oder IQ erinnernd. Die spartanische, sogar fast ein wenig unheimliche Instrumentierung bei dem Song "Touch" mit eingespielten Anrufbeantworter-Texten vermittelt deutlich eine Stimmung, wie albern das Geschwätz mitunter ist und wie sehr doch der persönliche Kontakt vorzuziehen ist. Das geradezu traurige Instrumental "Senza Tempo" geht über in "Big Cars", wo richtig losgerockt und der leicht verhaltene Charakter des Albums verdrängt wird, der Gesang erfolgt hier verfremdet. "Hold On" ist ein Aufruf, den Moment zu schätzen, es kann morgen alles vorbei sein, extrem gelungen intoniert mit BBC-Nachrichten-Schnipseln von Tragödien, aber ist ja alles so weit weg ... Paul Cusick hat hier mit seinem Debut auf seinem eigenen Label eindrucksvoll bewiesen, daß jenseits von Porcupine Tree, Marillion oder Spock's Beard ein Prog-Underground existiert, in dem berührende melancholische Musik geschaffen wird. Hervorragende Platte!
Kontakt: www.paulcusick.co.uk, www.qrock.co.uk

Tracklist:
1. Focal Point
2. Ever Blue
3. Fade Away
4. Soul Words
5. Scared To Dream
6. Touch
7. Senza Tempo
8. Big Cars
9. Hold On
10. Hello
11. Touch (Groove Monster Mix) (nicht abschrecken lassen von dieser Bezeichnung -gl-)
 

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