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von CSB

SPOCK'S BEARD: Spock's Beard   (Inside Out)

Beim Barte des Spock, das nunmehr neunte Studioalbum der amerikanischen Ausnahmeprogger beginnt mit einer faustdicken Überraschung! "On A Perfect Day" ist nichts anderes als klassischer Neal Morse-Stoff, und das, obwohl die glorreiche Ära ihres vormaligen Chefdenkers bereits seit drei Scheiben Geschichte ist. Retroprog, wie er schöner und typischer nicht sein könnte, verspielt, episch, druckvoll und sanft zugleich und von dieser wunderbar einzigartigen warmen Atmosphäre, die den Sound der Amis seit jeher unverwechselbar macht. Sollte das selbstbetitelte dritte Post-Morse-Album etwa an die großen Glanztaten der Amis anschließen? Die Antwort nach 77-minütiger beinah optimaler CD-Laufzeitauslastung ist dann doch eher ein zögerliches: "Jein ...". Denn bis auf den Opener lösen die Restbärte sich noch deutlicher als auf den Vorgängern "Feel Euphoria" und "Octane" von ihrem alten Leader und gehen ganz neue Wege. Zwar proggt's auch auf "Spock's Beard" immer noch mächtig im Gebälk - für allzu straighte und leichtverdauliche Kost sind diese vier Vollblutmusiker einfach zu begabt -, doch die Hard Rock- und Fusion-Einflüsse, die schon auf "Octane" immer mal wieder durchschimmerten, haben sich nun richtig im Sound des Vierers festgebissen. Das wird manch altem Fan sauer aufstoßen, aber auch die neue Ausrichtung der Beards hat unbestreitbar ihre Klasse-Momente. Ein Instrumental wie "Skeletons At The Feast" etwa kann als Lehrstück in der Kategorie "instrumental aber trotzdem spannend und das Ganze ohne Egotrip" durchgehen. Nicht minder genial das saftig groovende Abschlusswerk "Rearranged", die Bombastballade "The Slow Crash Landing Man" oder die beinahe radiotaugliche Halbballade "All That's Left".
Und natürlich kommen auch die Epen auf keinem Bartalbum zu kurz. Allerdings wirken sowohl das zentrale vierteilige "As Far As The Mind Can See" als auch das 11minütige "With Your Kiss" etwas zu bemüht, krampfhaft auf Überlänge getrimmt und in sich zu wenig geschlossen, als dass all zu viel hängen bleiben würde. Zwar hat vor allem Ersteres jede Menge gute bis geniale Momente (v.a. "Dreaming In The Age Of Wonders"), als Gesamtkunstwerk wirkt es aber viel zu inkonsequent und kommt höchstens ansatzweise an das fantastische "A Flash Before My Eyes"-Epos vom Vorgänger heran. Das hat man von Spock's Beard nun wirklich schon viel stärker gehört.
Auch einige der kürzeren Rocker geben diesmal nicht allzu viel her. "Is This Love" oder "Sometimes They Stay, Sometimes They Go" beispielsweise sind ungewohnte Fast-Ausfälle, die der Skiptaste so gut wie nichts entgegenzusetzen haben.
Was bleibt, ist also nur eine Handvoll Songs vom gewohnten Kaliber, die - zusammen mit der wie immer perfekten Produktion - allein schon beinahe den Kauf rechtfertigen. Durchschnitt findet sich auf "Spock's Beard" allerdings auch zuhauf, und das wird den hohen Ansprüchen nun wirklich nicht gerecht. Selbst wenn man anerkennt, dass sich Spock's Beard verändert haben und natürlich nie wieder an Jahrhundertalben wie "The Light" oder "The Kindness Of Strangers" heranreichen werden, ist das hier insgesamt zu wenig. Mag sein, dass auf hohem Niveau gejammert wird und man dem Großteil der musizierenden Zunft mit einem Album wie "Spock's Beard" eine hochwertige Leistung attestieren würde, aber von derart talentierten Ausnahmekünstlern erwartet man nun mal nicht weniger als Weltklasse.
Bandkontakt: http://www.spocksbeard.com
Labelkontakt: http://www.insideout.de

Tracklist:
1. On A Perfect Day
2. Skeletons At The Feast
3. Is This Love
4. All That's Left
5. With Your Kiss
6. Sometimes They Stay, Sometimes They Go
7. The Slow Crash Landing Man
8. Wherever You Stand
9. Hereafter
As Far As The Mind Can See
10. Pt. 1 Dreaming In The Age Of Wonders
11. Pt. 2 Here's A Man
12. Pt. 3 They Know We Know
13. Pt. 4 Stream Of Unconsciousness
14. Rearranged
 




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