www.Crossover-agm.de NEAL MORSE: Sola Scriptura
von lene

NEAL MORSE: Sola Scriptura   (InsideOut Music)

Ein Mönch, dessen Gesicht von einer Kapuze verdeckt wird, fegt den steinernen Boden einer Kirche. Durch die im Hintergrund geöffnete Tür strömt Licht herein. - Dies ist das Cover des neuen Albums von Neal Morse und es verrät bereits viel über den Inhalt des Gesamtkunstwerks.
Der 2002 zum christlichen Glauben, schon lange vorher aber zum progressiven Rock "bekehrte" amerikanische Musiker hat mit seinem neuen Album "Sola Scriptura" (lateinisch für "Nur die (heilige) Schrift") tatsächlich eine Art Progressive-Rock-Oper der besonderen Art geschaffen. Die 75-minütige Scheibe umfasst vier Teile, von denen der längste fast dreißig Minuten dauert. Auch inhaltlich hat Morse sich mit diesem Album hohe Ziele gesetzt, denn es soll das Schaffen und Werk Martin Luthers beschreiben. Inhaltlich versucht er sich in die religiösen und politischen Wirren im Deutschland des 15. und 16. Jahrhunderts hineinzuversetzen und nennt die einzelnen Teilstücke "The Door", "The Conflict", "Heaven In My Heart" und "The Conclusion". "I tried to imagine what it must have been like to go up against corruption in high places and risk life and limb for what you believe is right", erklärt Morse auf seiner Homepage seine Intention. Die Umsetzung dessen darf man sich nicht als gesungene Geschichtsvorlesung vorstellen. Neal Morse greift textlich lediglich einzelne Punkte aus Luthers Leben auf, teilt ihnen eine einprägsame Refrainmelodie zu und verknüpft das Ergebnis mit vielen Instrumentalklängen.
Mit "The Door" ist vermutlich die Pforte der Schlosskirche zu Wittenberg gemeint, auf die Luther seine 95 Thesen nagelte. "How can I keep silent, when I know the truth?" und "I will write my words upon the door" singt Morse im hinteren Part des Stückes. Musikalisch wechselt er innerhalb des ersten Teils zwischen Rockriffs und sanften Melodien, die Übergänge sind fließend, die Refrains einprägsam.
"The Conflict" beginnt, wie es sich für einen Konflikt gehört, mit lauten E-Gitarren und schon fast metalhaften Klängen. Das dritte Stück, "Heaven In My Heart", ist dann eine vergleichsweise kurze Ballade von gut fünf Minuten. Von der Keyboardbegleitung dominiert, bildet sie einen Kontrast zum vorangegangenen "Conflict"-Teil. "The Conclusion" kommt ebenso wie "The Conflict" schneller daher und verbindet ausgedehnte Instrumentalstücke mit einprägsamen Refrains. Durchgehend werden einzelne musikalische Themen und Motive wieder aufgenommen, variiert und neue hinzugefügt, sodass am Ende ein klangliches Gesamtstück daraus gewebt wird, bei dem Gesang und Text keineswegs dominieren. Melodien und Instrumentalstücke spielen eine beinahe ebenso wichtige Rolle.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Morses umfangreiches und anspruchsvolles Großprojekt, das zu machen er laut eigenen Angaben als seine Christenpflicht sah, geglückt ist. "Sola Scriptura" ist kein schwer verdauliches Riesenstück geworden, sondern musikalisch solide und nicht nur eingefleischte Neal Morse-Fans werden begeistert sein. Wer sich allerdings nicht mit der sehr deutlichen christlichen Botschaft beschäftigen möchte, sollte vielleicht besser die Finger von Morses Werken lassen.
Wer "Sola Scriptura" live sehen möchte, dem scheint vorerst nur ein Ausflug nach Holland zu bleiben: Auf dem IO-Pages Progfestival 2007 werden Neal Morse und seine Question Mark-Besetzung am 26. Mai das gesamte Album spielen. Weitere Infos: www.boerderij.org.
Kontakt: www.nealmorse.com, www.insideout.de

Tracklist:
Track 1: The Door
Introduction
In The Name Of God
All I Ask For
Mercy For Sale
Keep Silent
Upon The Door

Track 2: The Conflict
Do You Know My Name?
Party To The Lie
Underground
Two Down, One To Go
The Vineyard
Already Home

Track 3: Heaven In My Heart

Track 4: The Conclusion
Randy's Jam
Long Night's Journey
Re-Introduction
Come Out Of Her
Clothed With The Sun
In Closing...
 




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