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von rls

CROSS BORNS: Orion - Az Ember Alkonya   (Nail Records)

Was für die tschechische Metalszene Salamandra bedeuten, stellen in der ungarischen Metalszene offenbar Cross Borns dar: Traditionsmetaller mit deutlichem Hang zu Konzeptalben. Dabei sind die Ungarn die produktiveren von beiden: Das Debüt "Legend Of The Four Rings" erschien 1999, und "Orion - Az Ember Alkonya" ist bereits Album Numero 5 oder 6 (über die Chronologie sind sich die Quellen nicht ganz einig, denn www.metal-archives.com gibt sowohl für das vorliegende Album als auch für das Doppelalbum "A Torony" das Erscheinungsjahr 2006 an, nennt "A Torony" aber vor "Orion", während das Impressum von "Orion" aber das Jahr 2005 ausweist). Die Ungarn profitieren dabei offensichtlich von einer recht stabilen Bandkonstellation: Vier der sechs Gründungsmitglieder sind noch dabei, wenngleich nominell mit einem Zuständigkeitswechsel: Riermaiers Osteuropa-Lexikon gibt von den beiden Gitarristen in der Frühzeit Ferenc Somlói als Auch-Sänger an, das Booklet von "Orion" aber seinen Kompagnon Attila Szrogh, und auch der nicht zur Gründungsmannschaft gehörende neue Bassist Viktor Nagy wurde zu Gesangsdiensten herangezogen. Die sechste Planstelle, die des Schlagzeugers, haben Cross Brons derzeit allerdings nicht besetzt, und so programmierte Keyboarder Gergely Jankó die Drums für "Orion". Ob das gleichzeitig den Anlaß für die Band bildete, mit ein paar discoartigen Klängen zu experimentieren, etwa im Intro von "Az Elsö Bün", muß offenbleiben - der Traditionsmetaller stolpert bei solchen Klängen natürlich erstmal, aber sie sind recht organisch eingeflochten, und da man den übrigen Drums schon recht deutlich anhört, daß es sich um einen künstlichen Rhythmusgeber handelt, ist der zu überbrückende Bruch letztlich auch gar nicht so sehr groß und unterstreicht letztlich nur, daß es sich zwar um Traditionalisten, aber eben um experimentierfreudige Traditionalisten ohne größere Scheuklappen handelt. Inwieweit diese Parts auch noch eine storyimmanente Rolle erfüllen, müssen Kenner der ungarischen Sprache beurteilen, denn in dieser sind nicht nur die Texte der neun Songs, sondern auch die im Booklet nachzulesenden Begleitinformationen zur Story gehalten. Bleibt für den Nichtkundigen also die Dreiviertelstunde Musik selbst zu bewerten, und da schneiden Cross Borns nicht schlecht ab, wenngleich ihnen sicherlich kein Meisterwerk gelungen ist. Aber ein Song wie "A Fáraó Átka" mit seiner gelungenen Mixtur aus geradlinigerem Power Metal und deutlichen italienischen Einflüssen in der Keyboardarbeit darf zweifellos als hörenswert eingestuft werden, auch die bombastische Halbballade "Az Út Itt Most Véget Ér" ist in ihrem expressiven Gesangsgestus als kleines Glanzlicht einzustufen, zumal der dort mit eingebundene Dudelsack eine eigentümliche Klangfarbe besitzt. Eher selten zum Einsatz kommt auf diesem Album Mária Patvaros, die für den weiblichen Teil der Gesangsparts verantwortlich zeichnet - aber vermutlich ist auch dieser seltene Einsatz storyimmanent. Die Parallelen zu Blind Guardian, die man bei Salamandra recht häufig feststellen kann, fehlen auf "Orion" völlig, so daß die Ungarn in dieser Hinsicht als recht eigenständig gelten dürfen, und generell scheinen sie mehr Einflüsse aus dem Progmetal zu beziehen, ohne daß man sie deshalb aber dort einsortieren dürfte, denn man bedenke stets, wie sie klingen könnten, wenn sie keine Konzeptalben schreiben würden. "Orion - Az Ember Alkonya" ist als Ganzes zweifellos hörenswert, wenngleich sich das letzte Ende der Begeisterung wohl erst mit dem Verständnis der Story einstellen dürfte, und da sind europaweit außer den Ungarn wohl gerade mal noch die Finnen privilegiert. Alle anderen können sich ja erstmal auf Ossians neuzeitlichen Klassiker "A Szabadság Fantomja" stürzen, um zu testen, ob sie generell mit ungarischem Metal klarkommen. Wenn sie diese Frage mit Ja beantwortet haben, sei "Fekete Máglyák Tüzénél" als Einstieg in "Orion" empfohlen, da seine Gliederung auch ohne Storyverständnis wohl noch am verständlichsten ist: balladeske Einleitung, dann bombastischer Power Metal über Stakkatodrums, ein pianodominierter Progteil, epische Gitarrenmelodien, ein Dudelsack über Marschtrommeln und schließlich wieder der bombastische Power Metal über den Stakkatodrums - fertig sind sechs Minuten hohe Metalkunst, mit denen der Rest des Albums zugegebenermaßen nicht ganz mithalten kann. Aber auch der ist nicht schlecht, und "Az Utolsó Megnyilatkozás" arbeitet dann sogar noch mit Deathgebrüll, Blackgekreisch und einem Erzähler, was den offensichtlichen dramaturgischen Höhepunkt der Platte darstellt.
Kontakt: crossborns@freemail.hu, http://shop.metalindex.hu

Tracklist:
A Sziv Sötét Folyói
Az Elsö Bün
Atlantis Pusztulása
A Fáraó Átka
Az Út Itt Most Véget Ér
Az Örök Hó Birodalma
Szentek Kezétöl Pusztulva
Fekete Máglyák Tüzénél
Az Utolsó Megnyilatkozás
 




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