(RMB Records / AOR Heaven via Soulfood)

Begann die letzte Besprechung zu diesem Künstler noch mit den Worten "Ruhig wurde es ...", war seit dem letzten Album "Conspiracy", also in den letzten beiden Jahren das Gegenteil der Fall: Teilweise war es schon verwirrend, wie im Fall BLOODBOUND (Studio: Ja, Live: Nein), auf wie vielen Baustellen Herr Bormann gleichzeitig tätig war. Jetzt liegt sein mittlerweile drittes Soloalbum vor und es ist wiederum gut bis sehr gut geworden. Er weicht dabei kaum von dem eingeschlagenen Kurs ab und kredenzt uns einmal mehr einen bunten Strauß toller Melodien. Diesmal sind's sogar gleich 14 Stück, von denen einige herausgepickt werden sollen: Gleich im Opener "When Push Comes To Shove" offenbart sich die Stärke dieses Sängers, der sich einfach in langsam beginnenden, dann steigernden Mid-Tempo-Tracks mit seiner erstklassigen Stimme wunderbar einbringen kann. "Friends Of A Lifetime" gewinnt seinen Charme durch orientalischen Einschlag und das folgende "Come Take Me Higher" hat einen betörenden Anfang und einen unwiderstehlichen Groove. Das schwermütige über 6-minütige "I Wanna Hear Your Voice" ist eine famose Power-Ballade aus einer Zeit (ca. Ende der 80er), als für solche Songs noch mega-teure Videos gedreht wurden, man sieht die passenden Sequenzen förmlich vor dem inneren Auge: der Protagonist nachts die Zeit totschlagend im Nightliner, während die Verehrte daheim in Sehnsucht schwelgt ... Eines der besten Stücke ist der Up-Tempo-Rocker "Half Way Down" mit echtem Schlagwerker und stimmigem Text.
Sorry, Michael, aber "I Will Hold The Line" fängt genau gleich an wie "Right Now" von VAN HALEN, entwickelt sich nach dem Keyboard-Intro dann zu einem weiteren erstklassigen Hard-Rock-Stampfer.
Im hinteren Teil der CD kommen dann mit "Doing Or Not" oder "Still Haven't Found It" noch einige Songperlen, längst hat sich Michael Bormann zu einem exzellenten Songschreiber entwickelt, der genau weiß, wozu seine Stimme passt, und im übrigen sich einmal mehr als Multiinstrumentalist beweist.
War vor 2 Jahren die damals nur Insidern bekannte Anette Blyckert (inzwischen Olzon und bei Nightwish) Gast, hilft anno 2008 wiederum deren alter Bandkumpel Niklas Olson an den Keyboards aus und von EDENBRIDGE unterstützen Sabine und Lanvall den Song "Glory And Pain", der jedoch nicht zu meinen Faves hier gehört.
Und auch mit Tommy Denander scheint sich Michael weiterhin gut zu verstehen, denn der ist auch wieder "dabei", wenn man beim Datenaustausch unter den Musikern das so bezeichnen kann. Wobei gleich hinzugefügt werden soll, dass die Produktion abgesehen von folgendem Punkt ordentlich ist.
Denn nicht verschwiegen werden soll, dass in den meisten Tracks das (programmierte) Schlagzeug ein wenig steril klingt, was aber oft nicht sooo stört. (An der Stelle möchte ich noch mal erinnern, dass dieser Umstand bei sehr vielen Produktionen heutzutage der Fall ist; im übrigen auch bei allseits geschätzten Klassikern wie "Transcendence" von Crimson Glory.)
Diese Bemerkung hätte auch beim neuen Album von DARK SKY stehen können: Wer in so bemerkensweiter Weise "stur" am Zeitgeist vorbeiproduziert, verdient einfach hohen Respekt. Schon gemerkt: DIESE Musik - vermeintlich kommerziell, wo bleibt dann das Airplay?!? - ist im Grunde seit geraumer Zeit der neue Underground, also der neue "Alternative"-Sound, in einer Zeit, wo jede Schrammelcombo, die einen Schreihals nach vorne stellt, eher Gigs erhält als Leute, die ihre Instrumente beherrschen!
Kontakt: www.michaelbormannpage.de, www.aorheaven.com

Tracklist:
1. When Push Comes To Shove
2. Friends For A Lifetime
3. Come Take Me Higher
4. Live Your Life
5. I Wanna Hear Your Voice
6. Half Way Down
7. I Will Hold The Line
8. Love Is Magic
9. Glory And Pain
10. Don't Bother Me
11. Doing Or Not
12. Still Haven't Found It
13. For Just A Little While
14. Go Going Gone

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