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ALOGIA: Elegia Balcanica
von rls

ALOGIA: Elegia Balcanica   (Miner Records)

Sonderlich produktiv sind Alogia in jüngerer Zeit nicht gewesen. "Elegia Balcanica" markiert erst das zweite Album in den seit "Secret Spheres Of Art", dem bei den damals sehr aktiven Spaniern von Locomotive Music erschienenen Albumdrittling, vergangenen zehn Jahren, und die neun Songs bringen es zudem auch nur auf 35 Minuten Spielzeit - rechnet man den als Bonustrack gekennzeichneten neunten, das Death gewidmete "Intentionally Blind", ab, wird's gar quantitativ noch weniger. Aber erstens stammt die Band aus Serbien und hat damit vermutlich etwas schwierigere Rahmenbedingungen als die gängige westmitteleuropäische Szene, und zweitens weiß die geringe Quantität wenigstens durch Qualität zu überzeugen. Alogia sind zu sechst, haben also zwei Gitarristen plus einen Keyboarder, und die wollen allesamt beschäftigt sein - und das werden sie auch, ohne daß das Resultat zu zerfasert wirkt. Die Serben spielen das, was man gemeiniglich als Italometal zu klassifizieren pflegt, auch wenn man sie eigentlich am treffendsten mit anderen regionalen Bandvergleichen beschreiben könnte: Dream Theater treffen Yngwie Malmsteen. Im Gegensatz zum 2004er Scheibli singt Nikola Mijic mittlerweile allerdings im regulären Material komplett in seiner Heimatsprache, und da die zu den slawischen Sprachen gehört und bisweilen auch durch leicht slawisch anmutende Melodik unterstützt wird, glaubt man bisweilen sogar Archontes vor sich zu haben, wenngleich gerade die nun wieder Englisch sangen. Alogia treten oft und gern aufs Gaspedal und pusten den Hörer mit ansteckend wirkender Frische um, wissen sich aber im richtigen Moment zurückzunehmen. Das dreieinhalbminütige Intro "Almagest" fällt dabei noch gar nicht mal so stark mit der Tür ins Haus, aber das zumeist sehr flotte Triumvirat aus "Callis Ad Astra", "Galija" (mit Gastgesang von Andela Isic) und dem enorm nach vorn ziehenden, nur knapp über dreiminütigen Speedster "Vreme Je" bereitet erfolgreich den Raum für den Titeltrack. Aber auch der gerät trotz seines Titels keineswegs zur trauerklößigen Doomhymne, sondern steigert sich aus seinen variablen Midtempi in einen auch wieder ziemlich flotten Refrain, der dann durch ein strukturell recht dominantes Akustikgitarrenmotiv gekrönt wird. Solche Songs mit Progschlagseite vertragen sich allerdings prächtig mit geradlinigen Hardrockern wie "Lilith (Ona Zna)", das ohne ein einziges Break auskommt und noch einen anderen Vergleich ins Hirn des Rezensenten zaubert: Royal Hunt. Daß Alogia ein Händchen für große Refrains besitzen, sollte bis hierher (es ist Song 6) auch dem unaufmerksamsten Hörer aufgefallen sein, und da alle Texte im Booklet abgedruckt sind, darf man auch in Ermangelung serbischer Sprachkenntnisse ein entsprechendes lautmalerisches Studium beginnen, um gewappnet zu sein, falls es das Sextett wirklich mal auf hiesige Bühnen schaffen sollte (oder man selber mal auf dem Balkan Urlaub macht ...). Das eher proggige "Inferno" und das nochmal eher hardrocklastige "U Tisini" beenden den "regulären" Teil des Albums, dann folgt noch das erwähnte "Intentionally Blind", in dem Mijic seinen Platz am Mikro für Gitarrist Srdjan Brankovic und Gast Amir Hadzic räumt, die beide heiser ins Mikro husten und diesen instrumental wieder sehr proggigen Track, in dem die Keyboards im Gegensatz zum Rest des Albums stark in den Hintergrund gemischt sind, damit in die Nähe der Death-Spätphase rücken, was aufgrund der Widmung an Chuck Schuldiner ja auch offensichtliche Absicht des Ganzen war. Damit enden die 35 Minuten wie eingangs erwähnt unerquicklich schnell, aber wem das zu schnell ging, für den hält das Abspielgerät die Repeat-Taste bereit. Optik und Klanggewand tragen ihr Scherflein zu einer hochklassigen Veröffentlichung bei, die zugleich einen Anlaß bildet, mal noch nach dem zwei Jahre zuvor erschienenen und wie die beiden Frühwerke ebenfalls komplett in Serbisch eingesungenen "Price O Snovima"-Album (das in der Encyclopedia Metallum sehr kontrovers bewertet wurde) Ausschau zu halten.
Kontakt: www.miner.rs

Tracklist:
Almagest
Callis Ad Astra
Galija
Vreme Je
Elegia Balcanica
Lilith (Ona Zna)
Inferno
U Tisini
Intentionally Blind
 




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