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VI. Long Heavy Night   11.10.2014   Eschwege, E-Werk
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Nach der letztjährigen, aus musikalischer Sicht qualitativ sehr guten, aber niedrig frequentierten LHN war ich skeptisch, ob es in diesem Jahr eine Fortsetzung des kleinen Metalfestivals geben würde. Doch schon früh stellte Organisator Jens Manegold klar, dass es weitergeht, wenn auch mit einem abgespeckten Billing. Die Headbanger in der nordosthessischen Provinz sollten somit auch anno 2014 wieder auf ihre Kosten kommen und mit einem kurzweiligen, aber interessanten Live-Programm unterhalten werden. Vor allem die Wolfenbütteler Truemetaller KING LEORIC, deren Gitarrist Björn Patschurek in Eschwege seine Abschiedsvorstellung gab, weckten meine Aufmerksamkeit. Daneben standen noch Piratenmetal mit SEVEN SEAS und der Rock 'N Roll-Headliner OHRENFEINDT aus Hamburg auf der Menükarte.

The Ugly Earthlings  The Ugly Earthlings

The Ugly Earthlings
Die Bebraer Band THE UGLY EARTHLINGS hat sich BLACK SABBATH-Liedgut auf die Fahnen geschrieben und durfte den hardrockenden wie metallischen Abend eröffnen. Zudem war es der erste Live-Auftritt des Quartetts um Sänger Jens Koch, der seinen Job am Mikro prima erledigte, seine Stimme aber noch variabler einsetzen kann. Tonnenschwere Riffs, von einem stilechten Bühnenbild umrahmt, ergaben das ultimative SABBATH-Feeling. Die Setlist beeinhaltete sowohl die großen Hits wie "Warpigs", "Paranoid" und "Children Of The Grave", aber auch vom aktuellen genialen Comeback-Album "13" gab es mit "God Is Dead?" ordentlich was auf die Ohren. Zwar herrschte im Saal noch große Zuschauerflaute, doch die anwesenden Banger zeigten sich durchaus vertraut mit dem Songmaterial. Wenn die Bühnenerfahrung erstmal gereift ist, empfehlen sich die Erdlinge zukünftig als große Bereicherung für jedes Doommetal-Festival.

Seven Seas  Seven Seas

Seven Seas
Nach diesem megagroovenden Auftakt zogen die Piratenmetaller SEVEN SEAS aus Hamburg das Tempo merklich an und nahmen die anwesenden Banger mit auf hohe See. Trotz einiger Kabelprobleme zu Beginn zeigten die fünf Hanseaten eine beeindruckende Show. Mit ihrem an HELLOWEEN und RUNNING WILD angelehnten Sound können sie zwar keinen Innovationspreis gewinnen, in der livehaftigen Umsetzung hatten sie aber alle Trümpfe in der Hand und konnten mit herzhaften Riffs und Hooks punkten. Besonders Bandsenior und Basser Kifte zog mit seiner Fingerfertigkeit die Blicke auf sich und schien eine Menge Spaß in den Backen zu haben. Als einen weiteren positiven Aspekt muss man den sympathischen Auftritt von Sänger Didi "Shark" Schulz hervorheben, der zwar nicht immer jeden Ton sauber traf, aber einen sehr unterhaltsamen Auftritt am Mikro hinlegte. Das hymnische "Captain Kidd" animierte die inzwischen zahlreicher vor der Bühne versammelten Banger zum Mitgröhlen und Haareschütteln. Mit dem abschließenden RUNNING WILD-Cover "Riding The Storm" mobilisierte man noch mal alle Kräfte und ließ auch den letzten Banger aus den Ecken des E-Werks hervorkriechen. Klassischer Heavy Metal aus deutschen Landen ist immer noch ein Gütesiegel, welches SEVEN SEAS an diesem Abend eindrucksvoll bestätigten.
Setlist SEVEN SEAS
Bloodbound
Where Pirates Die
Welcome
Searchin' 4 Shores
Dead Man's Chest
Pieces Of Eight
Hordes Of Hell
Fireball
Captain Kidd
Stormking
Riding The Storm (Running-Wild-Cover)

King Leoric  King Leoric

King Leoric  King Leoric

King Leoric
Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, seit ich die Wolfenbütteler Truemetaller KING LEORIC zuletzt on stage erleben konnte. Der Gig in Eschwege sollte auch zu einer kleinen Zäsur für die Band werden, denn Rhythmusgitarrist Björn Patschurek wird die Band nach 13 Jahren aus privaten Gründen verlassen und gab somit seine Abschiedsvorstellung. Dass die Kings trotz ihres bewusst gewählten Underground-Status inzwischen eine feste Größe im deutschen Heavy-Metal-Zirkus sind, belegen zahlreiche Auftritte bei namhaften Festivals im In- und Ausland vor mehreren tausend Besuchern. Aber in Eschwege sollte es dann aus gegebenem Anlass eher privat und familiär zugehen. Musikalisch haben die Mannen um Frontschrat Jens Wunder qualitativ noch mal ordentlich zugelegt und zeigten eine kraftvolle wie packende Show mit einer guten Durchmischung ihres bisherigen Songrepertoires. Die Lautstärke war für meinen Geschmack etwas zu hoch, der Livesound aber druckvoll und klar ausbalanciert. Besonders der stampfende Banger "Guardians Of The King", der sich im Laufe der Jahre zu "der" Bandhymne schlechthin gemausert hat, versetzte die Anwesenden in Verzückung. Jens zeigte sich stimmlich in exzellenter Verfassung, und "Patsche" gab noch mal alles, um sich von seinen Fans würdig zu verabschieden. Letztere honorierten seinen Einsatz bei den Kings mit einem persönlich gestalteten "Danke"-Banner, das zum Ende des Sets für den emotionalen Höhepunkt sorgte. Nach der Zugabe "Warriors Tune" entließen wir die vier Niedersachsen unter die Dusche und stellten nahezu einstimmig fest, den Headliner des Abends gesehen zu haben.
Setlist KING LEORIC
King Leoric Is Rising
Cry In The Night
All You Want
Downstairs
Time Steals Your Days
Roll The Dice
Guardians Of The King
Awaiting Armageddon
Stormclouds
Lingua Regis
Down Lies The Crown
Last In Line
Gods Of Heavy Metal
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Warriors Tune

Ohrenfeindt  Ohrenfeindt

Ohrenfeindt  Ohrenfeindt
Natürlich hatten es nach diesem denkwürdigen Auftritt der Kings OHRENFEINDT aus dem berühmt-berüchtigten Hamburger Stadtteil St. Pauli schwer die Stimmung zu halten, dennoch blieben noch etliche Besucher im Saal, um sich das unterhaltsame Programm der Vollgasrock 'N Roller anzuschauen. AC/DC-Sound mit deutschen Texten mutete zunächst mal etwas gewöhnungsbedürftig an. Nach zwei, drei Songs sprang aber der Funke über, und die meisten Anwesenden konnten sich mit dem Liedgut der Hanseaten gut arrangieren. Instrumentenseitig ließ das Trio jedenfalls nichts anbrennen und zeigte auch in einer Akustik-Session seine Fingerfertigkeiten. Egal ob knarzende Uptempo-Stücke, bluesig-rauchig angehauchte Songs oder waschechte Balladen zum Besten gegeben wurden, OHRENFEINDT überzeugten mit einer professionellen Bühnenshow, die die langjährige Erfahrung der Mitglieder der recht jungen Band widerspiegelte. Frontmann Chris Laut entpuppte sich als passionierter Geschichtenerzähler, dessen Ansprachen zwar Tiefgang hatten und auch kritische Themen nicht ausblendeten, sich im Nachhinein aber als Stimmungskiller erwiesen. Unterm Strich lieferten OHRENFEINDT eine solide Rockshow ab, die aber vor KING LEORIC hätte kommen müssen.

Fazit: Die LHN 2014 konnte das Niveau der letztjährigen Veranstaltung durchaus halten, auch wenn die Besucherfrequenz immer noch nicht ganz zufriedenstellend war. In einer metallisch nur partiell erschlossenen ländlichen Gegend sollte man eh kleine Brötchen backen, und Bescheidenheit ist in diesem Fall mal keine Zier.
Danke an Jens Manegold und sein Team für den reibungslosen Ablauf und die Organisation der sechsten LHN.

Fotos: tk



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