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Manowar, Holy Hell, MetalForce   21.01.2010   Ludwigshafen, Friedrich-Ebert-Halle
von gl

Nennt mich einen Umfaller, denn nach dem Magic Circle Festival in Bad Arolsen im Sommer 2008 (man erinnere sich an die Absagen von Whitesnake und Def Leppard und das unselige Gebaren darum ...) hatte ich das Kapitel geschlossen. Nun stehe ich hier in der Halle und warte auf MetalForce und Holy Hell, denn genau diese beiden spielten damals am dritten Tag, als ich das Festival schon verlassen hatte. Die beiden Combos hatten letzten Herbst in etwa zeitgleich überzeugende Debütalben veröffentlicht, welche es nun vorzustellen galt.

Tristan Visser (MetalForce)  Jan Raddatz von ... (siehe Schlagzeug!)

Josef Echter von MetalForce  Tarek 'MS' Maghary (MetalForce)
Tarek "MS" Maghary und seine neue junge Truppe starten hochmotiviert mit "Metal Crusaders" und bringen in der ihnen zustehenden Zeit die neue Bandhymne "Faster, Louder, Metalforce" und das Ding ist nach einmaligem Hören im Ohr und verfügt über instantmäßiges Abfeierpotential. Der holländische Gitarrist Tristan Visser, der immer wieder seine langen schwarzen Haare hochreißt, wird ergänzt durch Josef Echter, der erst vor drei Wochen fest eingestiegen ist. Doch das merkt man nicht, die Band hat sicher oft geprobt, denn die Songs des schlicht "MetalForce" betitelten Albums, in Ergänzung von 2 älteren Majesty-Songs ("Into The Stadium" und "Metal Law") kommen in den 35 Minuten frisch und auf den Punkt gespielt rüber und Tarek peitscht die Fans immer wieder auf.

Rhino (na, WO spielt der wohl!?)  Maria Breon (Holy Hell)

Joe 'The Shredlord' Stump
Holy Hell haben ein paar Minuten mehr und bei ihnen sind die Querverbindungen zu Manowar - neben dem Label - noch stärker: Drummer Rhino trommelte mal bei Manowar, ebenso wie Keyboarder Francisco Palomo jene live ergänzte, und Joey DeMaio war an 6 Songs des großartigen Debutalbums "HolyHell" kompositorisch beteiligt. Maria Breon ist meiner bescheidenen Meinung nach zur Zeit neben Anette Johannson von Shiva die beste Sängerin im härten Rockbereich, die die große Masse leider nie kennenlernen wird. Das zweite Ass ist Gitarrist Joe "Shredlord" Stump, der seinen Spitznamen nicht von ungefähr erhielt, holt er doch die unglaublichsten Dinge in wahnwitziger Geschwindigkeit aus seiner Klampfe raus. Und das immer songdienlich im bombastischen, leicht pathos-geschwängerten Konzept der Kompositionen mit Klassik-Appeal. Als Zugabe packen die New Yorker doch tatsächlich "Heart Breaker" aus, einen Uralt-Song von Pat Benatar, den wohl die wenigsten hier kennen - sehr gediegen! Kleine Kritikpunkte sind die zu massiv vom Band abgefahrenen Backing Vocals (eine singt, 10 sind zu hören) und daß die Band bis heute die mir ins Mikro gegebene Ankündigung von 2008, auch auf Club-Tour zu gehen und nicht stets ausschließlich als Anhängsel der gleichen Band zu spielen, nicht wahrgemacht hat.

Helge Schneider würde sagen: 'Albern, is doch albern!!'  Karl Logan

Eric Adams
Wenn Manowar eine Show erstmals nicht mit dem gleichnamigen Song eröffnen, geht die Welt nicht unter. (Das tut sie erst, wenn Quo mal nicht mit "Caroline" eröffnen.) "Call To Arms" wird als erstes gespielt, aber das hat sich seit der ersten Show in Leipzig längst bis zu jedem Interessierten rumgesprochen. Die Licht-Verhältnisse sind auf der Bühne gut und ein Lob an das erfahrene Sound-Team: Der Klang in der für ihre miese Akustik bekannten Halle ist in der Tat transparent, natürlich sehr laut, was nach dem vierten Song noch verstärkt wird. Nach "Fight Until We Die" und dem (natürlich) heftig abgefeierten "Kings Of Metal" hätte es ein gutes Konzert werden können, aber ab da ebbt die Stimmung ab über große Teile des Abends bis zu phasenweise ausschließlich (!) Stillsteherei im Publikum - ob nun aufgrund Unkenntnis des Songmaterials oder der Güte desjenigen, sei dahingestallt. Denn gespielt werden bis auf gerade einmal drei ältere nur Songs der letzten drei Alben. Man kann insofern das Tourmotto "Death to Infidels" - zu Deutsch "Tod den Ungläubigen" auch als Ansage verstehen "Wir machen was wir wollen, F**k you Kritiker". Und auch Labertasche Joey DeMaio ergreift wieder das Mikrophon und macht die Situation noch schlimmer. Kein Ton zum bereits für den letzten Sommer angekündigten neuen Album oder über die Umbesetzung am Schlagzeug. Denn dort sitzt nicht Scott Columbus, der überall auf der Homepage noch aktuell zu sehen ist, oder o.a. Rhino, mit dem die Band wieder Songs aufnahm, sondern Donnie Hamzik, der 1982 das Debüt "Battle Hymns" einspielte und die Band danach verließ. Nein, "It takes 5000 of other Metal Fans to make 1 Manowarrior" und ähnlichen Kokolores schwadroniert er und wird dafür auch noch von einigen gröhlend abgefeiert. Nur wer ein Manowar-Shirt trage sei, ein Guter, alles andere sei scheiße usw. Gerade die Ernsthaftigkeit ohne jedes Augenzwinkern und Selbstironie (wie z.B. bei Steel Panther), mit der er seine Tiraden vom Stapel lässt, führt einem erst die ganze Tragik vor Augen! Zusammen mit dem Auswahlprozedere für den Gastgitarristen (hat sich rumgesprochen und die Leute üben wohl fleißig) verplemperte Zeit für mindestens 2 weitere Songs. Wobei auch dazu wieder ein Mädchen auf die Bühne genötigt wird, über das sich Joey dann nach "The Gods Made Heavy Metal" rollt und sie "testet" für den Gastgitarristen, denn jenem wird sie versprochen für nach der Show. Das Finale mit "Warriors Of The World", "House Of Death" und "Black Wind, Fire And Steel" kommt zu spät, um den Pegel dieses enttäuschenden Auftrittes trotz eines erneut grandios singendem Eric Adams in den positiven Bereich ausschlagen zu lassen.
Eine zunehmend geringer werdende Zahl von Fans nimmt bei diesem Kurs das Angebot wahr (aufgerufen werden unglaubliche 70 Euro für ein Ticket - da ist das Bang Your Head-Zweitagesfestival mit 22 Bands günstiger!): Es befinden sich in der Halle gerade einmal ca. 1200 bis 1400 Personen. Das ist klar als Abstrafung zu werten. An gleicher Stelle waren bei der "Warriors Of The Word"-Tour 2002 deutlich mehr als das Doppelte.

PS: Als wollten sie ein Zeichen dagegen setzen, spielten 2 Wochen zuvor IVORY NIGHT im nahen Frankenthal mit zwei weiteren Bands. Jene waren einmal solch große Fans, daß sie die Coverband Men-Of-War gegründet hatten, bevor sich immerhin Ross The Boss mit ihnen zusammentat. Und der Einlass zu diesem Konzert kostete 4 Euro, das nur mal so am Rande.

Fotos: Georg Loegler






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