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Immortal Souls, Deuteronomium   10.12.2008   Chemnitz, Subway To Peter
von rls

Zwei altgediente finnische Bands (Gründungsjahrgang 1991 bzw. 1993) gemeinsam auf Tour, auf "Winter Tour" gemäß dem neuen Immortal Souls-Album "Wintereich" auch noch - da schlug der Winter natürlich zu, brach an ebenjenem Abend ein und hielt einen Teil der Zielgruppe offensichtlich vom Konzertbesuch ab. Der kleine Kellerclub Subway To Peter war trotzdem noch halbwegs anständig gefüllt und bekam zunächst Deuteronomium vorgesetzt, die Urgesteine der finnischen frommen Metalszene, die sich nach einer mehrjährigen Pause erst 2008 mit einem neuen Album namens "From The Midst Of The Battle" zurückgemeldet hatten und deren letzter Besuch im Raum Chemnitz immerhin über acht Jahre zurücklag - scheinbar waren der Rezensent und Whirlwind-Häuptling Tobi aber doch nicht ganz die einzigen Besucher dieses Abends, die schon damals vor Ort gewesen waren. Deuteronomium hatten während ihrer Existenz immer mal neue stilistische Elemente ausprobiert und waren aus dem Black Metal schließlich im Death'n'Roll gelandet, bevor sie mit dem neuen Album quasi ihre gesamte frühe Existenz stilistisch zusammenfaßten. So gestaltete sich denn auch die Setlist der Dreiviertelstunde recht abwechslungsreich, wobei man zunächst mit Death'n'Roll (und, ja, bisweilen leichtem Metalcoretouch) einstieg und sich im Verlaufe des Sets dann verstärkt den neuen Songs widmete, von denen beispielsweise "3:16" interessantes Kolorit einbrachte. Daß das Quartett mit einem Aushilfsdrummer spielen mußte, der zudem keine zwei Wochen Zeit gehabt hatte, sich das Material draufzuschaffen, tat dem Ganzen keinen Abbruch - der Mann, den mancher von Rebelhead kennen könnte, leistete erstklassige Arbeit, obwohl die Songs nun wahrlich nicht zur leicht nachvollziehbaren Sorte gehören und man sich durch eine ganze Reihe an Breaks hangeln mußte. Haupttrumpf der Band war allerdings der auch gitarrespielende Sänger, wenngleich weniger wegen seines Gesanges (ordentliches Thrash-/Death-Shouting, allerdings wenig ausdrucksvolles Black-Gekreisch, wobei dieses akustisch aber eh sehr weit im Hintergrund stand) als vielmehr wegen seiner ganzen Art. Er entpuppte sich als absoluter Sympathikus, ging in den Ansagen direkt aufs Publikum ein, ohne dabei anbiedernd zu wirken, und strahlte selbst dann, wenn er giftig ins Mikro kreischte, immer noch eine Grundherzlichkeit aus, angesichts derer man ihm von Kleinkindern bis zu Geldbeträgen alles anvertrauen würde, was man so hat. Die Gesamtspielfreude stimmte, der Sound war für STP-Verhältnisse erstaunlich gut (stellte nur die Vocals und einige Gitarrenmelodien etwas zu weit in den Hintergrund und STP-typisch die Drums zu weit in den Fokus), und so war es kein Wunder, daß Deuteronomium vom Publikum mit genau der gleichen Herzlichkeit aufgenommen wurden wie von der "Bühne" strahlte; auf eine Zugabe verzichtete die Band trotz einschlägiger Forderungen aber mit dem Hinweis, daß jetzt gleich "the mighty Immortal Souls" kommen würden.
Die Unsterblichen Seelen standen als Quintett auf der Bühne, aber es entwickelte sich ein klangliches Paradoxon: Der Rhythmusgitarrist und der Bassist waren allenfalls leise im Hintergrund oder gar nicht zu hören, so daß man das Gefühl hatte, einer Bandprobe beizuwohnen, bei der nur Sänger, Leadgitarrist und Drummer anwesend sein konnten. Letztgenannter stand akustisch noch näher am Mittelpunkt als sein Kollege bei Deuteronomium, und so ergab sich ein äußerst eigentümliches Klangbild, das nicht eben half, den durchaus nicht anspruchslosen Melodic Death der Finnen dem Publikum näherzubringen, so daß sich dessen Reihen etwas zu lichten begannen. Dazu kam der Fakt, daß Immortal Souls eben keinen Sympathikus am Frontmikro hatten, sondern einen eher distanziert wirkenden Menschen, der seine Ansagen ins Mikro grummelte, wie nett ihr Inhalt auch gewesen sein mag. So gewinnt man fremdes Publikum nicht. Durch das akustische Fehlen der zweiten Gitarre blieb auch von den zweistimmigen Melodieparts im Prinzip nichts übrig, wenngleich der Leadgitarrist technisch einen mehr als achtbaren Job verrichtete. Nicht einmal das "Roots Bloody Roots"-Cover konnte richtig was reißen, und so wurden zwar auch Immortal Souls anständig beklatscht, aber nach einer knappen Stunde war Schluß, und es forderte auch niemand eine Zugabe ein. So verblieben Deuteronomium als klare Gewinner des Abends und empfahlen sich lautstark wieder für größere Aufgaben.



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