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Days Of Doom Vol. 2   22.11.2008   Dortmund, FZW
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Selbst das dichteste Schneetreiben konnte mich nicht daran hindern, mich in meine ehemalige Wahlheimat Dortmund zu begeben, um meinen maltesischen Doom-Helden FORSAKEN zu huldigen, die es doch tatsächlich fertig brachten, sich zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen in unseren Breitengraden on stage sehen zu lassen. Mit den italienischen "Brüdern im Geiste" THUNDERSTORM hatte man auch exzellente Partner an seiner Seite, so dass einem großartigen Days Of Doom Vol. 2 nichts mehr im Wege stand.

Somber View
Den Abend eröffneten die Oberhausener Symphonic Doomsters SOMBER VIEW, deren Zeitlupen-Stageacting das Selbstverständnis des Doom allerdings überstrapazierte. Zwar schüttelte Gitarrist Jürgen stellenweise recht folkig-filigrane Gitarrenriffs a la Ian Arkley (SEVENTH ANGEL, MY SILENT WAKE) aus dem Ärmel, sein Gesang war allerdings dermaßen schief und nervtötend, dass es den Zuhören schwerfiel, die Performance des Vierers über die gesamten 45 Minuten durchzuhalten. Die überlangen Tracks wurden recht spannungsarm und monoton vorgetragen. Entweder hatte die Truppe keine Lust oder einfach nur einen schlechten Tag erwischt. Einen solch grottigen Opener habe ich lange nicht on stage erlebt. Es gibt im Moment einfach keine deutsche Doom-Band, die international mithalten kann.

Michelle in Aktion  Der Sepentcult-Gitarrist
Die belgischen Doomsters SERPENTCULT sind da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Mit brodelnden Riffs und mächtigem Powerdrumming sorgten schon die ersten Takte für reihenweise heruntergeklappte Kinnladen. Als dann Sängerin Michelle die Bühne enterte, brandete erstmals tosender Applaus auf. Frauen im Doom-Genre gibt es eben recht selten und hübsch anzuschauende noch seltener. Weit schwerer als die optischen Reize wogen aber ihre gesanglichen Qualitäten, denn die mächtige Soundwand verlangte schon nach einer sehr voluminösen wie durchdringenden Stimme. Und mit selbiger setzte sie den groovenden Songs das gewisse Sahnhäubchen auf. Aufgrund der heruntergestimmten Gitarre erreichte die Band locker Deathmetal-Härtegrad. Insbesondere Drummer Cozy war mit seiner brillanten Schlagtechnik und punktgenauem Spiel eine Augen- und Ohrenweide. Der Schlagwerker gehört mit Abstand zu den besten Drummern, die das Genre aufzubieten hat. Auch FORSAKEN-Basser Albert bescheinigte dem Vierer an vorderster Front mitbangend eine famose spielerische Leistung. SERPENTCULT haben an diesem Abend nicht nur alte Fans beglückt, sondern auch eine Menge neue hinzugewonnen.
Setlist SERPENTCULT
Arkanum
The Harvest
Weight Of Light
Red Dawn
New World Order
Screams From The Deep
Serpentcult
Rainbow Demon

Sean  Albert  Leo
Nach diesem überraschend starken Gig der Belgier wurde es zunehmend enger vor der Bühne und es stellte sich heraus, dass ein Großteil der zahlreich versammelten Besucher wegen FORSAKEN ins FZW gekommen war. Sie sollten ihre Anwesenheit zu keiner Sekunde bereuen, denn was die Malteser an diesem Abend boten, war Weltklasse. Nicht nur die Auswahl der Songs war wiederum sehr ausgewogen, auch die Live-Performance fiel ungeheuer stark aus und selten hat man den Vierer derart präsent on stage erlebt. Wie drückte es Albert nach dem Gig so treffend aus: "I honestly think it was one of our best performances outside Maltese shores - we really enjoyed ourselves." Leo hatte schon vor seinem Auftritt seine Kehle mit gutem deutschen Mineralwasser benetzt, so dass einer famosen gesanglichen Performance nichts mehr im Wege stand. Dieses kleine Energiebündel verbreitet eine Dynamis und Lebensfreude auf der Bühne wie kaum ein anderer Sänger und stachelte das Publikum immer wieder zum Mitmachen an. Die neuen Songs wurden vom Dortmunder Publikum genauso frenetisch abgefeiert wie das ältere Songmaterial, wobei auffiel, dass sich die FORSAKEN-Fans die Lyrics scheinbar genau eingeprägt haben, denn "Dominaeon", "Daylight Dies" und "Resurgam" wurden Silbe für Silbe aus allen Kehlen laut mitgesungen. Gänsehaut-Feeling im FZW. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass Sean mit seiner Saiten-Zauberkunst jeden Anwesenden in grenzenlose Verzückung versetzte. Es gibt wohl keinen Gitaristen auf dem Erdball, der das Wechselspiel von mächtigen schleppenden Rhythmen und halsbrecherischen, filigranen Soli dermaßen perfekt beherrscht wie er. Nach der regulären Setlist dürstete die Doom-Fans nach mehr und mit "Carpe Diem" und dem epischen Worshipper "Via Crucis" wurde das große Finale eingeläutet. Minutenlanger nachhallender Applaus belegen, welchen Status diese Band in der Doom-Szene inzwischen genießt. Wer braucht da noch CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS?! Ich verneige mich ein weiteres Mal vor Malta's finest!
Setlist FORSAKEN
Obsidian Dreams
Wretched Of The Earth
Aidenn Falls
Dominaeon
Sins Of The Tempter
Metatron And The Mibor Mythos
Daylight Dies
Resurgam
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Carpe Diem
Via Crucis (The Way Of The Cross)

Fabio  Omar
Dass selbst THUNDERSTORM diesem famosen Auftritt ihrer maltesischen Freunde nicht noch einen würden draufsetzen können, war klar, aber man merkte dem intensiven Trio aus Bergamo ihre Routine und Live-Erfahrung an. Immerhin spielte man schon beim renommierten Rock Hard-Festival 2004 ein kurzes Set und unterstrich, dass Italien nicht nur kirmestauglichen Spaghetti-Metal zu bieten hat, sondern auch exzellente Doom-Combos from down under. Sänger und Gitarrist Fabio artikulierte durch intensive Körpersprache, mit welcher Inbrunst er die Songs seiner Band lebte und atmete, während seine an Ozzy Osbourne erinnernde Optik und androgyn wirkenden Ansagen nicht nur mir ein herzhaftes Schmunzeln entlockten. Basser Omar grinste sich dauerhaft durch das Set und schien mindestens genauso viel Spaß zu haben wie ein Großteil der noch verbliebenen Zuhörerschaft. Der traditionelle Doom von THUNDERSTORM konnte vor allem durch sein Rock 'N Roll-Feeling und intelligente Songstrukturen begeistern, so dass selbst zu vorgerückter Stunde keine Langeweile aufkam. Als Zugabe kredenzte uns das Trio den IRON BUTTERFLY-Klassiker "In A Gadda Da Vida", den man ja auch schon auf dem '04er Werk "Faithless Soul" recht überzeugend in ein Doom-Gewand gekleidet hat. Ein perfekter Ausklang einer großartigen Band, die live ebenso überzeugen kann wie auf ihren Studioproduktionen.
Setlist THUNDERSTORM
Hawking Radiation
Death Rides On The
We Die As We Dream
I Wait
Hypnoweel Of Life
Slow
Mad Monk
Witchhunter Tales
Sad Symphony
Unchanging World
Time
Star Secret
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In A Gadda Da Vida

Fazit: Mal abgesehen vom Opener wurde der Doom-Gemeinde mit zwei sehr guten und einer herausragenden Band wirklich value for money geboten. Auch hinsichtlich des Livesounds blieben kaum Wünsche offen. Meine Wunschbands fürs DOD 3: NOMAD SON, REFLECTION und PLACE OF SKULLS! Danke an Marc Piras, der mich an diesem Abend fotografierend unterstützte und den visuellen Teil dieses Liveberichts beisteuerte.

Fotos: Marc Piras



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