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Status Quo, The Trews   19.10.2007   Karlsruhe, Schwarzwaldhalle
von gl

Der Tourflyer  Sie sind zurück!
Im Spätherbst ihrer Karriere können STATUS QUO im Grunde keine Fehler mehr machen: Sie erfahren sogar einen kleinen Aufwind, es sind mehr Menschen als noch vor 2 Jahren (vergleiche Besprechung von St. Leon Roth) anno 2007 bereit, 46 Euro hinzulegen, weil sie eben wissen, dass sie einen Hit nach dem anderen bekommen, anständig serviert, ehrlich handgemacht und keinen stümperhaften Hype. Denn selbst im Indie-Lager merken die ersten, dass das, was beispielsweise diese Schülerband ARCTIC MONKEYS da versuchsweise probiert, im Grunde das ist, was eben STATUS QUO jahrelang vorgeworfen wurde: Eine Rumreiterei auf ständig den gleichen Riffs - bei den Arctic Monkeys ist es ja sogar nur ein einziger Akkord.
QUO muten sich sogar im hohen Alter mitunter ZWEI Shows pro Tag zu, so wie kürzlich, als sie mittags auf der DTM in Hockenheim spielten, dann nach Lille flogen, um abends noch ein Konzert zu absolvieren. Denn eigentlich könnten Parfitt und Rossi längst die Enkel im Kindergarten abholen, Golf spielen oder daheim den Garten pflegen. Solange die Qualität aber so hoch ist (und es sind ja keine massiven Verrisse wie z.B. bei MEAT LOAF zu vernehmen), werden die treuen Fans und einiges an "Laufkundschaft" (so nennen wir es mal) immer wieder auf die Shows strömen - dass zeitgleich WIR SIND HELDEN in der (größeren) Europahalle in der gleichen Stadt spielen, ist doch nur eine Momentaufnahme aus Deutschland. (Judith Holofernes sieht dieses und nächstes Jahr noch putzig aus, aber wie wird's in 40 Jahren sein?! Und die Engländer spielen in ihrer Heimat in dreimal so großen Hallen :-))

Die Wartezeit wird nicht unbedingt verkürzt durch die Kanadier THE TREWS - zu der Band fällt mir mal gar nichts ein, was es zu vermelden gibt, so nichtssagend und unspektakulär sind sie und ihr Songmaterial. Und das, obwohl vor und nach dem Konzert deren aktuelle LP "Den Of Thieves" angehört wurde - hängengeblieben ist nichts, keinerlei Höhepunkte, belanglos plätschert es an einem vorbei, nachher ist man genauso schlau wie vorher. Die Truppe, deren Namen die meisten Konzertbesucher jetzt schon wieder vergessen haben, war anwesend und hat gespielt. (Schade, eine sicherlich interessantere Varainte wäre das gewesen: Im UK eröffnen Bernadette And The North mit Francis' Tochter die derzeit laufende Tour bei den 32 Shows in den größten Hallen.)

'All stand up, let me hear you say Never say never'  Immer noch ein Frauenschwarm: Rick Parfitt

'I got a big fat mama ...'  'Hey Francis, kann ich nachher im Bus noch 'nen Wodka Orange haben?'

Immer 'ne tolle Show: John Rhino Edwards  Rockin' all over the world til you drop!

Gotta get up and go: AGAIN AND AGAIN!!!  Die Party ist noch lange nicht vorbei
Francis Rossi hat es auf der der DVD "Just Doin' It Live" erklärt: "Die Setlist schreibt sich quasi zum Großteil selbst, es geht gar nicht anders, die Show MUSS mit 'Caroline' anfangen". Der Adrenalinpegel steigt und viele der Anwesenden werden mal wieder zum Dopsball und Luftgitarristen in Personalunion. Neben uns zwei Engländer, die JEDEN Text in- und auswendig mitsingen und bei der Air-Guitar-Weltmeisterschaft ins Finale gekommen wären. Die ganz in weiß gestaltete Boxenlandschaft auf der Bühne gibt dem Geschehen einen edlen Touch und der Sound ist - mal wieder - überragend. Ja, ich wiederhole mich, wieso klappt das bei QUO immer - 5 Musiker und ihr FOH-Mann, der genauso wichtig ist, garantieren diesen stets hervorragenden Klang. Nicht zu vergessen das grandiose Licht dazu, das hier mal ausdrücklich gelobt werden muss. Keine großartigen Improvisationen, klar, aber dennoch einige kleine Überraschungen, die neue Single "Beginning Of The End" und - wie in der Besprechung zum neuen Album erhofft - "Gravy Train" haben es in die 2007er Setlist geschafft, vom letzten Album "The Party Ain't Over Yet" sind dafür wieder beide Songs rausgeflogen. Die Stimmung durchgehend sehr gut und ausgelassen, die Musiker oben keineswegs lustlos ihr Pensum runterspulend oder ansatzweise gelangweilt, im Gegenteil: Ein unterhaltsamer Part sind stets auch die grotesken Grimassen, die Francis schneidet.
Gerade die ulkigen Grimassen sind ein zusätzliches Highlight der Shows
Also diese Kontinuität, nach all den Jahren immer noch gutgelaunt die Heads-Down Rock'n'Roll Party Power so frisch und dynamisch rüberzubringen und auch auf die Zaungäste zu übertragen ist schon sensationell. Denn wie man bei den überkreuzt Gitarre spielenden Armen (weiterentwickelte Version 2.0 im Gehen auch noch) beim Oldie "Gerdundula" merken konnte, sind einige neue Zuschauer dazugekommen, die das offensichtlich zum 1. Mal sehen, wie man an einigen "Ahs" und Ekstaseschreiben merken konnte. Eine kleine Randnotiz bzgl. Erkennen von Fans auch in der 10. Reihe: Mein Kumpel Uwe, ziemlich groß, der mal doppelt so viele QUO-Shows seit Anfang der Siebziger (!) auf dem Buckel hat wie ich und sich schon 1974 von der Band eine Gitarre hat signieren lassen, wurde definitiv von Rick Parfitt erkannt und mit einer anerkennenden Geste von der Bühne "begrüßt". Und wie abgesprochen wird dann in einem Medley ein Stück des uralten Songs "Black Veils Of Melancholy" eingebaut zur Freude von Uwe, der lauthals mitgröhlt. Und "In The Army Now" hat es nach 4 Jahren wieder zurück geschafft in das Live-Repertoire von STATUS QUO. Und nach dieser langen Zeit wirkt der Song mit umgestaltetem Beginn als 1. Zugabe doch wieder frisch, besonders für die Leute (wie mich), die sich eben nicht im Vorfeld die Setlist bisheriger Gigs besorgen (wie Kollege Glaub), was denn zu erwarten sei, was doch jegliche Spontanität killt. 110 Minuten Freude, perfekte Rock- Unterhaltung und rundum glückliche Menschen, in etwa 2200, die danach aus der Halle strömen - DAS ist Entertainment auf höchstem Niveau.

Setlist:
Caroline
Somethin 'bout You Babe I Like
Don't Waste My Time
4500 Times
Rain
Paper Plane
Beginning Of The End
Gravy Train
All Stand Up
The Oriental
Creepin' Up On You
Proposin Medley
Big Fat Mama
Gerdundula
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin' All Over The World
In The Army Now
Junior's Wailing
Bye Bye Johnny

Fotos: Aus ... ähem ... technischen Gründen wurden die Bilder am Folgetag auf der Show in Frankfurt von Britta Stippich geschossen - recht herzlichen Dank dafür!






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