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Vicious Rumors, Agent Steel, After All   05.09.2007   Frankfurt, Nachtleben
von gl

Der Flyer zur Veranstaltung
Bedenklich genug, dass solche Szene-Größen wie die Bands aus Los Angeles und San Francisco mittlerweile in so kleinen Keller-Clubs spielen, nein, auf der Homepage wurde auch noch "Agent Stell" angekündigt und vermeldet, dass das (brandneue!) Album von AFTER ALL "This Violent Decline" demnächst erscheinen würde, dabei ist jenes seit genau einem Jahr auf dem Markt.

AFTER ... der 1. Gitarrist vor dem 1. A!  ... ALL: der 2. Gitarrist vor dem 2. A!

After All aus Belgien - Sänger Piet Focroul als Opener für die Amerikaner
Und die Belgier, deren Freundschaft zu AGENT STEEL seit der gemeinsamen Tour 2005 sehr gut ist, wurden erneut eingeladen, die Amerikaner zu begleiten, und eröffneten heute Abend im nicht einmal vollen Club (ca. 100 Leutchen waren da) den zweiten Abend der Tour, die den ganzen September hindurch ging. Dies taten sie mit Engagement und Spielfreude und einer hohen Lautstärke, bei der sie viele Songs ihres neuen Albums darboten. Jede der drei Bands hatte zwei große Backdrops dabei. Für das Nachtleben sogar zu groß, denn die Tafeln mussten mitunter quergestellt werden, zumal eh so wenig Platz war, dass bisweilen zweireihig musiziert wurde. Also wildes Rumgemoshe ging gar nicht, natürlich auch kein Stagediving: Wer will schon von einer 50 cm hohen Bühne runterhoppeln? Von jener fiel übrigens eine Monitorbox herunter, als AFTER ALL-Sänger Piet Focroul seine Fuß draufstellte. Ein Cover von MERCYFUL FATEs "Evil" rundete den Gig der Belgier ab.

Agent Metal: Juan Garcia  Ripping it up on bass: Robert Cardenas vertritt Karlos auf dieser Tour
AGENT STEEL spielen auf dieser Tour als vorletzte Band und legen einen 60-minütigen Set hin, in den sie die Power von eineinhalb Stunden reinpacken. Gewappnet mit der Gewissheit, ein bärenstarkes neues Album namens "AliEnigma" im Gepäck zu haben, gehen sie jedoch auf jenes nur bedingt ein, da zum Konzertzeitpunkt noch nicht veröffentlicht (aber heute und hier schon käuflich zu erwerben). Die Stahlagenten steigen ein mit "Rager" vom "Unstoppable Force"-Album (1987) und es gibt wieder eine Überraschung: Karlos Medina, Bassist seit der Neuformierung 1999, hat nicht so lange frei bekommen von seinem Arbeitgeber (ja, so ist das eben mit Bands, die ihren Lebensunterhalt nicht mit Musik bestreiten können) und wird auf dieser Tour ersetzt von Robert Cardenas (von der Band COFFIN TEXTS). Der macht den Job sehr gut, übernimmt auch Backgroundvocals und zeigt eine gute Bühnenpräsenz. Die aus den 80ern verbliebenen beiden Gitarristen Bernie Versailles und Juan Garcia zeigen den Thrashern bei "Bleed For The Godz" vom Debut "Skeptics Apocalypse", wo der Hammer hängt. Bruce Hall ist bei bester Stimme und hat das Geschehen unter Kontrolle. Mit befriedigendem Grinsen und Kopfnicken quittiert er die ausgestreckten Arme und das Mitgröhlen der Fans im Club. Und bekommt natürlich auch die Chance, von ihm geschriebene Texte darzubieten in Form der Songs "Illuminati Is Machine" von "Omega Conspiracy" und "Ten Fists Of Nation" von "Order Of The Illuminati".

Back in Germany: Bernie Versailles  Eine ehrliche Haut mit erstklassigem Organ: Bruce Hall
Das brandneue Album feiert mit 2 Songs Premiere: Die Brecher "Fashioned From Dust" und "Hail To The Chief" werden hintereinander ins Publikum gebrettert. (Ein Lapsus unterlief Bruce, als er den falschen Song ankündigte, aber es war ja erst die 2. Show der Tour, und die lockere Reaktion, dass er über sich selbst lachen konnte, wirkte sympathisch.) Das ist schon bewundernswert, wie man bei derart kompromissloser Musik immer noch die Fassung bewahrt, es nicht dumpf und primitiv erscheinen zu lassen, sondern jeweils die melodischen Tupfer nicht vergisst.
Aufgefüllt wird mit alten Songs. Die Meister des Metals haben eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert und waren für nicht wenige, wenn man mal Mäuschen spielte bei den Gesprächen in der Pause oder nach dem Abend, mindestens Co-Headliner, was sie per se ohnehin waren.
Schön zu sehen, dass AGENT STEEL endlich auf einer gescheiten Tour mit drauf sind, einen ordentlichen, sauberen Bus haben (ja, ja, das ist extrem wichtig und war nicht immer so) und nicht mit 7-8 Death Metal-Combos auf einer der sinnlosen Metallysee-Touren verheizt werden, die dann im Debakel enden.

Stephen Goodwin (das jüngste Vicious Rumors-Mitglied) am Bass  Nach all den Jahren noch immer ein begnadeter Sänger: James Rivera  Thaen Rasmussen von ... Ihr seht's ja!
Bei VICIOUS RUMORS wurde es ein wenig enger vor der Bühne. Es ist bereits das 3. Mal, dass ich die Band jetzt dieses Jahr live sehe nach ihren beiden Shows auf dem Bang Your Head Ende Juni, so dass der Ablauf bekannt sein könnte, tja wenn da nicht die alte Klasse gegen Ende immer wieder durchblitzen würde. Bewundernswert, da es ja wieder einmal neue Musiker sind, die jene Songs nachspielen. Denn das war jedoch definitiv der beste Auftritt dieser drei, das neue Line-Up ist in der Lage, doch wieder an die großen Zeiten anzuknüpfen. Durch das dauernde Bäumchen-wechsel-Dich wurde man in den letzten Jahren nicht gerade an die Band gebunden, die 2005 in Balingen mit ihrem Kurzauftritt neue Sympathien erlangen konnte. Doch auch das währte wiederum nur kurz, erneuter Sängerwechsel und nachdem Dave Starr jahrelang im Netz rumgejammert hatte, die einzig wahren Vicious Rumors waren die alten (mit ihm) und die Atlantic-Years-Phase (wobei er nicht einmal so Unrecht hatte), stieg jener dann zum neuen Hammeralbum "Warball" ein und kurz danach wieder aus, welch Farce. Aber the show must go on und mit diesem Bandgefüge, in dem Geoff in Thaen Rasmussen einen fantastischen zweiten Gitarristen hat, bringt er es fertig, tatsächlich doch wieder an die ruhmreichen Jahre anzuknüpfen. Da trägt natürlich James Rivera seinen ordentlichen Teil zu bei. Auch heute Abend ist man wieder nicht verschont von technischen Pannen, was Geoff zu dem Satz bringt: "Does this Spinal Tap never end?" (schon bei der Clubshow in Hechingen und tags zuvor in Dortmund gab's ebenfalls Probleme), aber das macht ein sympathisches Auftreten der gesamten Band wett mit einem Durchackern fast sämtlicher Phasen in der langen Bandgeschichte. Immer wieder gern gehörte Songs wie "Digital Dictator" sind ein Garant für gute Stimmung. Gegen Ende werden dann Perlen ausgegraben, die man ewig nicht mehr gehört hat ("March Or Die", "Ghost Within", "Six Stepsisters"), die neben Klassikern wie "Lady Took A Chance" und "Abandoned" im Verbund mit den neuen Songs von "Warball" zu einem hervorragenden Gesamteindruck beitrugen.

Geoff 'Vicious Rumors' Thorpe  Larry 'The Animal' Howe - zurück bei den üblen Gerüchten
Die Anzahl an jungen Fans heute Abend lässt eine kleine Hoffnung aufkeimen, dass diese ehrliche Musik vielleicht doch noch eine klitzekleine Renaissance erfährt. Juan Garcia berichtet jedenfalls "from the road", dass 2 Tage in später in Eeklo (Belgien) 425 Fans anwesend waren.

Die programmatische Rückseite von Bruces Shirt
"Old School In Back" stand auf dem T-Shirt von Bruce hinten drauf - Mehr ist dem nicht hinzuzufügen!

Fotos: gl






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