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Ivory Night, King Leoric, Seventh Avenue   14.04.2007   Hildesheim, Rockclub
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Hochsommer im April. Da zieht es selbst den in Bücherberge (und dank rls auch in CD-Stapel ;-) versunkenen Diplomanden nach draußen; noch dazu, wenn am Abend eine geballte Ladung klassischer Heavy Metal frohlockt. So bot sich das fantastische Wetter geradezu an, eine überwiegend ländliche Route durchs Paderborner- und Lipperland nach Hildesheim zu wählen, so dass ich die prachtvoll blühenden Landschaften ausgiebig genießen konnte. Das Bombenwetter wird dann wohl auch der Hauptgrund gewesen sein, warum sich am Abend nur rund 50 zahlende Besucher in den Rockclub verirrten, der mit seinem schmucken Ambiente einlud, eine gemütliche Metalparty zu feiern.
Meine Lieblings-Wolfsburger SEVENTH AVENUE auch mal fernab der üblichen frommen Festivalkonstellationen live bewundern zu können, ist leider recht selten. An diesem Abend passten sie aber hervorragend ins Billing und hatten die ehrenvolle Aufgabe, den metallischen Reigen zu eröffnen. Die Songauswahl war auch diesmal exzellent, wobei der Schwerpunkt, wie zu erwarten war, auf dem "Eternals"-Album lag. Die altbewährten Mitmach- und Mitsingspielchen bei "Infinite King" und "Rest In Peace" heizten die Stimmung zusätzlich an und spätestens beim HELLOWEEN-Coverstück "Dr. Stein" kam auch der letzte Headbanger aus den gemütlichen Sitzecken hervor gekrochen. Herbie beschränkte sich in seinen Ansagen auf das Wesentliche, während Markus und Flo einfach nur göttlich herum posten. Mike stellte für alle Bands sein opulentes Drumkit zur Verfügung, so dass auch drumtechnisch einiges geboten wurde. Am Livemix gab es eigentlich auch nichts auszusetzen, zumal bei dieser feinen PA jeder Musiker mit der Zunge geschnalzt hätte. Mit "Iron Man" verabschiedeten sich die Jungs nach einer (fast) perfekten Show und dürften mit diesem Auftritt ein paar neue Fans hinzugewonnen haben, wie auch die Spannung für das im Spätsommer erscheinende neue Konzeptalbum mittlerweile ins Unermessliche gestiegen ist.
KING LEORIC, die mir bis dato nur aus diversen Fanzine-Reviews ein Begriff waren, räumten dann aber mit einer superben Truemetal-Show mächtig ab. Der hymnenhafte, knarzige Old-School-Metal bohrte sich wie eine Fräsmaschine in die Gehörgänge. Stilistisch deckte der Fünfer aus Wolfenbüttel das gesamte Spektrum vom AC/DC-beeinflussten Heavyrock über NWoBHM bis hin zum lupenreinen US-Powermetal a la METAL CHURCH ab. Insbesondere Frontröhre Jens Wunder ist ein wahres Wunder. Der korpulente Dipl.-Ingenieur der Elektrotechnik ist die Frohnatur in Person, war permanent zu Scherzen aufgelegt und ist dazu noch mit einer Stimme gesegnet, die einem jungen Rob Halford oder David Wayne in nichts nachsteht. KING LEORIC schafften es problemlos, auch ohne kitschigen Nietenbehang, Feuer speiende Fontänen und Harley-Geknattere ihre "Mission" bestens zu vermitteln. Und dass sie zudem Metalclowns wie MANOWAR und MAJESTY locker an die Wand spielen, wurde an diesem Abend jedem Truemetal-Head eindrucksvoll vor Augen und zu Ohren geführt. Eine sympathische Truppe, die live absolut überzeugen konnte. Beide Daumen hoch für die Kings!
Die Pfälzer IVORY NIGHT kamen gerade von einer ausgedehnten Südamerika-Tour zurück und als ich die Jungs on stage sah, wurde ich unweigerlich an die grandiosen Auftritte mit Josh Kramer im Herbst 2005 erinnert. Das neue Album "Machine" sollte eigentlich tags zuvor beim Keep It True-Festival schon erhältlich sein, aufgrund von Studioproblemen erscheint es aber erst Ende Juni. IVORY NIGHT verstanden es, Eingängigkeit mit komplexen Songstrukturen zu verknüpfen, ohne dabei in ausladendes Gefrickel zu verfallen. Neben bekannteren Stücken vom "7 - Dawn Of The Night"-Album wurden auch etliche neue Songs, darunter "Capping Dog" und "Trooper" gespielt, die auf absolute Perlen progressiven Powermetals schließen lassen. Additiv kredenzten uns die Jungs aus Kaiserslautern ihre überaus gelungene Interpretation des SAVATAGE-Klassikers "Edge Of Thorns". Carsten und Tilman verließen auch schon mal die Bühne, um mit uns vor der stage herum zu posen. Patricks wehklagender Gesang passt hervorragend zu den teilweise düster angehauchten Stücken, so dass hier alles perfekt harmonierte. IVORY NIGHT präsentierten sich als eine technisch versierte und ausdrucksstarke Einheit, die live wirklich jeden mitreißen konnte. Man kann ihnen nur von Herzen Glück wünschen, dass sie in einer schnelllebigen, profitgierigen und immer oberflächlicher werdenden Szene die Aufmerksamkeit und den Support erhalten, den sie verdient haben.
Drei der wohl besten deutschen Underground-Bands in einem Package hätten eigentlich mehr Publikum verdient. Mein spezieller Dank geht an Jens Manegold für sein unermüdliches Eintreten für den deutschen Metal-Underground. Stay true, companion!



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