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Toxic Smile, Lupuz Ville   30.03.2007   Zwickau, Alter Gasometer
von rls und lene

Die Heimatstadt von Toxic Smile-Bassist Robert Brenner ergab fieserweise erneut einen Gig vor einer recht familiären Kulisse, wenngleich der Terminus "Familie" im Gegensatz zum Leipzig-Gig fünf Wochen zuvor diesmal kopfzahlseitig immerhin eher in arabischer Richtung interpretiert werden konnte, der Innenraum des Gasometers also nicht ganz gähnend leer aussah, wenngleich doch noch etwas Kapazität füllbar blieb (die Anwesenden in den legendären Bergkeller nach Reichenbach verfrachtet hätten dort vermutlich fast ein Full House ergeben). Erneut konnte man also die Bilanz ziehen, daß musikalischer Anspruch und Resonanz der allgemeinen Menge von Musikfreunden in einem mehr oder weniger reziproken Verhältnis standen (was einen Abend später in Rüsselsheim, als Toxic Smile Riverside supporteten, völlig anders aussah - eine weitere Parallele zu den Geschehnissen von vor fünf Wochen, denn auch da pilgerten etliche Hundertschaften zum Folgetagsgig in Dresden).
Lupuz Ville waren mit der Resonanz trotzdem nicht unzufrieden, zumal es sich beim Publikum wohl ausnahmslos um Menschen handelte, welche noch nie zuvor von der jungen Randberliner Band gehört hatten, die sich mit diesem Gig sicher eine Handvoll neuer Supporter erspielt hat. Zu denen darf sich auch der Rezensent zählen, denn dem gefiel das, was er da hörte, ausgesprochen gut. Die Einschränkung "was er da hörte" ist doppelsinnig zu verstehen, wie der Gasometerexperte weiß, denn dieser Raum ist extrem schwer zu beschallen, und auch Lupuz Ville hatten etwas unter Problemen zu leiden. Von den Keyboards etwa vernahm man auch dann, wenn sie Leads spielten, meist nur bei angestrengtem Lauschen etwas, und ein Teil des Gesanges fiel ebenfalls den akustischen Verhältnissen zum Opfer. Letztgenanntes war besonders schade, hatten Lupuz Ville doch bisweilen bis zu vierstimmige Satzgesänge eingebastelt, die eindeutig auf alte und beste Yes-Zeiten zurückverwiesen, aber dennoch keineswegs einen anachronistischen Effekt erzeugten. Im Gesamteindruck agierten Lupuz Ville aber deutlich weniger verfrickelt als Yes zu ihren Hochzeiten, metallisierten ihren Sound dafür ein wenig und scheuten auch nicht davor zurück, ein Riff mal über anderthalb Minuten auszuspielen, wenn der Song eine solche Lösung nahelegte. In Unkenntnis des Songmaterials war natürlich nicht festzustellen, ob alle Breaks (derer es selbstredend immer noch eine Menge gab) paßgenau saßen - aber wie gesagt: Das, was man da hörte, funktionierte zweifellos und dürfte dem Freund gleichermaßen rückwärtsgewandten wie durchaus gegenwartsbewußten Progrocks (letztgenannte Eigenschaft z.B. durch die nicht selten durchaus "modern" tönende Gitarre determiniert) gut ins Ohr gegangen sein, so er beispielsweise auch die geradlinigeren Stücke von RPWL mag. Daß der Lupuz Ville-Sänger/Keyboarder dann auch noch aussah wie eine jüngere Version von RPWL-Sänger/Keyboarder Yogi Lang, paßte da hervorragend ins Bild, während der Anblick von Bassistin Bettina eher die frühen Zeiten von Girlschool ins Gedächtnis hievte. Ein richtig guter und vom Auditorium mit viel Applaus honorierter Gig der noch jungen Band (es war gerade mal ihr viertes gemeinsames Konzert, wenngleich einige Mitglieder schon anderweitig Banderfahrungen gesammelt haben), die man als Progfreund auf jeden Fall im Auge behalten sollte (z.B. mittels gelegentlicher Besuche auf www.lupuzville.de), denn hier könnte ein nicht unwichtiger Bestandteil der deutschen Proglandschaft heranwachsen. (rls)
Setlist Lupuz Ville:
More To Love - Less To Know
Seven Years
God I
Decision / The Meeting
Like A Knife
Idealist
Crush Down
Beyond
Ende März traf man sich im Alten Gasometer zu einer gemütlichen, beinahe familiär anmutenden Musikzusammenkunft mit Progressive Rock vom Feinsten. Dass der Gasometer kaum gefüllt war, fiel nicht weiter auf, da sowohl die Potsdamer Support-Band Lupuz Ville als auch - und hier ganz besonders - Hauptakt Toxic Smile das Publikum bestens einbeziehen, ja in ihren Bann ziehen konnten.
Toxic Smile, die - zumal schon 1996 gegründet - schon zum "alten Eisen" der Szene gerechnet werden können, lieferten auch an diesem Abend ein stimmiges musikalisches Gesamtkunstwerk ab. Das Programm bestand aus einer riesigen stilistischen Bandbreite, die von vielen melodischen Instrumentalstücken (z.B. Intro "Voix du passé", "O.T."), durchzogen, kombiniert mit fast schon sanften Balladen und mittelsanften Halbballaden ("Escape", "Steps Back", "Hate Me") und jazzig angehauchten Stücken bis hin zu härteren Metal-Einlagen ("Pyramid", "Stop Now") reichte. Diese Vielfalt unterstreichen Toxic Smile noch durch ein breites Spektrum in der Instrumentenwahl, vor allem Bandchef Marek Arnold wechselte mühelos zwischen Keyboardbegleitung und Saxophon-Einlagen hin und her. Gerade durch das Saxophon schleichen sich auch nahezu jazzige Klänge in den Toxic Smile-Sound, die sich hier aber prima einfügen. Dass die Band vor nichts zurückschreckt, zeigt auch das Stück "Confidence In Deception", auf dessen zwölf Minuten verteilt die Jungs sowohl Goethes alten Hit "Heidenröslein" als auch eine Rap-Passage unterzubringen wussten.
Trotz der anfänglichen Drohung "Talentfrei" auf Sänger Larrys T-Shirt und vielleicht einigen Akustik-Defiziten im Gasometer sorgten Toxic Smile für einen gelungenen Auftritt, auch wenn die Band selbst nicht ganz zufrieden schien. - Das Publikum hatte ihnen kleine technische Ausrutscher schon während des Konzertes verziehen. (lene)
Vermutliche Setlist:
Voix du passé
Nothing To Believe
Fall Down
Escape
Confidence In Deception
Stop Now
O.T.
Steps Back
Raised
The Crown
Hate Me
Autumn Leaves II
Pyramid
Zugabe: Could It Be

Band:
Larry B. (Gesang)
Marek Arnold (Keyboard, Saxophon, Hauptsongwriter und Bandchef)
Uwe Reinholz (Gitarre)
Robert Brenner (Bass)
Antonius Grützner (Schlagzeug)

Kontakt:
http://www.toxic-smile.de/
Zum Testhören auch: http://www.myspace.com/toxicsmile



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