www.Crossover-agm.de RPWL: World Through My Eyes
von gl

RPWL: World Through My Eyes   (InsideOut Music / SPV)

Auf die aus dem bayerischen Freising stammende Band RPWL bin ich aufmerksam geworden, als das Magazin Empire ihr zehnminütiges "Gentle Art Of Swimming" auf ihre Art-Rock-CD nahm: Ein musikalisch erhabenes Epos mit großartigem edlen Abschluss. Daran knüpft das Quartett, übrigens zu Beginn eine PINK FLOYD-Coverband, nun an und ihre Verbundenheit zu dieser Band dringt auch auf ihrem mittlerweile schon vierten Album durch, ebenfalls die Nähe zu Frühwerken von GENESIS - so fühlt man sich bei dem Opener "Sleep" an "The Carpet Crawlers" erinnert. Das ganze in wieder üblichem Top-Sound sowie ausgewiesen perfekter Instrumentierung. "Start The Fire" (NEIN - keine METAL CHURCH-Coverversion, bitte keine unpassenden Zwischenrufe da hinten!) gleitet locker und elegant dahin, ist aber dennoch meilenweit von Easy-Listening entfernt, ganz im Gegenteil - das größte Erlebnis hat man, wenn man sich das RPWL'sche Klanguniversum über Kopfhörer erschließt. Denn dann ist fast die Intensität, die sauber ausgefeilten Kompositionen und die Intention spürbar, dass sich die Band hier extrem viel Mühe gegeben hat und jeder Ton passt. "Everything Was Not Enough" ist das nächste Stück, auch es startet langsam und eher verhalten, entfaltet sich aber dann zu einem kleinen Trip mit am Ende weiblichem Operngesang, der zunächst etwas befremdlich rüberkommt. Bei "Roses" tritt dann Sänger (und Keyboarder) Yogi Lang zurück, überlässt einem prominenten Gast das Mikro und gibt offen zu, dass er den Song nie zu seiner Zufriedenheit interpretieren konnte. Respekt für soviel Ehrlichkeit, obwohl mir seine leicht angeraute Stimme selbst sehr gut gefällt. Und den Wunschkandidaten hat man mit RAY WILSON gewinnen können, diesen Song einzusingen, der allein ironischerweise fast die Qualität der letzten Solo-Scheibe des Engländers in den Schatten stellt.
Im nächsten Stück, den "drei Lichtern", spielt sich ein ähnliches Szenario wie im zweiten Song ab, der zunächst leichte Song entwickelt sich zu einem kleinen Vakuum, in dem man sich befindet, umgeben von Geräuschen, während die 4 Musiker einen mitnehmen in ihre Welt und man sich einfach wohlfühlt und das Keyboardsolo ist da nur noch das I-Tüpfelchen, das von einem verträumten Gitarrensolo abgelöst wird. Am Ende des Songs setzt die Band den Zuhörer wieder in der harten Realität ab - symbolisiert durch Alltagsgeräusche eines Bahnhofs.
Doch weiter geht die Reise jetzt Unterwasser, was an das Album "EmOcean" des bayrischen Landsmannes HUBI MEISEL erinnert, wobei mir das hier einen Tick besser gefällt, nicht nur weil hier auch mal eine härtere Gitarre erklingt. Solch Kleinigkeiten wie aufsteigende Bläschen eines U-Boots geben dem Ganzen einen faszinierenden Touch, das man sich alles wirklich bildlich vorstellen kann. Und habe ich schon gesagt, dass Yogi hier stimmlich gar an JOHN WETTON erinnert? Nach einem Tag des entspannten Ausruhens auf dem Kopfkissen mit toller BEATLES-artiger Begleitmusik widmen wir uns nun dem Titelstück, einer weiteren 10-minütigen gar meisterlichen Komposition, die zunächst leicht verschroben sicher nicht gleich jedem zugänglich erscheint, kurz vor der 3-Minuten-Marke dann aber einen rhythmisch gefangen nimmt. Auch hier ist wieder Hin- und Zuhören geboten, um die Tiefe des Songs zu entdecken, aber es lohnt sich absolut. Denn mit Worten lässt sich das nicht mehr beschreiben, was die Band hier zelebriert.
Vielleicht versuche ich's noch mal mit dem neben "Day On My Pillow" kürzesten Song der Platte, "Wasted Land", da dies wohl die "kommerziellsten", für Einsteiger zugänglichsten Songs dieses Albums sind. Auch hier die Kleinigkeiten, die Fills, das ist einfach astreines Musizieren auf höchstem Niveau.
Bei 71 Minuten muss man irgendwann mal ein Ende finden, um wieder in der Realität zurückzukommen, das wird mit dem letzten Stück nicht leicht, denn es ist ein eher schwermütiges Stück, auch wenn die Gitarren noch mal einen Trip in glückliche Sphären startet, am Ende bleibt man, nachdem die Tür zum Studio zugemacht wurde, allein staunend zurück und fragt sich, wie die vier so schöne Musik schaffen können.
Bandkontakt: www.rpwl.de
Labelkontakt: www.insideout.de

Tracklist:
Sleep
Start The Fire
Everything Was Not Enough
Roses
3 Lights
Sea-Nature
Day On My Pillow
World Through My Eyes
Wasted Land
Bound To Reach The End
 




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