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Seventh Avenue, Trust Rocks   17.11.2006   Iserlohn, Kraftwerk
von dh und tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Der Hunger nach klassischen Metaloden war groß, denn nach längerer Gig-Abstinenz wurde es mal wieder Zeit, livehaftig zu bangen und Luftgitarre zu spielen. Wenn dann noch zwei Bands antreten, die für unsereiner sowieso die Pole Position des deutschen metallischen Undergrounds einnehmen, ist es geradezu eine Selbstverständlichkeit, zu deren Auftritten zu pilgern. Das Kraftwerk in Iserlohn ist eine zu einem Gemeindezentrum umgebaute Fabrikhalle, die nicht unbedingt Konzerthaus-Akustik bietet, dafür aber schön viel Platz, die die knapp 100 zahlenden Besucher an diesem Abend mal mehr, mal weniger sinnvoll zu nutzen wussten.

TRUST haben sich mittlerweile aus namensrechtlichen Gründen in TRUST ROCKS umbenannt und eröffneten nicht standesgemäß mit "Mind Attacks", sondern mit dem brandneuen Song "Glory", der schon mal die zukünftige Marschrichtung der Band vorgab: noch old-schooliger, am seligen NWoBHM der Achtziger orientiert, noch eingängiger und schmissiger als je zuvor präsentierten uns Marc & Co. eine geniale Abrissbirne gleich zu Beginn des Sets! Neubasser Jan muss man wirklich ein Kompliment machen. Wie er mit seinen 17 Lenzen die Nervosität wegsteckt, dazu noch locker headbangt und sich selbst von technischen Problemen nicht aus der Ruhe bringen lässt, ist schon beeindruckend. Marc und Hans lieferten sich ein ums andere Mal doppelstimmige Lead-Duelle und Mark prügelte in gewohnter Manier wie ein Berserker auf sein Drumkit ein. Besonders sein exzellentes und technisch einwandfreies Drumsolo machte deutlich, dass er sich weder vor Mike Terrana noch vor Ted Kirkpatrick ernsthaft fürchten muss. Die Setlist liest sich wie eine Best-Of-Zusammenstellung des immer noch aktuellen Albums "Dangerzone". Die Akustikrock-Klamotte ist endgültig Geschichte (wenngleich ich gerne mal "You Make Me Fly" als knackige, metallisch aufbereitete Variante hören würde. :-)
Das zweite brandneue Stück "Victory" stand "Glory" in punkto kompositorischer Genialität und musikalischer Qualität in nichts nach. Wenn das komplette Album diesen Level halten kann, steht uns im Jahr 2007 neben der neuen AVENUE-Scheibe ein weiterer Oberknaller ins Haus. Beim ersten STRYPER-Cover des Abends "Makes Me Wanna Sing" katapultierten uns TRUST in die seligen 80er zurück, so dass die fist ganz automatisch worshippend nach oben ging. Mit der Zugabe "I Got Power" gab die Band noch mal richtig Gas und Marc überraschte mit außerordentlichen Grunzgurgel-Qualitäten. TRUST goes Deathmetal? Nein, soweit sind sie noch nicht. Allerdings fallen mir eine Reihe Röchelcombos ein, die live weitaus weniger knallen. Angesichts der musikalischen Klasse und ausdrucksstarken Live-Performance, die die Jungs darboten, kommt man erneut ins Grübeln, wie es denn eigentlich sein kann, dass Plattenfirmen austauschbare Truemetal-Combos wie am Fließband signen, während sie solche Bands wie TRUST ROCKS links liegen lassen. Verkehrte Metalwelt! (tk)

Setlist TRUST ROCKS:
Intro
Glory
Dangerzone
Mind Attacks
The Sun Is Shining Again
My Rock
You Are There
Victory
Money
Love Will Survive
Makes Me Wanna Sing
------
I Got Power

Viel Zeit zum Luftholen blieb uns nicht, denn Seventh Avenue knallten mit "Between The Worlds" gleich gut rein: Gimme more Speed, was uns die vier Jungs auch ausgiebig verabreichten. Schwerpunktmäßig lag die Songauswahl wie in der Vergangenheit auf den letzten zwei Platten "Between The Worlds" und "Eternals", mit "Big City Sharks" und der Abschiedsballade "Goodbye" folgten auch zwei Songs vom "Southgate"-Album; gerade dessen Titelsong würde ich mir auch mal wieder live wünschen, aber nun gut, dafür gab es "Iron Man" und "Tales Of Tales" vom zweiten Album und natürlich durfte auch "Rest In Peace" von ihrem Debütalbum "Rainbowland" nicht fehlen - wäre cool, wenn ihr diesen Song noch einmal neu einspielen würdet. Selbstverständlich durften auch die zwei Coversongs "In God We Trust" von Stryper und "Run To The Hills" von den Eisernen Jungfrauen nicht fehlen und bei dem Worshipsong "Infinite King" (ja, so lasse ich mir Anbetungsmusik gefallen) sang die gesamte Konzerthalle mit. Die Jungs bewiesen auf der Bühne wie Trust viel Humor, bezogen ständig das Publikum mit ein und als einmal einige Gitarrensaiten von Herbie rissen, gab es eben ein cooles Drumsolo von Mike, und weiter ging's. Mir bis jetzt unbegreiflich, daß diese Band nach so vielen Jahren immer noch im Underground herumkrebst, aber das Musikbusiness ist oft wirklich ungerecht. Nach gut zwei Stunden ließen Seventh Avenue jedenfalls kaum Wünsche offen; jetzt sind wir aber gespannt auf neues Material, Jungs. (dh)

Selten habe ich beide Bands so locker, gelöst und spielfreudig on stage erlebt. SEVENTH AVENUE haben erneut bewiesen, warum die deutsche Metalszene HELLOWEEN (samt Klonanhang) nicht mehr braucht (sachte, sachte: Es gibt auch Redakteure, die "Eternals" für eine mittlere Enttäuschung und "Keeper III" für zwar auch nicht durchgehend stark, aber doch durchaus anhörenswert halten - Anm. rls) und TRUST haben sich als Anwärter Nr. 1 für einen Deal empfohlen. Etwas Kritik muss ich allerdings noch in Richtung des anwesenden jungen Publikums loswerden. Wer bei einem klassischen Metalkonzert rücksichtslos mit ausgefahrenen Ellenbogen herumpogt und andere Besucher rüde anrempelt, hat dort nichts zu suchen! Ein gewisses Sozialverhalten darf man auch von christlich geprägten Jugendlichen erwarten. Spaß haben kann man auch, ohne dabei seinen Mitmenschen blaue Flecken und Prellungen zufügen zu müssen. Musste mal gesagt werden. (tk)



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