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Dreamscape, Destinations Calling, Desert Rain   22.10.2004   Frankenthal, Krone Music-Club
von gl

Unter dem Banner "Metal-Invasion Tour 2004" sollten 4 Bands das pfälzische Frankenthal entern, auf Nachfrage stellte sich dann heraus, dass es die Kleinstform einer Tour ist, denn DESTINATIONS CALLING spielten lediglich 2 Shows und luden die Münchner von DREAMSCAPE ein, hier und einen Tag später in ihrer Heimatstadt Würzburg mit ihnen zu spielen. Die 4. Band, SAINTSBLEED musste leider absagen. Dennoch bekam man hier für geradezu lächerliche 6 Euro Eintritt drei Bands geboten, zusätzlich noch eine Sampler-CD (einen Song jeder Gruppe) und DREAMSCAPE haben zusätzlich noch von der Bühne runter massig Promo-CDs verteilt, ich will echt keinen mehr meckern hören über "zu teure" Konzerte!!! Die aus dem Rhein-Neckar-Raum stammenden DESERT RAIN (mit mitgebrachtem kleinen Fan-Club) eröffneten den Abend vor ca. 50 Anwesenden, von denen sich nur einige vor die Bühne trauten. Ein extrem unterschiedliches Bild bot diese Heavy-Metal Band. So ist der Gitarrist z.B. ein Poser vor dem Herrn, immer bedacht darauf, dass seine langen Haare beim Bangen schön fliegen, und tatsächlich zog er dann auch sein hautenges Shirt aus. Im Gegensatz dazu hinter ihm ein geradezu schüchterner zurückhaltender Bassist. Das Songmaterial ist durchaus noch ausbaufähig, so dass die am Anfang ihrer Karriere stehende Band, die etwas inhomogen wirkt, sicher noch dazulernen konnte an diesem Abend.
Nicht jedoch bei DESTINATIONS CALLING, die auch ein seltsames Bild abgaben : Die beiden Frontleute machten Stimmung ohne Ende, bewegten sich viel und brachten das Songmaterial (Power Metal mit leichtem Prog-Anteil), das mir gut gefiel, überzeugend rüber. Im Gegensatz dazu stand der Bassist fast den ganzen Gig über mit geschlossenen (!) Augen nahezu bewegungslos auf der Stelle und der ab und zu für einen Song auf die Bühne kommende Keyboarder hatte massive Technik-Probleme, und bei zwei Songs kapitulierte er und stand passiv hinter den Keyboards, so dass man schon fast Mitleid bekam.

Dreamscape
Auch DREAMSCAPE hatten diese Probleme mit den Keyboards, wie Jan Vacik vor der Show mitteilte, stellten jedoch kurzfristig ihren Set um, und konnten eben einige Songs (die abrufbare Samples, wie z.B. ein Intro) erfordern, nicht aufführen. Bei ihnen merkte der Konzertbesucher jedoch keine Sekunde, dass im Vorfeld technische Probleme zu meistern waren, denn die Münchner legten einen fulminanten und grandiosen Gig hin, der zu den Top Shows 2004 gehörte, derer ich Zeuge sein durfte. Hier stimmte heute alles: Sänger Roland Stoll bei prächtiger Stimme, Guitar-Hero Wolfgang Kerinnis brillierte rechts auf der Bühne, Bassist Benno Schmidtler machte eindrucksvoll Stimmung, indem er ständig bis an den Bühnenrand kam, und Jan sowie der sympathische Drummer Bernhard Huber bildeten das Fundament für die anspruchsvollen Progressive Metal-Stücke der Band. Schwerpunkt des Konzerts lag auf dem aktuellen Album "End Of Silence". Perfekt aufeinander eingespielt zeigte die Band keinerlei Schwächen und sicher hat keiner der ca. nur 70 Zuschauer irgendwas von technischen Problemen geahnt. Im Gegenteil: "Und dess in Fronggedohl!" meinte sichtlich begeistert eine Einheimische in einer Liedpause!
Jawohl, die Bayern zogen alle Register und tatsächlich - sie machten es wahr: Das 20minütige "The End Of Light", das sie vor einem halben Jahr auf dem "Building A Force"-Festival nur andeuteten, wurde tatsächlich komplett zelebriert!!! Diese Mini-Oper mit unzähligen Breaks und Stilwechseln ist ja schon kompliziert genug, aber ganz sachlich und nüchtern meinte die Band: "Logisch können wir das spielen, wir haben's ja schließlich auch geschrieben!". Understatement pur einer hervorragenden Band, die übrigens in der Umbaupause in der Kneipe im Vorraum bereits brandneues Videomaterial vorführte. Die Band war vor kurzem zum ersten Mal in Amerika und spielte dort im Rahmen des Prog-Power Festival in Atlanta, Georgia zusammen mit EDGUY, PAIN OF SALVATION, BRAINSTORM, JON OLIVA's PAIN u.v.a. und den Schilderungen zufolge muss das einmalig und das Highlight der Bandkarriere gewesen sein.
Heute abend kamen auch ältere Songs wie "Alone" und "When Shadows Are Gone" aus der Zeit vor Roland zum Zuge. Und wer anwesend war, hatte die Chance, eine Neueinspielung von eben jenem letztgenannten Song (ursprünglich von dem Album "Very") mit Roland Stoll am Gesang nun daheim zu haben, vor allen Pressemenschen, das nenne ich Fanfreundlichkeit!!!
Ganz fantastischer Gig einer durch und durch herzlichen Band, die für dieses Konzert die nicht gerade kurze Strecke von München-Frankenthal auf sich nahm und sicherlich alle Anwesenden begeisterte!






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