www.Crossover-agm.de ZLATKO & THE ZODIACS: Springtime In Paris
von rls

ZLATKO & THE ZODIACS: Springtime In Paris   (InterArtes)

Keine Ahnung, wie es im Frühling in Paris aussieht - der Rezensent war noch nie in dieser Stadt, weder im Frühling noch zu einer anderen Jahreszeit. Geht man nach den Lyrics von Winfried Dulisch (der acht der dreizehn Songs betextet hat), handelt es sich um einen Ort, wo man ideal den Grund für seinen persönlichen Kummer vergessen könne: "Springtime in Paris/Oh, what a news/I don't remember/The reason of my blues/Ain't no place better/To forget about you and me/I'm sittin in the corner/At the Cafe de Paris". Dann bleibt nur zu hoffen, daß Zlatko nicht allzuoft in Paris sitzt, sonst verliert er womöglich noch die Inspiration für den feinen Bluesrock, den er dem Hörer hier in 54 Minuten kredenzt. Freilich mag es einige Menschen geben, die genau gegenteilige Hoffnungen hegen, nämlich eine Rückkehr in Zlatkos Vergangenheit herbeiwünschen - beim namensgebenden Protagonisten handelt es sich tatsächlich um Zlatko Manojlovic, der mit den Gordi-Alben "Pakleni Trio" und "Kraljica Smrti" bei Metal-Kennern Kultstatus erlangte; diese beiden Alben waren nicht nur die ersten Metalplatten, die Jugoslawien hervorbrachte, sondern gehören auch in der rückblickenden Betrachtung noch zu den besten, die der einstige Vielvölkerstaat und seine Nachfolgestaaten jemals erzeugt haben. Aber das ist jetzt mehr als ein Vierteljahrhundert her, Zlatko hat in dieser Zeit mit seiner Arbeit für Udo Lindenberg, Tina Turner und weitere Größen des internationalen Musikgeschäfts eine Menge neuer Erfahrungen gesammelt - und er hat noch etwas getan, nämlich richtig singen gelernt. Hörte man auf den Gordi-Alben einen Shouter (wenngleich einen guten, der schon damals wußte, was er mit seiner Stimme anstellen kann und was nicht), so hat er sich mittlerweile zu einem ausdrucksstarken Bluessänger gewandelt, der zwar nicht so weinerlich klingt, als ob er sich jeden Moment am nächsten Baum aufhängen würde, der aber trotzdem sehr viel Emotionalität in die Stimme legt und sicher mit ihr umgeht, wenngleich er noch immer nicht jeden angestrebten Ton trifft, wie etwa "Maybe" beweist, wo er in den sehr tiefen Lagen viel Ausdruck mit nicht ganz so viel Treffsicherheit kombiniert (was aber trotzdem einen interessanten Eindruck hinterläßt). Positiverweise wird es nie so problematisch, daß man sich die CD "schönhören" müßte, wenngleich man hier und da auch feststellt, daß Englisch nicht Zlatkos Muttersprache ist - man höre "Good Lookin' Man", wo er im Refrain "women" so ausspricht wie "woman", wodurch allerdings eine völlig andere Aussage herauskommt. Ein unbestrittener Meister dagegen ist Zlatko im Gitarrespiel, und das unterstreicht er hier auf dieser CD deutlich (cooles Frampton-kompatibles Solo in "Gonna Keep You Satisfied"!), wenngleich niemand mit stilistisch neuen Impulsen rechnen sollte - die gibt es im Bluesrock ja eh praktisch gar nicht mehr, selbst wenn man keine Coverversionen, sondern ausschließlich Eigenkompositionen einspielt wie hier; mit bekannten Melodie- und Harmoniefolgen muß also gerechnet werden, und wer solche sucht, wird gleich in "Money For My Blues" und dem Titelsong reichlich fündig, freut sich über das altbekannte Bluesrockfeeling und entdeckt von diesem aus dann auch die zumindest geringfügig abweichenden Songs wie etwa das ruhige "Good Lookin' Man" oder den bombastischen Rocker "I'm A River". Letztgenannter dürfte die qualitative Spitze der 54 Minuten darstellen, wird noch durch ein paar Computerbläser aufgepeppt, bleibt generell im langsamen Bereich und hätte etwa auch auf dem BBM-Einzling "Around The Next Dream" oder auf dem ebenso singulär gebliebenen Coverdale/Page-Album eine ausgezeichnete Figur abgegeben. Produktionstechnisch gibt es an den 13 Songs absolut nichts auszusetzen, sofern man nicht zu der Fraktion gehört, die auf Bluesplatten generell einen sumpfig-modrigen Sound erwarten - diese Fraktion wird mit der sauberen und doch nicht sterilen Klangwelt auf "Springtime In Paris" vermutlich weniger glücklich sein, alle anderen freuen sich, jedes Instrument klar durchhören zu können, zumal sich Zlatko nicht als klassischer Egomane etwa auch klanglich noch weiter in den Vordergrund stellt, als er das als Sänger und Gitarrist, Hauptkomponist und Bandnamensgeber sowieso schon tut. Sowas hat der Mann, der übrigens mittlerweile fast wie Telly "Kojak" Savalas aussieht, nicht nötig - er weiß, was er für einen Status hat, und muß das nicht noch bei jeder Gelegenheit betonen. So sind die Fotos in der Bookletmitte auch nicht als Egoismus der Marke "Kuckt mal, wen ich alles kenne", sondern als Ausdruck einer netzwerkenden Kooperation oder Freundschaft zu sehen, zumal hier sowohl Größen wie B.B. King oder T.M. Stevens als auch wenig bekannte Musiker wie Timo Gross (als Gitarrist abgebildet, auf der CD aber nur bei zwei Songs Dobro spielend - King und Stevens sind gar nicht auf der CD zu hören) neben Zlatko stehen. Unter den 13 Songs finden sich neben diversen Perlen auch einige, die nicht so richtig überzeugen können, etwa das unauffällige "She Don't Love Me Anymore", aber die Highlights sind dankenswerterweise deutlich in der Überzahl und lohnen den Erwerb des hübschen Digipacks zumindest für Genrefreunde definitiv, während alte Gordi-Anhänger erstmal vorsichtig probehören sollten und auch Nicht-Bluesrock-Freunden aufgrund des stilistisch engen Rahmens kein Blindkauf, sondern ein vorheriges Hineinhören in die beiden Opener, "I'm A River" oder "Fool Forever" anzuraten wäre.
Kontakt: www.myspace.com/zlatkothezodiacs, www.interartes.tv

Tracklist:
Money For My Blues
Springtime In Paris
Lonely Just Like Me
Maybe
Good Lookin' Man
I'm A River
Gonna Keep You Satisfied
She Don't Love Me Anymore
Lonely Man
Fool Forever
King Of The Blues
Dreamer
What's Life



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