www.Crossover-agm.de
ZIX: Tides Of The Final War
von rls

ZIX: Tides Of The Final War   (Pure Steel Records)

Metalbands nahöstlicher Herkunft, die es zu überregionaler Popularität bringen, sind auch in unserer globalisierten Welt noch eher rar gesät, und die meisten von denen frönen eher härteren und/oder düstereren Klängen. ZiX aus dem Libanon bilden mit ihrer konsequent traditionsmetallischen Ausrichtung hier eine Ausnahme, und um dem Faß der Rarität noch den Boden auszuschlagen, haben sie mit Maya Khairallah eine Sängerin am Mikrofon stehen. Die macht ihre Sache durchaus auch nicht schlecht, wenngleich sie bisweilen die Treffsicherheit der Melodien etwas zugunsten der Expressivität zurückfährt, was nicht in jedem Fall souverän wirkt, so etwa gleich im Opener "Buyer Of Souls", während andere (und in der Mehrzahl befindliche) Passagen hier einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen. Stimmlich erinnert Maya an eine kristalline Mischung: Sie siedelt irgendwo zwischen Marta Gabriel (Crystal Viper) und Natasa Pandreia, die auf dem "Choirs Of Immortal"-Album der Griechen Crystal Tears am Mikrofon gestanden hatte, und in diesen Zwischenraum paßt sie auch qualitativ (Natasa hat leider das Angebot des Rezensenten, mit dem Singen aufzuhören und statt dessen ihn zu heiraten, nur zur Hälfte realisiert). Die Freude, selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen traditionellen Metal spielen zu können, geht mit der Band an einigen wenigen Stellen etwas durch, die dann leicht unkontrolliert wirken, etwa der übermotivierte Schlußnachschlag in "Buyer Of Souls". Aber auch in dieser Disziplin überwiegen eindeutig die positiven Momente, und die beiden Kreativköpfe Ziad Bardawil (b) und Juan Carrizo (g - übrigens ein Argentinier) liefern zehnmal interessanten, trotz kompakter Songlängen von meist unter fünf Minuten leicht episch angehauchten Traditionsmetal ab, der etwas an das erinnert, was diverse Achtziger-US-Bands aus den Vorlagen gemacht hatten, die ihnen die NWoBHM geliefert hatte, wobei Iron Maiden das große Vorbild für jene darstellten, während ZiX diese zwar auch mögen, aber ihr Einfluß schwächer ausfällt, indes natürlich trotzdem feststellbar ist, wenn man sich etwa bestimmte Teile der Gitarrenarbeit in "Night Of Evil" mal genau anhört. Wer im Baßsolo des Intros von "Shadow Of A Dying Sun" an Manowar denkt, muß zwar ein Schelm genannt werden, aber es gibt trotzdem eine Verbindung: Auf dem Album trommelt nämlich Kenny Earl, besser bekannt als Rhino, und zudem ist in "Metal Strike" eine ganze Armada an Gastsängern und -gitarristen am Start, unter denen sich auch Ross the Boss und David Shankle befinden. Keine Ahnung, wie eine eher kleine libanesische Metalband in Verbindung mit solchen großen Namen gekommen ist - auch die originale Nachbearbeitung der Aufnahmen hat in den USA stattgefunden, wobei das, was jetzt auf dem Album zu hören ist, interessanterweise nicht die Originalfassung ist, an der immerhin Technikgrößen wie Steve Thompson (Mix) und Maor Appelbaum (Mastering) gearbeitet haben, sondern eine von Michael Kusch remixte und remasterte Variante, die zwar lautstärketechnisch eher wenig Druck macht und den Leadgesang (auch die Gäste in "Metal Strike") manchmal ein wenig zu weit in den Hintergrund stellt, aber ansonsten durchaus anhörbar ausgefallen ist. Wer die Debüt-EP "The Warwhore" von 2012 besitzt, kann Direktvergleiche anstellen - fünf der sechs Songs befinden sich auch auf "Tides Of The Final War" (lediglich "Rising" verblieb in den Archiven), wobei nicht genau vermerkt ist, ob sie komplett nochmal neu eingespielt wurden. Überhaupt legt die Band eine ungewöhnliche Bescheidenheit an den Tag, indem sie die Gastmusiker in "Metal Strike" gar nicht nennt, von Tony Martin abgesehen, der den Text geschrieben und am Arrangement mitgewirkt hat. So weit unter den Scheffel zu stellen braucht sie aber ihr Licht nun auch wieder nicht, schließlich sind ihr etliche wirklich gute Songs gelungen, etwa der Stampfer "Dark Days Of Babylon" oder das zwischen Midtempo und Speed geschickt pendelnde und mit einem sehr starken Solo ausgestattete "Heavens Eyes". Letztgenannter Song beinhaltet im Intro übrigens Anklänge an orientalische Skalen, auch der Titelsong tut das, und das phasenweise mit sehr schnellen Stakkatodrums unterlegte "Thousand Wars At Sea" läßt vor dem ersten Gesangseinsatz eine entsprechende Melodie erklingen, während ZiX ansonsten konsequent "abendländisch" arbeiten. "The Warwhore" erinnert einleitend sogar an den Göteborg-Death der Neunziger, bevor Maya zu singen beginnt und sich eine Art progressives Konglomerat entwickelt, das zwar gewöhnungsbedürftig anmutet, sich aber schrittweise doch zu erschließen beginnt, wohingegen die geradlinigeren Nummern trotz des Fehlens großer merkfähiger Refrains etwas schneller ins Ohr wandern. Die Mixtur ist jedenfalls durchaus interessant, und man muß der Band keinen Exotenbonus zugestehen, um die 42 Minuten des Debütalbums (trotz des seltsamen Coverartworks - der Tiger beispielsweise ist im Libanon schon seit langer Zeit ausgestorben) mögen zu können. Dabei bleibt gespannt abzuwarten, wohin die Entwicklung führt: Mittlerweile haben ZiX mit Ziad Alam einen offenbar einheimischen Drummer gefunden und mit Walid Awar außerdem einen zweiten Gitarristen hinzugenommen, so daß sie auch unabhängig von den internationalen Connections spielfähig sind.
Kontakt: www.puresteel-records.com, www.facebook.com/zixband

Tracklist:
Buyer Of Souls
Metal Strike
Tides Of The Final War
Shadow Of A Dying Sun
Crucible
Dark Days Of Babylon
Heavens Eyes
Thousand Wars At Sea
Night Of Evil
The Warwhore



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver