www.Crossover-agm.de WOLFS MOON: Curse The Cult Of Chaos
von rls

WOLFS MOON: Curse The Cult Of Chaos   (Pure Steel Records)

Power Thrash hat bisweilen das strukturelle Problem, fanseitig etwas zwischen den Stühlen zu landen: für die Power Metaller zu rabiat, den Thrashern aber zu lasch und mainstreamseitig nur durch große Zufälle mal zündend. So bleiben solcherart Bands oftmals ein Nischenprogramm, auch wenn sich durchaus manche langlebige Kapelle findet, die diesen Sound mit Herzblut pflegt und eine kleine, aber feine Fanschar hinter sich weiß. Eine dieser Bands sind Wolfs Moon aus Helmstedt, die sich schon aufgrund des Gründungsjahres 1992 nicht nach dem erst drei Jahre später veröffentlichten Type-O-Negative-Song "Wolf Moon" benannt haben können und nicht mit einer polnischen Naziband gleichen Namens verwechselt werden dürfen. "Curse The Cult Of Chaos" ist das siebente Album der deutschen Wolfs Moon, und von den sechs Vorgängern kennt der Rezensent ausschließlich den 2004 erschienenen Fünftling "Keep Metal Alive", den Kollege Christian hier rezensiert hat, während ihm die gerüchteweise noch hardrockiger gepolten Frühwerke, auf denen die Band auch noch einen Keyboarder hatte, allesamt akustisch unbekannt sind und das 2008er "Unholy Darkness"-Werk ebenfalls (letzteres liegt hier noch irgendwo auf dem großen Stapel der Ungehörten). Auf "Curse ..." debütiert der neue Sänger Robert Rogge, und dessen Stimme ist zu einem nicht geringen Teil dafür verantwortlich, daß der Eindruck der besagten Power-Thrash-Mischung entsteht, denn der instrumentale Unterbau ist überwiegend im Power Metal anzusiedeln, will man die sehr aggressiv-direkte Abmischung der Rhythmusgitarren nicht als weitere Thrash-Kante ansehen. Rogges Problem ist, daß er nicht selten stimmlich einen, sagen wir, etwas unkontrollierten Eindruck hinterläßt und somit einer Stütze bedarf. Vielleicht verwischt sich dieser Eindruck auf künftigen Alben auch stärker, und beispielsweise "Moribund Vision" zeigt durchaus Rogges Fähigkeiten auf, aber in etlichen anderen Songs fällt ein deutlicher qualitativer Unterschied zwischen seinen Vocals und denen der gleich vier beteiligten Gastsänger auf, die teilweise ganze Songs leadvocalseitig übernehmen. Mit Becky Gaber ist auch eine weibliche Person dabei (und definitiv als Bereicherung zu werten), und den prominentesten Namen der Herren trägt sicherlich Olaf Hayer mit sich herum, der die Verantwortung aber auch mit guten (nicht sehr guten - man hat ihn in den Höhenlagen schon in besserer Verfassung erlebt!) Leistungen in "Undying Legends" und "Chaly Skull-Wing" rechtfertigt, den beiden Musiker-Hommage-Songs des Albums. Erstgenannter ist einer hypothetischen Band aus Ronnie James Dio, Darrell Abbott, Randy Rhoads, Cliff Burton und Eric Carr gewidmet, also fünf metallischen Größen, die nicht mehr auf dem Erdboden wandeln, zweitgenannter besteht textlich aus einer Sammlung von Overkill-Zitaten, also einer weiteren Band, die seit vielen Jahren im Power-Thrash-Spannungsfeld laviert. Ob das vergleichsweise kurze "Dynamo" als eine weitere Hommage gedacht ist, nämlich an das legendäre holländische Festival, läßt sich textlich nicht ganz eindeutig erschließen, aber entsprechende Anzeichen gibt es durchaus. Neben diesem Song bleibt nur ein weiterer unter vier Minuten, nämlich der eher schwarzhumorige und etwas punkig angehauchte Closer "Boring Life Of The Undead", ansonsten sind Wolfs Moon eher Freunde der metallischen Großform, die auf dem vorliegenden Album dann oft und gern die Sechs-Minuten-Marke überspringt, diese Distanz aber mit durchaus interessanten Arrangementeinfällen oftmals auch rechtfertigt, auch wenn mancher dieser Einfälle durchaus etwas Gewöhnungszeit braucht und einige auch nach etlichen Durchläufen noch nicht endgültig gezündet haben, etwa das Gesangsarrangement in "Young At Heart" oder das deutschsprachige Break in "Apocalyptomania". Temposeitig agieren Wolfs Moon dabei durchaus vielschichtig, und auch der Energietransport klappt durchaus gut. Ansonsten lassen sich zwei grundsätzliche Einschätzungen aus Christians "Keep Metal Alive"-Review auch auf "Curse The Cult Of Chaos" übertragen: Wolfs Moon verzichten nach wie vor nahezu komplett auf Bombastpassagen, und Bandkopf Gerd "Sammy" Simson ist ein sehr fähiger Rhythmusgitarrist, aber ein kompetenter Leadgitarrist täte der Band durchaus gut. Auf der neuen Scheibe hat Reimund Junker, in dessen Studio das Album aufgenommen wurde, einige Gastsoli eingespielt, aber eine Dauerlösung ist das natürlich nicht. Zudem wäre zumindest hier und da der Mut zum Ungewöhnlichen reizvoll gewesen: "Omen Of Nightfall" beginnt wie astreiner melodischer Doom Metal, aber die Band entwickelt ihn nicht in diese Richtung weiter, sondern in ihren gewohnten Power Thrash. Schade um diese vergebene Möglichkeit, die nicht die einzige des Albums ist: Wenn das Hauptthema von "Dynamo" schon derart an Motörheads "Orgasmatron" angelehnt ist, hätte man auch diese Verbeugung konsequenter durchziehen können. Apropos Verbeugung: Grafiker Toni Greis scheint Ed Repka zu mögen, einen einheitlichen Stil dagegen weniger, und mit Perspektive hat er's manchmal auch nicht so - man schaue sich mal genau das Messer an, das die niedliche Dunkelhaarige, die da auf der Bookletrückseite an einem riesigen Hydranten lehnt, unentschlossen in der rechten Hand hält! So bleibt von den 65 Minuten ein positiver, aber etwas ambivalenter Eindruck zurück, wobei ein von Christian beschriebenes Phänomen auch beim Rezensenten auftritt: Einzelne Passagen setzen sich widerhakenartig im Gehörgang und anschließend im Gehirn fest - so bekommt der Rezensent den 10 Jahre alten Refrain des Titeltracks von "Keep Metal Alive" auch heute noch einigermaßen zusammen, und obwohl er nicht der größte Overkill-Anhänger dieses Planeten ist, wird er in 10 Jahren zumindest die erste Zeile des Refrains von "Chaly Skull-Wing" noch intonieren können. Und das ist schon mal mehr, als 90% der Bands von heute in seinem Hirn schaffen ...
Kontakt: www.wolfsmoon.de, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Dead Eyes - Blind Justice
Corpses In Candlelight
Curse The Cult Of Chaos
Undying Legends
Apocalyptomania
Moribund Vision
Dynamo
Young At Heart
Ultra Rebel
Omen Of Nightfall
Chaly Skull-Wing
Boring Life Of The Undead
 




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