www.Crossover-agm.de WIZZARD: Black Heavy Metal
von rls

WIZZARD: Black Heavy Metal   (Gutter Records)

Wizzard-Kopf Teemu Kautonen kann sich ein Kunststück besonderer Art gutschreiben lassen: Nach der letzten CD "Songs Of Sin And Decadence" zog er von Finnland nach Deutschland um und stellte hier eine komplett neue Wizzard-Besetzung zusammen. Das muß man dem Hörer allerdings explizit sagen, denn die musikalische Marschrichtung hat sich auf der neuen CD "Black Heavy Metal" außer einem zugunsten musikalischer, hauptsächlich melodiöser Ausgefeiltheit reduzierten Tempo nahezu nicht verändert. Das Anspruchsniveau der neuen Besetzung scheint halt ein etwas höheres zu sein, was sich auch in den Lyrics widerspiegelt. Neben dem einen oder anderen pseudobösen Klischee und den typischen "Hurra, wir spielen Heavy Metal"-Parolen wird in "The Tell-Tale Heart" (auch musikalisch einer der vergleichsweise komplexesten Tracks der CD) eine Edgar Allan Poe-Kurzgeschichte vertont, und die letzten drei Songs kommen mit einem umklammernden historischen Konzept daher, allerdings nicht mit einem sonderlich originellen, denn die immer noch reichlich undurchsichtige Geschichte rings um die Zerschlagung des Templerordens im 13. und 14. Jahrhundert haben schon etliche andere Combos, allen voran Grave Digger, verarbeitet. Die Musik von Wizzard erhebt allerdings auch nicht den Anspruch, neue Originalitätsrekorde aufstellen zu wollen, denn die Zutaten sind bekannt: 80er Metal-Riffing, allenfalls produktionstechnisch geringfügig angepaßt und tiefergelegt, steht auf der einen und ein rauher bis gurgelnder Gesang der Marke "Ich weiß nicht, ob ich lieber Thrash oder Death singen soll" auf der anderen Seite. Die Kombination beider Komponenten wird allerdings von nicht allzuvielen Bands gepflegt (die Göteborgdeather gehen vom Prinzip her ähnlich vor, wobei der Sänger dort allerdings kreischt und der instrumentale Unterbau eher von technischeren Iron Maiden als von rauhen frühen Running Wild stammt), was Wizzard den Status "Keine überflüssige Kopie" zukommen läßt. Der neue Leadgitarrist Daniel Reiß hat einen bedeutend stärkeren Draht zu melodieorientierter Arbeit als sein Vorgänger, ordnet diesen Antrieb aber meist der kompakten Inszenierung der neun Songs unter und tobt sich nur selten, etwa im für Wizzard-Verhältnisse geradezu epischen Mittelteil von "The Tell-Tale Heart", aus. Interessant sind auch die Parts des Inquisitors in "54 Stakes" gestaltet, denn der gregorianische Gestus paßt perfekt zum in der Öffentlichkeit durch "Der Name der Rose" geprägten Bild des Mittelalters, sei dieses nun real oder nicht. Ebenfalls mit Interesse kann man verfolgen, wie in diesem Song der Versuch unternommen wird, die teilweise viel zu langen Textzeilen in den Silbenrhythmus, den die Komposition vorgibt, einzupassen. Das abschließende "The Grandmaster's Curse" ist gar ein kleiner Hit geworden, dem die Keyboards von Obsidian Gate-Marco einen zusätzlichen Aspekt verleihen und der (abgesehen vom Gesang) sogar auf Helloweens "Walls Of Jericho" gepaßt hätte. Insgesamt gefällt mir "Black Heavy Metal" (auf dem eigentlich außer einigen Textpassagen nichts mehr black ist) recht gut, und ein Anchecken für Freunde beschriebener Klänge sei deshalb empfohlen. Die bekommen ja positiverweise das Infoblatt nicht mitgeliefert, das den im Vergleich zum letzten Album etwas gemäßigteren Charakter verkennt oder aber mit markigeren Sprüchen zu kaschieren versucht. Gähn ...



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