www.Crossover-agm.de WIZZARD: Songs Of Sin And Decadence
von rls

WIZZARD: Songs Of Sin And Decadence   (Gutter Records)

Das sind nicht etwa die vier Manowar-Huldiger aus Bocholt, sondern vier auch ein bißchen spinnerte Finnen mit einem z mehr im Bandnamen, wobei Sänger/Rhythmusgitarrist Teemu aufgrund seines Mitwirkens bei den ziemlich anspruchsvollen Black Metallern von Darkwoods My Bethrothed der bekannteste Mensch im Line-Up sein dürfte (ist Bassist Wilska eigentlich der Mensch, der den tiefen Gesang auf Nightwishs "Oceanborn"-Meisterwerk beisteuerte?). Daß die Kerls nicht erst seit gestern Musik machen, hört man ihnen auch an, denn die 10 Songs sind treffsicher arrangiert, weisen zahlreiche Melodien auf, aber nur, wo es nötig erscheint (grandios: der Mittelteil von "Temple Of Elemental Evil", wo einem eine megagefühlvolle Leadgitarre die Freudentränen in die Augen treibt) und holen auch aus den ausgelutschtesten Elementen noch interessante Ideen heraus. Zwar haben Wizzard eine eigenartige Interpretation des Terminus "Abwechslung" geschaffen (auf einen schnellen Song folgt jeweils einer im Midtempo und umgekehrt), und die Musik als solche ist ebensowenig neu wie die Achtziger-typischen "Hurra, wir spielen Heavy Metal"- oder die "Ich bin gegen die Gesellschaft, halte diese für immer noch christlich geprägt und muß deshalb pseudosatanisches Zeug von mir geben"-Texte, aber das kann man ob der Qualität von "Harbringers Of Metal", "Sundown Over Lavenham" (diese Gitarren, schon wieder ...) oder genanntem "Temple Of Elemental Evil" verschmerzen. Zu vergleichen ist "Songs Of Sin And Decadence" mit neueren Werken von Sentenced, allerdings haben Wizzard diesen gegenüber mehrere Aspekte Vorsprung: Sie klingen erstens energiegeladener und kommen damit zweitens eine ganze Portion lebensbejahender rüber, und drittens schließlich verkneifen sie sich die Sentenced-Unsitte, jeden Refrain noch mit der auf die Gitarre gelegten Gesangsmelodie zu unterfüttern (was ungefähr genauso schnell langweilig wird wie das Beaufsichtigen eines Winterschlaf haltenden Laubfroschs). Apropos Gesang: Teemu singt bedeutend rauher als sein Sentenced-Kollege Ville und hat sich für "Angel De La Barthe" auch noch weibliche Verstärkung organisiert. Dafür sind die Leadgitarren in vielen Songs wirklich schön ausgefallen, was die Aussage des Label-Waschzettels, Wizzard würden "das gefährliche Element zurück in die Bedeutung des Heavy Metals" bringen, zumindest partiell negiert.
Nur: In welche Schublade soll ich das jetzt stecken? Metal ist es, klar, aber weder Power noch Melodic oder Thrash, auch kein Gothic, Doom schon gar nicht, Death auch nicht und Black allenfalls anhand der Ausrichtung einiger Texte. Macht euch also einfach selber mal ein Bild davon - wen das pseudosatanistische Gerödel nicht stört, der findet hier ein echtes Schmuckstück metallischer Tonkunst.
 




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