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WAVERLY LIES NORTH: A Soul In The Void
von rls

WAVERLY LIES NORTH: A Soul In The Void   (Brennus Music)

Trotz des Bandnamens, des eisigen Coverartworks und der Tatsache, daß der Texter und Fotograf der Band den Namen (oder das Pseudonym) Mat Wongraven mit sich herumträgt, kommt dieses Quintett nicht etwa aus Skandinavien, sondern aus Frankreich. Mit "A Soul In The Void" liegt das Debütalbum vor, und das könnte mancher Undergroundfreak bereits seit 2013 als Acht-Song-Variante mit überwiegend rotem Cover im CD-Regal stehen haben. Diese Eigenproduktion gelangte auch an Brennus Music, und bei denen erscheint "A Soul In The Void" nun noch einmal: im Digipack mit dem erwähnten eisigen Coverartwork, mit veränderter Songreihenfolge und dem siebenminütigen "Aria Nocturna" als zusätzlichem Track, der allerdings nicht hinten angehängt wurde (das Album endet mit dem Outro "Final", dem nach einigen Sekunden Pause noch ein kurzer Orchesterpart als weiteres Outro hinzugefügt wurde, und da wäre noch ein dritter Appendix dramaturgisch ungünstig), sondern an Position 6 seinen Platz fand. Selbiger Song ist nicht nur der neueste, sondern zeigt auch die Richtung auf, in die Waverly Lies North in Zukunft gehen wollen: Die Sopranistin Audrey Escots soll stärker ins Geschehen eingebunden werden und als zweite Gesangskraft neben Eric Pariche agieren. Letztgenannter ist ausgebildeter Opernsänger und bringt seine klassische Schulung an den richtigen Stellen auch ins Bandschaffen ein, wobei er gelegentlich Erinnerungen an Messiah Marcolin aufkommen läßt. Waverly Lies North spielen allerdings keinen Doom Metal, sondern lassen sich im weiten Feld des Symphonic Metal nieder, wobei der instrumentale Unterbau überwiegend recht kernig ausgefallen ist, auch wenn sich die Band überwiegend im Midtempobereich aufhält. Daß Rhythmusgitarrist Julien Mehay als Quasi-Alleinkomponist fungiert, hört man den Songs überdeutlich an, so stark ist das Material von der Rhythmusgitarrenbasis her gedacht (und da dürfte, wenn man die Grundtiefe als Maßstab nimmt, ein Siebensaiter oder ein heruntergestimmtes Instrument im Einsatz sein). Die Position des Leadgitarristen ist bisher gewissen Besetzungsfluktuationen unterworfen gewesen, und so finden sich weit weniger Leads als beispielsweise bei den Landsleuten Adagio, mit denen Waverly Lies North in gewissen Grundzügen vergleichbar sind, weniger auch als bei den Holländern Epica, die ansonsten für die instrumentalen Komponenten ebenfalls als zumindest prinzipielle Vergleichsband taugen. Für die Orchesterprogrammierungen zeichnet nicht etwa ein fester Keyboarder verantwortlich, sondern Juliens Zwillingsbruder Ed, der hauptamtlich hinter dem Schlagzeug sitzt. Die betreffenden Elemente erfüllen dabei einerseits alle Funktionen, die sie im sinfonischen Metal zu erfüllen haben (was für grollende Posaunen gleich im Opener "The Curse (Lux In Tenebris)"!), setzen andererseits aber nur selten eigene Akzente - das bleibt den Sängern überlassen, und da gibt es etliche durchaus vielschichtige Arrangements, bei denen man nicht so richtig sicher ist, wie die Band das live umsetzen will. Aber das soll uns beim Durchhören der CD erstmal nicht stören - dort könnte uns eher der Wunsch überfallen, daß die Band temposeitig vielleicht noch ein wenig vielschichtiger zu Werke geht, denn auch "Chimaera", das speedlastig beginnt, bleibt letztlich im treibenden Midtempo, auch wenn es dort seine durchaus eigenen Qualitäten entfaltet: Als einziger Song der CD ist es mit einem richtig eingängigen Refrain ausgestattet und eignet sich daher als Anspieltip. Kurioserweise hat die Band statt dessen aber zu "Labyrinth" ein Video gedreht und ein zweites zu "Aria Nocturna". Letztere Entscheidung ist nachvollziehbar, soll dieser Song doch bekanntlich musterhaft für die weitere Entwicklung der Band sein - und einen in gewisser Weise eingängigen Refrain hat er auch, wenngleich die Einschränkung "in gewisser Weise" ihren Grund hat: Er ist eingängig, aber so lang, daß er den Hörer vor eine nicht zu unterschätzende Merkaufgabe stellt, und außerdem singen Eric und Audrey hier im Duett, so daß man, möchte man mitsingen, erstmal eine der beiden Stimmen heraushören muß, nach der man sich dann richtet. Zu befürchten steht, daß viele potentielle Anhänger diese Arbeit nicht investieren können oder wollen und daß Waverly Lies North eine Band mit einer kleinen, wenn auch feinen Anhängerschaft bleiben, zumal Brennus nicht eben dafür bekannt sind, Bands außerhalb Frankreichs zu richtiger Größe verhelfen zu können. Andererseits ist "A Soul In The Void" durchaus noch mainstreamig genug (im Symphonic-Metal-Kontext betrachtet!), daß sich eine genügende Anzahl Anhänger findet, die der Band von dieser Basis aus auf ihrem Weg folgt. Wer sich wie beschrieben für das Areal zwischen Epica und Adagio interessiert und Symphonic Metal nicht automatisch mit Rhapsody Of Fire oder Nightwish gleichsetzt (mit beiden Bands haben die Franzosen zumindest momentan eher wenig gemein), sollte das recht aggressiv (die Rhythmusgitarre!) produzierte "A Soul In The Void" zumindest mal probehören.
Kontakt: www.waverlyliesnorth.com, www.brennus-music.com

Tracklist:
The Curse (Lux In Tenebris)
A Soul In The Void
Cherish No Hope
Labyrinth
Chimaera
Aria Nocturna
Gilded Faith
Follow The River
Final



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