www.Crossover-agm.de ADAGIO: Underworld
von ta

ADAGIO: Underworld   (Nothing To Say)

Die Band nennt sich "Adagio", der Titel der CD lautet "Underworld" und das Album komponierte Initiator Stephan Forté in einer sehr düsteren Gemütsverfassung. Tatsächlich bietet uns S. Forté aber keinen lupenreinen Doom Metal, sondern vertrackten, durch lange Songs und massive Breakgewalt gekennzeichneten Power Metal. Um dem ganzen eine weitere progressive Schlagseite zu verleihen, sind über "Underworld" noch Soundtrack-artige Synthesizerorchesterparts verteilt, die den Einfluss von John Williams, bekannt als Filmmusikkomponist aus den USA, dokumentieren sollen. (Wer jetzt an "5" und Symphony X denkt, liegt gar nicht falsch, und Forté, das muss sofort gesagt werden, erreicht trotz liebgemachter Arbeit mit Orchesterarrangements und bedeutungsschwangerem "Dies Irae" nicht die Schwere und harmonische Dichte der amerikanischen Prog Metal-Könige.) Die Konzentration auf Vielgestaltigkeit einer Platte hat im Falle "Underworld" weiterhin dazu geführt, dass in zwei Songs, nämlich "From My Sleep ... To Somebody Else" und "The Mirror Stage", für ein paar Sekunden Black Metal-Screams eines Gastsängers und Blastbeatparts in den herkömmlichen melodischen, treibenden Sound von Adagio eingefügt werden, welche allenfalls als nuancierte Ergänzungen, keinesfalls aber als essenziell für die betroffenen Songs bewertet werden können, und dass die Platte insgesamt sehr instrumentallastig ausgefallen ist, was indes nicht weiter stören würde, hätte dies wiederum nicht zur Folge, dass "Underworld" einen sehr zerfahrenen Eindruck hinterlässt. Da stehen nämlich auf der einen Seite harte, bratende Riffs neben pumpenden Rhythmusfiguren ("Solvet Saeculum In Favilla", "The Mirror Stage"), Melodien, die einen an sich ziehen und fesseln ("Next Profundis", "Underworld"), Facettenreichtum als Direktive des ganzen über einstündigen Feuerwerks ... und auf der anderen Seite poltern übertriebene, schwer verständliche Breaks durchs Gehölz, bietet die Band ein ganzes Arsenal an dynamischen Mißveränderungen und unlogischen Arrangements, etwa das Folgen eines zehnsekündigen Refrains auf endlose, ausufernde Instrumentalpassagen im Endspurt eines Stückes, an, wird "Underworld" zu einer sehr konstruierten, selbstverliebten Sache - und das bei denselben Songs! Manchem mag da komisch werden, spätestens bei "Niflheim". "Niflheim" dauert acht Minuten und kommt ohne Gesang aus. "Niflheim" würde auch, in kleine Intermezzi zwischen die Songs gestreut, Kreativität und dabei Schlüssigkeit bezeugen können. So bleibt es bei der Kreativität. "Niflheim" ist ein einziges Rauf und Runter einer Metalband, die versucht, Klassik zu sein und wird daher mit jeder Minute nichtssagender, die es dauert. Das Problem, das sich mir bei "Underworld" permanent stellt, ist also kein Ideenmangel als mangelndem expressiven Impuls seitens des Songwriters, ganz im Gegenteil, sondern der Umgang mit Ideen. Auch der dreizehnminütige Titeltrack ist nicht "schwach" im herkömmlichen Sinne, allerdings hebt sein, nennen wir es: quantitatives Element nicht das qualitative an - was natürlich im höchsten Grade subjektiv aufgefasst werden darf, sogar muss! Die einfallslose Ballade "Promises" dagegen ist wirklich nur "schwach". Der Power/Prog-interessierte Metaller mag jedoch durchaus Gefallen an "Underworld" finden, zumal die handwerklichen Leistungen - insbesondere hingewiesen werden muss auf die sehr wesentlich klassisch beeinflusste Keyboardarbeit - natürlich im Grasgrünen liegen. Auch an der Produktion des Albums gibt es nichts zu meckern, Liedtitel und Covergestaltung deuten außerdem auf einen Marsch quer durch das Flussbett des Hades hin, der möglicherweise den Gesamteindruck von "Underworld" in eine noch positivere Richtung lenken könnte. So bleibt es bei einem zwiespältigen Ergebnis und dem Verweis auf bessere Zeiten, vielleicht auch für Stephan Forté. Die Unterwelt dürfte im konventionellen Plattengeschäft liegen. Nur Mut!
Kontakt: www.flying-dolphin.de

Tracklist:
1. Next Profundis
2. Introitus/Solvet Saeculum In Favilla
3. Chosen
4. From My Sleep ... To Someone Else
5. Underworld
6. Promises
7. The Mirror Stage
8. Niflheim



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