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von rls

V.A.: A Tribute To Arija   (Jet Noise Records)

Klar, daß bei der ganzen Tributerei auch Arija irgendwann mal drankommen mußten - zwar in Mitteleuropa allenfalls mit dem zweifelhaften Ruf einer Kultband behaftet, sind Arija in ihrer Heimat Rußland riesengroß und üben nach wie vor einen großen Einfluß auf die Entwicklung der russischen Metalszene aus. 13 Bands, größtenteils ebenfalls aus Rußland stammend und in Mitteleuropa wenig bis gar nicht bekannt, verneigen sich nun also mit dieser CD vor ihren Heroen um Wladimir Cholstinin - allerdings tun sie es keineswegs, indem sie den maidenlastigen Traditionsmetal Arijas einfach 1:1 nachspielen, sondern sie machten zum Teil sehr eigenständige Versionen draus, was einen von der Vorgehensweise her an den um die Jahrtausendwende realisierten Stryper-Tribute erinnert, wenngleich man auf "A Tribute To Arija" nicht mit Akustikballaden überfallen wird. Statt dessen kommen E-Zone gleich zu Anfang daher und machen aus "Wolja I Rasum" eine teilweise elektronifizierte, im Booklet wohl zu Recht als rammsteinartig beschriebene Variante. Rosa Wetrow/The Arrow (frage mich niemand, was diese Doppelkonstruktion zu bedeuten hat, denn die auf dem "The Children Of Gods"-Album nicht in der Stammbesetzung notierte Co-Sängerin ist hier im Booklet mit Alina Roslowa vermerkt) verwandeln "Dai Ruku Mnje" in einen eher südeuropäisch angehauchten Melodic Metaller - Dark Moor lassen beispielsweise grüßen. Danach wird's wieder elektronisch: Morbit ziehen "Tysjatscha Sto" ein ähnliches Gewand an wie schon E-Zone ihrem Beitrag. Dylan Troy dagegen beweist sich als Traditionalist und hat sich mit dem schon im Original traurig-getragenen "Metschty" auch den richtigen Song für sein Vorhaben ausgesucht, den Pathosfaktor des Originals noch etwas in die Höhe zu schrauben, was ihm schon allein mit seinem Gesang (den der Interessent schon von den oberkultigen Adolf Castle her kennt) gelingt. Guter Stoff. X-Faktor haben keinen festen Trommler in die Aufnahmen eingebunden, trotzdem stört der Drumcomputer das noch relativ traditionelle Feeling von "Wstan, Strach Preodoljei" kaum. Nordream erwecken phasenweise ebenfalls den Eindruck, als würden sie mit elektronischen Unterbauten arbeiten, aber da haben sich Keyboarderin Julia Tschistjakowa und Drummer Stas Kulikow offenbar nur ein paar Scherze gegönnt und zudem im Mix den sterilen Touch, den man Progmetalbands ja gerne mal pauschal anhängt, absichtlich noch etwas ausgeweitet. Einen festen Sänger haben Nordream offenbar aber immer noch nicht, so daß Mascha Shukowa gasthalber auf "Uliza Ros" zu hören ist und mit ihrer Stimme noch stärker in Richtung Elisa (Ex-Dark Moor, jetzt Dreamaker) weist als ihre The Arrow-Kollegin einige Songs zuvor. Das Projekt Electric Land ist auch nicht komplett, so daß Keyboards, Baß und Drums komplett aus der von Cyril Thor eingestellten Konserve kommen. Abgesehen von diesen Zutaten bleibt "Iskuschenije MMI.AD" im Hauptteil aber noch recht traditionell, wird nur im Vorschlußteil sphärischer und hat trotz des Projektnamens keine Hendrix-Schlenker intus. Richtige Traditionalisten tauchen dann mit Vortex auf (natürlich den russischen Vortex - da gibt's ja weltweit noch ein paar mehr), deren "Nje Chotschesch - Nje Wer Mnje" abgesehen von der etwas dünnen Produktion und den arg sterilen Doublebasspassagen ziemlich nahe am Original bleibt. Das kann man von Oversuns "Sdjes Kujut Metall" ("Hier schmiedet man Metall") nun ganz und gar nicht behaupten - und doch hat die Band den Titel ihres Wahlsongs fast perfekt umgesetzt, indem sie eine (in den Strophen allerdings zu gemäßigte) Industrialversion bastelte und mit Hammerschlägen im Hintergrund dieses Feeling noch zu verstärken sucht. Man hätte also noch ein bißchen mehr aus der Idee rausholen können, aber drauf kommen mußte man erstmal. "Poterjanny Raj" in der Version der Black Raven Group ist mit knapp sechs Minuten der längste Song auf der CD, halbakustisch instrumentiert und mit einer sehnsuchtsvollen Leadgitarre versehen. Ganz komisch wird's danach mit Dai, die "Wolontjer" von musikalischen Unterbau her anfangs noch leicht andoomen, sich mit Wiktor Malejew einen Gastsänger an Bord geholt haben (der rauhes Gebrüll von sich gibt) und Bandkopf Jewgeni Winogradow neben Gitarren- und Baßpassagen auch noch "Isterika" zuweisen, was sich tatsächlich als hysterisches Geflüster entpuppt, bevor der zweite Songteil dann leichtfüßig nach vorne speedet. Straik haben sich paradoxerweise nochmal "Dai Puku Mnje" vorgenommen, interpretieren diesen aber deutlich traditioneller als The Arrow - Wassili Ilins Keyboards hört man nahezu überhaupt nicht, und Alexej Straiks angerauhter Gesang entspricht zwar nicht unbedingt Kipelows Vorgaben, überzeugt aber trotzdem. Den Abschluß bilden die Weißrussen Gods Tower, die sich nochmal "Wolja I Rasum" vorgenommen haben, aber den Text ins Englische übertrugen, so daß wir es jetzt mit "Power And Reason" zu tun haben. Die Stilanpassung ist hier gut gelungen - fette Riffs betonen trotz treibender Drums den doomigen Charakter, und die Solointerpretation ist die beste der ganzen CD. Das Booklet enthält neben Line-up-angaben der vertretenen Bands auch kürzere oder längere Kommentare, warum man sich an dem Projekt beteiligt habe, was man an Arija möge und warum man ausgerechnet den gewählten Song so umgesetzt habe. Diese Informationen erschließen sich in ihrer Gesamtheit selbstredend nur dem Kenner der russischen Sprache - Nordream geben den kürzesten und alles aussagenden Kommentar ab: "Wir lieben einfach Arija." Wer das auch tut, macht mit dem Erwerb dieser CD keinesfalls einen Fehler. Das Booklet gibt allerdings keine Kontaktadresse von Jet Noise Records an, so daß man sich ggf. auf www.aria.ru oder www.metalglory.de behelfen muß.

Tracklist:
E-Zone: Wolja I Rasum
Rosa Wetrow/The Arrow: Dai Ruku Mnje
Morbit: Tysjatscha Sto
Dylan Troy: Metschty
X-Faktor: Wstan, Strach Preodoljei
Nordream: Uliza Ros
Electric Land: Iskuschenije MMI.AD
Vortex: Nje Chotschesch - Nje Wer Mnje
Oversun: Sdjes Kujut Metall
Black Raven Group: Poterjanny Raj
Dai: Wolontjer
Straik: Dai Ruku Mnje
Gods Tower: Power And Reason



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