www.Crossover-agm.de TANKARD: Beast Of Bourbon
von rls

TANKARD: Beast Of Bourbon    (AFM Records)

Die Frankfurter Bembelkönige haben exakt elf Songs auf ihren elften Studiorelease gepackt (das mag Zufall sein - der Tankard-Erstling bestand seinerzeit keineswegs aus einem einzigen Stück) und sich im Vergleich zu ihrem letzten Album "B-Day" nur bedingt verändert (das ist nun ganz und gar kein Zufall). Die Wortwahl "nur bedingt verändert" legt aber nahe, daß es doch ein paar kleine Variationen gegeben hat, und siehe da: Die Band schielt auch bisweilen zu ihrem neunten Album "Kings Of Beer" zurück, wo der damals neu hinzugestoßene Gitarrist Andy Gutjahr in die Gitarrensoli den einen oder anderen Lick eingeschmuggelt hatte, den der Kenner einflußtechnisch bei seiner parallel immer noch so vor sich hin laufenden früheren Hauptband Lightmare verorten konnte. Das gab's auf "B-Day" kaum zu hören, auf "Beast Of Bourbon" aber deutlich öfter, wie gleich der zweite Track "Slipping From Reality" mehr als kenntlich macht, und das Tapping in "Genetic Overkill" setzt noch eins drauf. Aber schon der gerade mal dreiminütige und alles in Grund und Boden thrashende Opener "Under Friendly Fire" hat eindrucksvoll verdeutlicht, daß die Wahrscheinlichkeit, Tankard würden eines Tages durchgehend neoklassischen Melodic Metal wie Lightmare spielen, ungefähr derjenigen entspricht, daß ich als nomineller Lutheraner Amtsnachfolger von Papst Johannes Paul II. werde. Trotzdem fällt ein Song wie "Die With A Beer In Your Hand", den abstrus-genialen Titel mal völlig außen vor gelassen, mit für Tankard nahezu progressiven Tempowechseln, seiner angespielten Trauermarschmelodie und einem Intro, das Lightmare 1:1 übernehmen könnten, doch etwas aus dem Rahmen des gewohnten, leicht punklastigen Thrash-Geprügels. Und "Endless Pleasure" schlägt dem Bierfaß dann den Boden aus: Das wäre tatsächlich ein richtig starker Lightmare-Song geworden, halbakustische Gitarren im Hintergrund inclusive - wäre da nicht Gerres unverwechselbarer Schreigesang, den man aus Hunderten anderer Sänger problemlos raushören kann, der sich aber natürlich für neoklassischen Melodic Metal überhaupt nicht eignet. Auch der Fronter aber hat sich ein paar kleine Experimente gegönnt, interpretiert die einleitenden Zeilen von "Endless Pleasure" fast clean und stößt dafür im Refrain von "The Horde" fast in blackmetallisches Kreischen vor. "Alien Revenge" hat gar nicht so viel mit "Alien" zu tun, wie man das nach dem ersten Blick auf die Titelverwandtschaft vermuten könnte - so retrospektiv sind Tankard diesmal also nicht veranlagt, wenn man von der Tatsache absieht, daß irgendwie jedes Tankard-Album anachronistisch wirkt, was aber auch wieder sein Gutes hat. Und "Beast Of Bourbon" ist dank Andys Gitarrenarbeit definitiv das "musikalischste" Tankard-Album, das in meiner Sammlung steht (das tun zwar nicht alle, aber ich gehe davon aus, daß auch unter den mir fehlenden kein "musikalischeres" mehr lauert; zumindest legt dies die Songauswahl auf der Livescheibe "Fat, Ugly And Live" nahe). Eine Hymne wie "Kings Of Beer" ist allerdings wieder mal abwesend - falls jemand die Frankfurter über diese weniger typische Schiene kennengelernt haben sollte. Dafür gibt's mit dem Closer "We're Coming Back" noch eine Art Mini-Hit (das muß doch eigentlich ein Cover sein, denkt man schon beim ersten Hören - der Promozettel bestätigt die Richtigkeit der Vermutung, denn der Song stammt von den britischen Punkern und Fußballfans Cock Sparrer). Trotzdem oder gerade deshalb sind die 45 Minuten wie im Fluge vergangen, und man kommt gar nicht dazu, zwischendurch mal zum Kühlschrank zu gehen und seinen Getränkevorrat in Richtung Stereoanlage zu bewegen. Nicht die schlechteste Referenz ...
Kontakt: www.afm-records.de

Tracklist:
Under Friendly Fire
Slipping From Reality
Genetic Overkill
Die With A Beer In Your Hand
The Horde
Endless Pleasure
Dean Men Drinking
Alien Revenge
Fistful Of Love
Beyond The Pubyard
We're Coming Back



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver